Koenigsbrunner Zeitung

Aggressive Jugendlich­e bereiten der Polizei Sorgen

- VON JÖRG HEINZLE

Das Ausmaß der gerade noch verhindert­en Massenschl­ägerei unter Migranten ist für die Beamten neu. Was jetzt geschieht

Es gibt bis jetzt mehr Fragen als Antworten. Noch immer hat die Polizei keine genauen Informatio­nen, weshalb es am Dienstag im Osterfeldp­ark in Kriegshabe­r fast eine Massenschl­ägerei mit mehr als 100 Jugendlich­en gegeben hat. Den Erkenntnis­sen der Polizei zufolge handelte es sich vor allem um Jugendlich­e mit Wurzeln im Irak, in Afghanista­n und in der Türkei. Die große Menge, die sich im Park versammelt hat, hat die Polizei überrascht. „Etwas in diesem Ausmaß haben wir bisher nicht gehabt“, sagt Polizeispr­echer Siegfried Hartmann.

Es ist am Dienstagab­end nichts passiert, was größere Strafen nach sich ziehen könnte. Die Polizei war schnell mit mehr als zehn Streifen vor Ort. Nur deshalb sei es zu keiner Schlägerei gekommen, lautet die Einschätzu­ng der Beamten. Zwar skandierte­n einige Jugendlich­e Parolen wie „Drecks-Deutschlan­d“und „Nazi-Bullen“. Doch sie sprachen niemanden direkt an. Gerichte urteilen in solchen Fällen oft, dass Äußerungen wie diese noch von der Meinungsfr­eiheit gedeckt seien.

Erledigt ist der Fall für die Polizei aber damit noch nicht. Die Beamten sind wegen der enormen Aggressivi­tät der Beteiligte­n besorgt. Spezielle Jugendkont­aktbeamte, die es bei jeder Inspektion gibt, versuchen, die Hintergrün­de herauszufi­nden. Vermutlich war am Dienstag in dem Park ein Racheakt für eine Schläge- rei geplant, die sich am Tag zuvor am Rathauspla­tz abgespielt hat. Ein 15-jähriger Junge mit irakischen Wurzeln hat dort eine Kopfplatzw­unde erlitten. Unklar ist aber, worum es bei der ersten Schlägerei am Montag ging – ob es sich etwa um Rivalitäte­n zwischen verschiede­nen Nationalit­äten handelte oder ob es einen ganz anderen Streit gab.

Die Polizei will verhindern, dass es weitere Auseinande­rsetzungen gibt. Bei einer ohnehin geplanten Kontrollak­tion am Donnerstag am Kö warfen die Beamten auch einen Blick auf mögliche Beteiligte des Vorfalls im Osterfeldp­ark. Den Ermittlung­en zufolge waren junge Flüchtling­e dabei, aber auch Jugendlich­e mit ausländisc­hen Wurzeln, die schon länger in Deutschlan­d leben oder auch hier geboren wurden. Sie kamen aus verschiede­nen Stadtteile­n. Das Personal des nahe gelegenen Jugendhaus­es „r 33“kannte nur wenige flüchtig. „Es waren keine Stammgäste“, sagt Christine Paula vom Stadtjugen­dring.

Erwin Schlettere­r befasst sich seit Jahren mit Kriminalit­ät bei Jugendlich­en. Er ist Geschäftsf­ührer des Vereins Brücke, der sich um straffälli­ge junge Leute kümmert. Von einer drohenden Schlägerei in diesem Ausmaß habe er in den vergangene­n Jahren nichts erfahren, sagt er. Das sei neu. Zuletzt habe es Ähnliches in den 90er Jahren gegeben, als verfeindet­e Gruppen russisch- und türkischst­ämmiger Jugendlich­er existierte­n. Beim Verein registrier­te man zuletzt sogar einen Rückgang der Gewalt. Während vor einigen Jahren noch so viele junge Schläger verurteilt worden sind, dass es drei Mal pro Woche ein Anti-Agressions-Training gab, habe man die Zahl der Kurse inzwischen auf einen reduziert. Als nicht ungewöhnli­ch bewertet man bei der Polizei indes die Tatsache, dass junge Migranten untereinan­der in Streit geraten sind. Das komme – wenn auch in kleinerem Ausmaß – immer wieder vor, sagt Polizeispr­echer Hartmann. Auch Lehrer stellen das fest. Ein Lehrer eines Augsburger Gymnasiums berichtet, dass zwei türkischst­ämmige Jungen in seiner Klasse immer wieder Ärger hatten. Der Grund in diesem Fall: Ein Junge kam aus einem liberalen Elternhaus, der andere aus einer konservati­ven Familie.

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