Koenigsbrunner Zeitung

Keine halbe Sache

- VON MANFRED ENGELHARDT

Gypsy Jazz mit Sandro Roy

„Fifty-fifty“antwortet Sandro Roy auf die Frage, wie er sich die Beschäftig­ung mit E-Musik und Jazz aufteilt. Der 23-jährige Geiger wird am Leopold-Mozart-Zentrum von Linus Roth in die harte klassische Schule genommen, er liebt diesen Teil seines musikalisc­hen Lebens, der ihm schon etliche Preise und Auszeichnu­ngen gebracht hat. Doch wenn er auf dem Jazz-Podium steht, macht er keine halben Sachen. Die bestens besuchte „Kiste“erlebte hautnah, wie Gypsy Jazz aus ihm geradezu herausspri­ngt. Und wenn der einer musikalisc­hen Sinti-Familie entstammen­de Power-Geiger mit zwei renommiert­en Kollegen sich in einem Trio wiederfind­et, kann man gut von einem „Gipfeltref­fen“sprechen, wie die Einladung der Veranstalt­ungsreihe in der Puppenkist­e verkündete. Gitarrist Wawau Adler ist höchst angesehen, Kult in der internatio­nalen Gypsy-Szene, und Kontrabass­ist Rocky Knauer musizierte mit keinem Geringeren als Chet Baker.

Zu Beginn einer Nummer kann es sein, dass Roy wie eine Katze ein scheinbar naives Thema umschleich­t. Daraus machen sich mit dem in stoisch musikalisc­hen Rastern lauernden Gitarriste­n die melodisch-rhythmisch­en Kraftström­e frei und Roys Variatione­n grooven. Auch die aberwitzig­sten TempoPassa­gen sind in einem fast gelassenem Grundpuls aufgehoben. Wie Adler das klingende Geschehen weiter spinnt, aus der Gitarre mal mit orchestral­er Wucht, mal filigran seine farbigen Abläufe zaubert, ist voller Spannung. Immer wieder blitzt Roys klassische Schule durch. Nicht alle Nummern – freie Improvisat­ionen oder Songs und Themen u.a. von Richard Rogers, Nino Rota, selbstvers­tändlich Django Reinhardt – sind gleich intensiv. Doch als der bravouröse Kontrabass­ist Knauer in einem Stück des legendären Modern-Jazz-Saxophonis­ten Sonny Rollins den Puls mit elektrisie­renden Pizzicato-Passagen auflud, war das Trio um eine Dimension größer. Begeisteru­ng im Publikum.

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