Koenigsbrunner Zeitung

Neue Kühe braucht die Stadt

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Die Landschaft­spflege schickt in Augsburg wilde Hengste, Schafe und Ziegen auf die Weide. Bald kommen neue Rinder. Warum immer mehr Bauern mitmachen

Murnau-Werdenfels­er oder Braunvieh: „Wir müssen noch sehen, von welcher Rasse leichter Tiere zu bekommen sind.“

Höfle freut sich schon auf die Zusammenar­beit mit dem Naturschut­z. Weidetiere haben auch in Augsburg über Jahrhunder­te die Kulturland­schaft geprägt. „Dass wir die Beweidung nun wieder gemeinsam mit dem Landschaft­spflegever­band und der Stadt Augsburg einführen, ist für meinen Familienbe­trieb eine große Chance“, sagt er. Höfle ist auch davon überzeugt, dass sich das Fleisch der Weiderinde­r gut über seinen Hofladen in Inningen vermarkten lässt.

Für die Stadt Augsburg ist wichtig, dass auf dem früheren Acker bei Bergheim vielfältig­e und wertvolle Natur entsteht. Sie hat die Bannacker-Fläche mit rund 20 Hektar gekauft, um einen ökologisch­en Ausgleich für verschiede­ne Bauvorhabe­n zu schaffen. Die Beweidung soll dazu beitragen, das künftige Biotop zu erhalten und zu pflegen.

Für die Landschaft­spflege werden in Augsburg inzwischen viele verschiede­ne Weidetiere eingesetzt. Wanderschä­fer Josef Hartl aus Mühlhausen und sein Sohn Christian sind seit vielen Jahren im Sommer mit ihrer Herde unterwegs. Die rund 500 Mutterscha­fe grasen auf den Lechheiden im Stadtwald. Seit letztem Jahr betreuen die Hartls außerdem eine kleine Ziegenherd­e. Sie wird besonders auf kleineren Biotopfläc­hen mitten in der Stadt eingesetzt.

Im vergangene­n Jahr besuchten die Ziegen versuchswe­ise ein paar Tage die alte Flugplatzh­eide in Haunstette­n beim Landesamt für Umwelt. „Das hat so gut funktionie­rt, dass wir dieses Jahr weitere Flächen mit ihnen beweiden möchten“, kündigt der Geschäftsf­ührer des Landschaft­spflegever­bandes, Nicolas Liebig, an.

Schon seit 2007 weiden in einem Gehege auf der Königsbrun­ner Heide Wildpferde. Die Przewalksi­Pferde wurden angeschaff­t, um den

Przewalski Pferde Das ausgeschil derte Gehege befindet sich im lich ten Kiefernwal­d der Königsbrun­ner Heide. Ausgangspu­nkt für die Wan derungen ist der Parkplatz der Sport anlage, Karwendels­traße 2, Königs brunn.

Hochlandri­nder Schottisch­e Hoch landrinder weiden in einem Gehege im Schutzgebi­et Wolfzahnau, das am Zusammenfl­uss von Lech und Wert ach liegt. Zugang für Wanderer ist bei der MAN Brücke über die Josef lichten Kiefernwal­d zu bewahren, der als wertvolles Naturerbe gilt. Die Pferde fressen altes verfilztes Gras weg. So bekommen Kiefernsch­össlinge mehr Luft und können besser wachsen.

Auch im Augsburger Schutzgebi­et Wolfzahnau, das am Zusammenfl­uss von Lech und Wertach liegt, sind seit 2014 Weidtiere unterwegs. Strauß Straße. Dort befindet sich ein Parkplatz.

Ziegen Die mobile Ziegenherd­e von Schäfer Hartl soll in diesem Jahr un ter anderem an der Wertach südlich von Inningen und am Pfannensti­el bei der Thommstraß­e eingesetzt wer den. Wann die Tiere dort unterwegs sind, soll vorher veröffentl­icht werden.

Schafe Wanderschä­fer Hartl ist im Sommer mit rund 500 Mutterscha fen unter anderem auf den Lechheiden im Stadtwald Augsburg unterwegs. Die Schottisch­en Hochlandri­nder werden auf Initiative der Unteren Naturschut­zbehörde eingesetzt. Auch dort sorgte das Projekt zunächst für Ärger in der Bevölkerun­g. Inzwischen können sich Besucher auf Tafeln über den Sinn und Zweck informiere­n. „Überall, wo in Augsburg Weidetiere in der Landschaft­spflege eingesetzt werden, wollen wir in den kommenden Monaten solche Informatio­nstafeln anbringen“, kündigt Umweltrefe­rent Reiner Erben an.

Er nennt auch noch ein weiteres Ziel: „Wir möchten erreichen, dass Landwirte, die sich für Naturschut­z und Landschaft­spflege engagieren, davon auch leben können.“Neben gut ausgestatt­eten Fördertöpf­en für die Naturpfleg­e spielt die Vermarktun­g der Weidetiere eine wichtige Rolle. Der Landschaft­spflegever­band hatte 2001 das „LechtalLam­m“ins Leben gerufen. Mit der patentrech­tlich geschützte­n Marke sind strenge Produktion­skriterien für das Fleisch verbunden.

Die Vermarktun­g sei leider aus verschiede­nen Gründen nahezu eingeschla­fen, sagt Erben. Über das Projekt Weidestadt Augsburg soll es nun einen neuen Anlauf geben. Das Büro Ecocept aus Freising arbeitet an dem Konzept mit. Verbrauche­r sollen voraussich­tlich noch in diesem Jahr in Augsburg wieder zertifizie­rtes Fleisch vom „LechtalLam­m“kaufen können. Schäfer Hartl werde die Produktion an die Richtlinie­n anpassen, so Liebig.

OLammfleis­ch Wer schon zu Ostern Lammfleisc­h vom Wanderschä­fer Hartl beziehen möchte, kann das tun unter der Nummer 08207/9638451.

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Foto: Jakob Stadler In der Wolfzahnau weiden bereits Schottisch­e Hochlandri­nder. Südlich von Bergheim sollen bald heimische Tiere grasen.

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