Italiener rächen sich an Tuchel
Ernährungswissenschaftler und Gesundheitsgurus predigen, der Mensch soll verzichten. Weniger sei mehr. Statt der doppelten Portion Currywurst, Schweinshaxe und Apfelstrudel soll er die Hälfte essen. Soll sich von Körnern, Grünzeug und Sojakleiengedöns ernähren. Weil das schließlich so gesund ist. Und weil der Mensch dann ein paar Sekunden länger lebt. Also eventuell. Möglicherweise. Vielleicht. Unter Umständen. Na ja, wenn alles optimal läuft halt.
Dem nicht genug, soll er nicht nur am Esstisch auf seinen Körper achten. Soll Treppen steigen, statt den Aufzug zu benutzen. Soll Fahrrad statt Auto fahren. Soll Wasser statt Cola trinken. Gipfel der Enthaltsamkeit ist die momentane Fastenzeit. Ihren Ursprung hat sie im Glauben. Das Interesse an Weihrauch und Rosenkränzen hat über die Jahrhunderte gelitten, pilgert der Mensch heute, dann in Stadien oder Konzerthallen. Vierzigtägiger Verzicht indes steht weiter hoch im Kurs, ist sogar hip.
Das Rauchen gehört bei den italienischen Spielerscouts, die jüngst das Training von Borussia Dortmund verfolgten, nicht dazu. Auf ihre Zigarettchen, ein Symbol des Widerstands gegen Gesundheitspolitik, wollten sie nicht verzichten. Nun trafen sie just auf BVB-Trainer Thomas Tuchel, einen Verfechter asketischer Lebensweise, der von Cheeseburgern mit Pommes Albträume bekommt.
Als der Magerkostler in Dortmund zu wirken begann, verbot er Dickmacher wie Zucker, Weizen oder Getreide. Mats Hummels etwa beschäftigt sich seitdem mit veganer Küche und trinkt kaum noch Kuhmilch. Was Tuchel von den qualmenden Zeitgenossen am Rande des Trainingsplatzes hielt, zeigte er ihnen mit einer Geste: Er äffte ihr Ziehen am Glimmstängel nach. Machte sich lustig.
Gerüchteweise sollen die Italiener längst den Racheakt planen. Heute werden die Viertelfinalbegegnungen der Champions League gezogen. Mafiosi haben die Loskugeln manipuliert, Dortmund trifft auf Juventus Turin. Beim Rückspiel in Italien wird der BVB-Koch entführt, außerdem verschwinden auf unerklärliche Weise die Ernährungspläne. Hilflos essen die Spieler Pasta, Pizza und Tiramisu – und scheiden aus.
Und Tuchel ist derart gefrustet, dass er eine raucht.