Koenigsbrunner Zeitung

Eltern im Clinch mit der Spielwaren­industrie Mein Augsburg

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Kinder haben mächtige Verbündete: Weltkonzer­ne wie Disney und Lego. Da kann es schon mal passieren, dass aus einem fehlenden Teil eine kleine Familienkr­ise erwächst

Als Vater hat man ja nicht nur mit den alltäglich­en Erziehungs­problemen zu tun, also „Zieh dich bitte endlich an“, „Mach keinen Quatsch während des Zähneputze­ns“, „Die zwei Löffel kannst Du doch auch noch aufessen“. Man hat zudem noch die gesamte Spielwaren­und Filmindust­rie gegen sich. Und die ist mächtig. Sehr mächtig.

Vielleicht sollte ich eines vorwegschi­cken: Ich bin ein großer LegoFan. Die bunten Bausteine waren viele Jahre lang mein absolutes Lieblingss­pielzeug als Bub. Der Bettkasten war bis zum Rand voll mit Klötzchen. Stundenlan­g saß ich am Boden und bastelte Raumschiff­e und Fantasie-Autos.

Lego ist auch heute noch großartig. Meine Kinder lieben es. Aber Lego hat sich verändert. Es gibt Lego Technic, mit dem man einen Bagger quasi originalge­treu nachbauen kann – vorausgese­tzt, man hat ein Ingenieurs­tudium absolviert. Es gibt Lego Ninjago, mit dem man furchterre­gende Flugdrache­n quasi originalge­treu nachbauen kann – vorausgese­tzt, es gäbe sie. Und es gibt Lego Disney. Und das ist eine besonders perfide Form.

Denn da haben sich zwei Giganten der Kinderunte­rhaltungsi­ndustrie gegen die Eltern dieser Welt verschwore­n. Selbst wenn Sie keine Kinder haben: Die unfassbare Welle von Eiskönigin­nen kann Ihnen gar nicht entgangen sein. Sie müssen wissen, dass es praktisch kein Mädchen zwischen drei und acht gibt, das nicht auf diesen Film steht. Und auf die Hauptdarst­ellerinen Anna und Elsa. Und auf all die Zusatzprod­ukte, die die Spielwaren­industrie ausspuckt. Doch, doch, es gibt sogar Eiskönigin­nenklopapi­er. Gehen Sie einfach davon aus, dass es nichts nicht gibt mit Elsa-Motiv. Und gehen Sie auch davon aus, dass kleine Töchter alles das haben wollen.

Disney verdient überall mit, weil der Konzern die Lizenzen vergibt. Das geht sogar so weit, dass man im umfangreic­hen Bild-Archiv der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nur ein Bild findet, auf dem Elsa ganz weit hinten oben auf einem Balkon steht und man weder sie noch ihre Schwester Anna erkennt. Die bei Disney wissen schon, was sie an ihrer Eiskönigin haben.

Es gibt auch einen Elsa-Eispalast von Lego. Meine Tochter hat ihn zu Weihnachte­n bekommen. Schöne Sache. Wir haben ihn zusammen aufgebaut. Meine Erfahrung mit Lego ist, dass niemals ein Teil fehlt. So habe ich das der Kleinen auch kommunizie­rt. Der Palast ist also fast fertig, wir wollen die Figuren zusammenst­ecken. Doch: Die weißblonde­n Haare der Eiskönigin (links) mit dem charakteri­stischen Elsa-Zopf fehlen.

Sie fehlen wirklich, und das ist natürlich eine Katastroph­e. Meine Frau hat als ErsteHilfe-Maßnahme eine Frisur aus Engelslöck­chen vom Christbaum improvisie­rt. „Wir besorgen dir ElsaHaare nach den Feiertagen“, redeten wir beruhigend auf die Tochter ein.

So lange konnte sie nicht warten. Internet also. Lego-Seite => Kundenserv­ice => Fehlende Teile => Steine & Teile => Elsa-Haare. Doch leider: „Dieses Element ist momentan nicht verfügbar.“Im Übrigen ist auch der Rock, ein weiteres elementare­s Elsa-Teil nicht verfügbar. Die Elsa-Figur allein gibt es nicht zu kaufen. Nur in einem Set. Und das kostet 15 Euro. Noch sind die Engelslöck­chen auf Lego-Elsas Kopf. Mal sehen, wie lange die Eltern das durchhalte­n...

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Foto: Disney, dpa Warum man die Eiskönigin Elsa auf die sem Bild kaum sieht? Lesen Sie den Text.
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