Eltern im Clinch mit der Spielwarenindustrie Mein Augsburg
Kinder haben mächtige Verbündete: Weltkonzerne wie Disney und Lego. Da kann es schon mal passieren, dass aus einem fehlenden Teil eine kleine Familienkrise erwächst
Als Vater hat man ja nicht nur mit den alltäglichen Erziehungsproblemen zu tun, also „Zieh dich bitte endlich an“, „Mach keinen Quatsch während des Zähneputzens“, „Die zwei Löffel kannst Du doch auch noch aufessen“. Man hat zudem noch die gesamte Spielwarenund Filmindustrie gegen sich. Und die ist mächtig. Sehr mächtig.
Vielleicht sollte ich eines vorwegschicken: Ich bin ein großer LegoFan. Die bunten Bausteine waren viele Jahre lang mein absolutes Lieblingsspielzeug als Bub. Der Bettkasten war bis zum Rand voll mit Klötzchen. Stundenlang saß ich am Boden und bastelte Raumschiffe und Fantasie-Autos.
Lego ist auch heute noch großartig. Meine Kinder lieben es. Aber Lego hat sich verändert. Es gibt Lego Technic, mit dem man einen Bagger quasi originalgetreu nachbauen kann – vorausgesetzt, man hat ein Ingenieurstudium absolviert. Es gibt Lego Ninjago, mit dem man furchterregende Flugdrachen quasi originalgetreu nachbauen kann – vorausgesetzt, es gäbe sie. Und es gibt Lego Disney. Und das ist eine besonders perfide Form.
Denn da haben sich zwei Giganten der Kinderunterhaltungsindustrie gegen die Eltern dieser Welt verschworen. Selbst wenn Sie keine Kinder haben: Die unfassbare Welle von Eisköniginnen kann Ihnen gar nicht entgangen sein. Sie müssen wissen, dass es praktisch kein Mädchen zwischen drei und acht gibt, das nicht auf diesen Film steht. Und auf die Hauptdarstellerinen Anna und Elsa. Und auf all die Zusatzprodukte, die die Spielwarenindustrie ausspuckt. Doch, doch, es gibt sogar Eisköniginnenklopapier. Gehen Sie einfach davon aus, dass es nichts nicht gibt mit Elsa-Motiv. Und gehen Sie auch davon aus, dass kleine Töchter alles das haben wollen.
Disney verdient überall mit, weil der Konzern die Lizenzen vergibt. Das geht sogar so weit, dass man im umfangreichen Bild-Archiv der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nur ein Bild findet, auf dem Elsa ganz weit hinten oben auf einem Balkon steht und man weder sie noch ihre Schwester Anna erkennt. Die bei Disney wissen schon, was sie an ihrer Eiskönigin haben.
Es gibt auch einen Elsa-Eispalast von Lego. Meine Tochter hat ihn zu Weihnachten bekommen. Schöne Sache. Wir haben ihn zusammen aufgebaut. Meine Erfahrung mit Lego ist, dass niemals ein Teil fehlt. So habe ich das der Kleinen auch kommuniziert. Der Palast ist also fast fertig, wir wollen die Figuren zusammenstecken. Doch: Die weißblonden Haare der Eiskönigin (links) mit dem charakteristischen Elsa-Zopf fehlen.
Sie fehlen wirklich, und das ist natürlich eine Katastrophe. Meine Frau hat als ErsteHilfe-Maßnahme eine Frisur aus Engelslöckchen vom Christbaum improvisiert. „Wir besorgen dir ElsaHaare nach den Feiertagen“, redeten wir beruhigend auf die Tochter ein.
So lange konnte sie nicht warten. Internet also. Lego-Seite => Kundenservice => Fehlende Teile => Steine & Teile => Elsa-Haare. Doch leider: „Dieses Element ist momentan nicht verfügbar.“Im Übrigen ist auch der Rock, ein weiteres elementares Elsa-Teil nicht verfügbar. Die Elsa-Figur allein gibt es nicht zu kaufen. Nur in einem Set. Und das kostet 15 Euro. Noch sind die Engelslöckchen auf Lego-Elsas Kopf. Mal sehen, wie lange die Eltern das durchhalten...