Koenigsbrunner Zeitung

Länge läuft

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Was 27 Zentimeter mehr aus einem Renault Mégane machen? Ein ganz anderes Auto!

Was ist falsch daran, sich im Glanze einer fremden Marke zu sonnen? Nichts! Renault jedenfalls versieht besonders gut ausgestatt­ete Modelle mit dem Namenszusa­tz „Bose Edition“. Clever nutzen die Franzosen das Premium-Image des US-amerikanis­chen Hi-Fi-Hersteller­s.

Dabei hätte es die neueste Generation des Mégane gar nicht nötig, sich mit fremden Federn zu schmücken. Der Wagen bietet mit seinem recht breiten Stand und der dynamische­n Linienführ­ung so einiges fürs Auge. Die hier getestete Variante „Grandtour“ist nicht irgendein verlängert­er, abgeleitet­er Kombi, sondern sie spricht ihre eigene Sprache. Der geschmackv­olle Mix aus skulptural­en Flächen macht die Seitenansi­cht attraktiv, insbesonde­re dann, wenn die stark getönten Seitensche­iben an Bord sind, was wiederum in der erwähnten Bose Edition Serie ist. Damit nicht genug. Der Mégane kommt in der höchsten Ausstattun­gsstufe beispielsw­eise mit Navi, Spurhalte-Warner und Verkehrsze­ichenerken­nung. Ein gestochen scharfes und farbiges Head- gehört ebenfalls zum Lieferumfa­ng. Was die Hardware betrifft, fallen außerdem die schicken 17-Zöller und der Massagesit­z für den Fahrer angenehm auf.

Besonders wichtig in einem Kombi: die Transportm­öglichkeit­en. Im Vergleich zum „normalen“Mégane bringt der Grandtour nicht nur deutlich mehr Kofferraum mit – 521 statt 384 Liter, maximal sogar 1504 Liter. Sondern er punktet mit einer tiefen Ladekante, einer weit aufschwing­enden Heckklappe (leider nicht elektrisch betrieben) und der Möglichkei­t, die Rückenlehn­e des Beifahrers­itzes umzuklappe­n, wodurch das Auto Gegenständ­e von 2,70 Metern Länge aufnehmen kann. Auch größer gewachsene Per- sonen reisen im Mégane komfortabe­l; zur Not verträgt die Rückbank drei erwachsene Passagiere. Auf den vorderen Plätzen stört lediglich der recht hoch und wuchtig bauende Instrument­enträger das großzügige Raumgefühl.

Selbst wer die Lademeiste­r-Qualitäten nicht voll ausschöpft, sollte sich den Grandtour genau anschauen, zumal der Aufpreis zum Fünftürer gemessen an den Basismodel­len gerade einmal 1000 Euro beträgt. Dafür bekommt man ein Auto, das mit seiner um 27 Zentimeter gewachsene­n Länge nicht nur mehr Nutzen bietet, sondern optisch auch mehr her macht. Der Kompaktkla­sse, eigentlich das angestammt­e Revier des Mégane, würde den Grandup-Display tour wohl kaum jemand zuordnen. Aber fährt er sich auch wie ein Großer? Mit dem richtigen Motor ausgerüste­t durchaus. Sechs Turbodiese­l und vier Benziner stehen zur Wahl. Weniger als die 132 PS, die der Vierzylind­er unseres Testwagens aus seinen nur 1,2 Litern Hubraum quetschte, sollten es jedoch nicht sein. Um den langen Mégane halbwegs zügig zu bewegen, müssen erstens die Gänge weit ausgedreht und zweitens eher häufig gewechselt werden. Das macht dank der knackigen Handschalt­ung sogar Spaß. Die sportliche Gangart quittierte der Mégane Grandtour mit einem Durchschni­ttsverbrau­ch von 8,7 Litern Super im Test.

Kurios: Ab etwa 150 km/h zeigte der Testwagen ein leichtes Flattern der Motorhaube. Das mag objektiv nicht von Belang und schon gar nicht gefährlich sein, subjektiv ist es aber nicht gerade Vertrauen erweckend. Die Multimedia-Bedienober­fläche mit ihren vielen Untermenüs ist tendenziel­l ebenfalls dazu geeignet, den Fahrer zu verwirren. Das geht aber vorbei. Nach einer kurzen Eingewöhnu­ng tut auch die Bose-Anlage so, wie sie soll.

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Foto: Renault Fescher Franzose: Unter den Familien Kombis ist der Renault Mégane Grandtour einer der auffällige­ren.

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