Diesmal singt Judas ein Solo
Es geht beim Passionsspiel in Bobingen um den Verräter unter den Aposteln und um gesangliche Herausforderungen für Chor und Darsteller
Bobingen Eindrucksvoll erheben sich die Stimmen der Chorsänger auf der improvisierten Bühne im Probensaal der Bobinger Theaterschmiede in der Laurentiusgrundschule. Theaterleiterin Ingrid Schmid ist begeistert. „Für die erste gemeinsame Probe läuft das echt spitze und hört sich sehr gut an“, sagt sie. Auch die Schauspielerei der Darsteller sei schon recht gut. Dabei ist das gar nicht so einfach, denn normalerweise können sich die Chormitglieder nur auf ihren Gesang konzentrieren und müssen nicht noch auf Mimik und Gestik achten.
Das weiß auch Jaqueline Burckhardt, die Chorleiterin, die zusammen mit Werner Sirch für die Musik zuständig ist. Burckhardt war bereits beim vergangenen Passionsspiel mit dabei – damals noch als Sängerin. „Es ist nicht einfach, bei einem Schauspiel auf der Bühne zu singen“, erklärt sie. „Es gibt keinen Dirigenten, deshalb müssen die Sänger sehr gut aufeinander hören. Und unser Chor ist bunt gemischt: Die jüngste Sängerin ist 14 Jahre alt, die ältesten Chormitglieder sind im Rentenalter.“
Eine zusätzliche Schwierigkeit: Die Chormitglieder stehen nicht nach Stimmen geordnet, sondern bunt durcheinander. Jeder muss also seine Stimme sicher beherrschen. Bisher klappt das schon sehr gut. Jaqueline Burckhardt ist voll des Lobes für ihre Sänger. „Damit es nicht zu viele Proben werden, bekamen die Sänger vorab eine CD mit den Liedern und mussten sich zu Hause auf die ersten Proben selbst vorbereiten.“
Auch eine der Hauptrollen hat eine Gesangseinlage. Jochen Ulsamer, der den Judas spielt, war bereits bei einigen Proben. „Es ist eine Premiere für mich, bei einem Stück zu singen“, gibt er zu. „Aber ich spiele seit Langem in einer Band und singe da auch, es ist also nichts ganz Neues für mich.“
Ulsamer hat in diesem Jahr die Hauptrolle, denn es geht um die Rolle des Judas in der Bibelgeschichte. Seine Gedanken, seine Taten und das, was sich aus dieser Konstellation letzten Endes ergeben hat, werden im diesjährigen Passionsspiel mit einem tiefsinnenden Blick betrachtet.
Doch noch geht es bei den Proben eher darum, welche Schritte die Tempelwache machen soll und welcher Ablauf später auf der Bühne in der Singoldhalle und zwischen den Kulissen sinnvoller ist? Lieber ein Abgang nach rechts oder nach links? Und wer soll für die nächste Szene gleich auf der Bühne bleiben? Akribisch vermerkt Regisseurin Ingrid Schmid jede Entscheidung in ihrem Skript, denn es geht mittlerweile hoch her auf der improvisierten Bühne.
Jesus alias Peter Sedlacek soll sich beweisen, doch ihm fehlen die Worte. Text vergessen. Noch darf das in der Probe passieren, trotzdem gilt: „Bitte aufpassen!“, mahnt Ingrid Schmid. Es ist mühsam, wenn sie Regieanweisungen mehrmals wiederholen muss, bis es alle gehört haben.
Aber das kann vorkommen, denn das Passionsspiel ist ein Mammutprojekt, was die Anzahl der beteiligen Schauspieler und Statisten betrifft. „In diesem Jahr haben wir allein 17 neue Erwachsene und vier neue Kinder mit dabei“, erzählt Schmid. Sie ist, trotz aller großer und kleiner Fehler, die noch vorkommen, zufrieden: „Wir sind schon recht weit, was die Proben anbetrifft und ich bin total stolz. Wir sind heuer eine ganz tolle Truppe.“
Und da Pfarrer Mariusz Pluta bereits allen den Passionssegen erteilt hat, könne es eigentlich nur noch besser werden. Noch ist ein wenig Zeit, aber erfahrene Mitspieler wissen, dass die letzten Wochen zu rasen scheinen, vor allem, wenn es gilt, an den letzten Details zu feilen, bis es dann heißt: Vorhang auf für „Judas, der Verräter“.
Die Aufführungstermine in der Singoldhalle in Bobingen: Freitag, 7. April, 19.30 Uhr Samstag, 8. April, 19.30 Uhr Sonntag, 9. April, 17 Uhr.
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