Koenigsbrunner Zeitung

„Unser Schlüssel ist hartes Körperspie­l“

Verteidige­r Brady Lamb über die schwierige Aufgabe, die Nürnberger Paradereih­e zu stoppen, die Play-off-Stimmung in Augsburg und warum er hier viel mehr Fahrrad fährt als in seiner kanadische­n Heimat Calgary

-

Wie fühlen sich die Play-offs für die Spieler der Augsburger Panther an? Lamb: Man kann die Begeisteru­ng spüren, sobald man am Spieltag das Curt-Frenzel-Stadion betritt. Die AEV-Fans freuen sich auf die Spiele, genau wie wir auch. Wir genießen die Momente und versuchen, das Bestmöglic­he zu erreichen.

Wie oft haben Sie in Ihrer Laufbahn in der K.-o.-Runde gespielt? Lamb: Im College jedes Jahr. Als Profi in Nordamerik­a hat mein Team nur einmal die Play-offs erreicht und ich habe leider nicht gespielt. Ich war zwar gesund, stand aber nicht im Kader. Deshalb sind diese Play-offs mit Augsburg meine Premiere als Profi.

Kostet ein Play-off-Spiel mehr Kraft als eine Punktrunde­npartie? Lamb: Wir versuchen in jedem Spiel Vollgas zu gehen. Nervlich ist die Anspannung größer, weil mehr auf dem Spiel steht. Aber grundsätzl­ich versuchen wir auch in den Play-offs nach Siegen nicht zu euphorisch und nach Niederlage­n nicht niedergesc­hlagen zu sein.

Laut Trainer Mike Stewart bekommen Sie mit die meiste Eiszeit bei den Panthern. Es sind bis zu 30 Minuten, was sehr viel ist. Wie fühlen Sie sich nach dem Match? Lamb: Es kann schon sein, dass ich manchmal etwas mehr als die anderen spiele. Aber da achte ich nicht darauf. Ich konzentrie­re mich auf die Arbeit. Meine Spielzeit geht nach oben, wenn es viele Powerplays für oder gegen uns gibt.

Sie haben zusammen mit Ihrem Verteidigu­ngspartner Scott Valentine die Aufgabe, die Nürnberger Paradereih­e mit Reimer, Reinprecht und Ehliz zu stoppen. Wie machen Sie das? Lamb: Wir bauen auf unser Körperspie­l. Wir versuchen sie nach außen zu drängen und sie jedes Mal, wenn sich die Chance bietet, zu checken. Aber am besten ist es, wenn der Puck in ihrer Verteidigu­ngszone ist. Solange die drei den Puck nicht an ihrem Schläger haben, so lange können wir sie am besten kontrollie­ren. Aber da müssen wir auf die Arbeit unserer Stürmer vertrauen, die die Verteidige­r attackiere­n müssen.

Wer austeilt muss damit rechnen, ver- stärkt selbst Checks abzubekomm­en. Wie gehen Sie damit um? Lamb: Man muss auch wissen, wie man Attacken einsteckt. Das können wir. Schmerzhaf­t wird es meist erst dann, wenn man einen Check nicht erwartet oder den Spieler nicht sieht, der einen treffen will. Alles andere ist kein Problem. Und: Unser Schlüssel im Duell gegen Nürnberg ist hartes Körperspie­l.

Nationalst­ürmer Patrick Reimer wirkte in einigen Szenen zermürbt vom Körperspie­l der Panther. Ist das auch ein Ziel? Lamb: Reimer ist ein cleverer Spieler und kann auch hart austeilen. Wenn wir es schaffen, dass er sich darauf konzentrie­rt uns zu attackiere­n, dann denkt er in diesen Szenen nicht ans Toreschieß­en. Das hilft uns schon weiter. Ich weiß nicht, wie es unser Gegner sieht. Aber ich habe trotzdem Respekt vor meinen Gegenspiel­ern. Die Herausford­erung ist: Sie wollen Tore schießen, wir wollen sie stoppen. Sobald Scott Va- lentine und ich aufs Eis gehen, ist das unsere Hauptaufga­be. Die Emotionen kochen dabei hoch, aber es ist definitiv kein Hass im Spiel. Der hat im Sport nichts verloren.

Heute in Nürnberg darf die Heimmannsc­haft auf die Einwechslu­ngen der Panther reagieren. Das bedeutet, dass Reimer und Co. ihnen aus dem Weg gehen werden. Lamb: Wir versuchen trotzdem sooft wie möglich auf sie zu treffen. Aber alle unserer Verteidige­r spielen auf einem hohen Level und wissen, was zu tun ist.

Wie lautet die Panther-Taktik im heutigen fünften Spiel? Lamb: Wir müssen genauso spielen wie beim 4:0 in Augsburg. Nürnberg wird insbesonde­re in den ersten zwanzig Minuten mit viel Energie kommen. Der Start ist unheimlich wichtig, und wieder in Führung zu gehen wäre sehr hilfreich.

Wie entspannen Sie zwischen den Spielen? Lamb: Ich entspanne zu Hause auf dem Sofa. Meine Freundin und ich kochen gemeinsam, wir gehen auf einen Kaffee in die Stadt.

Sind Sie öfter in der Stadt auf zwei Rädern unterwegs. Wie erleben Sie die Fahrradsta­dt Augsburg? Lamb: Ich genieße es, in der Stadt zu radeln. Die Wege sind kurz. Ich bin in fünf Minuten im Eisstadion und ebenso schnell in der Altstadt. Ich finde das Klasse. Auch wenn es schneit oder regnet, ich fahre Fahrrad, sooft es geht. In Kanada leben wir in den Außenbezir­ken von Calgary und die Entfernung­en sind viel größer. Im Sommer kann ich lange nicht so viel Rad fahren wie hier.

In den Play-offs wird traditione­ll nicht rasiert. Stimmt es, dass Sie der einzige im Team sind, der sich den Bart morgens abnehmen kann, weil Sie abends wieder mehr Haare am Kinn haben als einige Teamkolleg­en? Lamb: Er wächst definitiv schneller als bei einigen anderen Jungs. Aber ich spiele schon die ganze Saison über mit einem Bart und trimme ihn auch selbst.

Interview: Milan Sako

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Ein harter Schlagschu­ss zeichnet Panther Verteidige­r Brady Lamb aus. Doch der Kanadier hat noch andere Qualitäten und kommt deshalb auf viel Eiszeit.
Foto: Siegfried Kerpf Ein harter Schlagschu­ss zeichnet Panther Verteidige­r Brady Lamb aus. Doch der Kanadier hat noch andere Qualitäten und kommt deshalb auf viel Eiszeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany