Königsbrunn will noch fahrradfreundlicher werden
Die Stadt wird in diesem Jahr einiges dafür tun, dass Radler bessere Bedingungen vorfinden. Geht es nach den Grünen, soll bald eine besondere Zertifizierung folgen. Doch hier sind noch Fragen offen
Königsbrunn Fahrradfahrer finden in Königsbrunn vielerorts gute Bedingungen vor. Schon allein wegen der örtlichen Gegebenheiten: Wer nicht gerade auf die Ulrichshöhe kraxeln möchte, kann ohne große Hindernisse über flaches Land rollen. Dazu gibt es an den meisten größeren Straßen Radwege, dazu viele gut befahrbare Wege abseits der großen Straßen. Die Grünen möchten daher der „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern“(AGFK) und der Stadt den Titel „Fahrradfreundliche Kommune“sichern.
Das Label hat für den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stadtrat Alwin Jung als Referent für Stadtentwicklung besonderen Charme: Einmal, weil dadurch Experten in die Stadt kämen, die fundierte Verbesserungsvorschläge machen können. Und dann natürlich, weil man solch einen Titel durchaus für die Vermarktung der Stadt verwenden könne. Ziel der AGFK ist es, den Radverkehr als Ganzes zu fördern. Dazu sollen über die Organisation Synergieeffekte zwischen den Kommunen geschaffen und nutzbar gemacht werden. Die Organisation unterstützt die Mitglieder in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, Information, Service und Infrastruktur. Alle sieben Jahre wird überprüft, ob die Kommunen die Voraussetzungen als fahrradfreundliche Stadt noch erfüllen. Stadt und Landkreis Augsburg sind bereits Mitglieder. Königsbrunn soll nun nachziehen, findet Jung.
Der Hauptausschuss befasste sich in der vergangenen Woche mit dem Antrag der Grünen, eine Entscheidung ist allerdings noch nicht gefallen. Denn die Mitglieder des Ausschusses wollen erst noch mehr Informationen, welche Kosten der Stadt entstehen könnten. Die 2000 Euro jährlichen Mitgliedsbeitrag sahen die Räte als problemlos an. Doch in den Voraussetzungen für die Mitgliedschaft hatte Christian Toth (FDP) den Passus entdeckt, dass die Mitglieder einen Radverkehrsbeauftragten oder eine Ansprechstelle vorweisen müssen. Hier stellte sich den Räten die Frage nach der genauen Ausgestaltung und möglichen daraus resultierenden Folgekosten. Daher entschied man sich einstimmig dafür, diese Frage zu klären und dann in der nächsten Sitzung eine Entscheidung zu fällen.
Denn insgesamt erfüllt die Stadt schon viele Kriterien, die für eine Mitgliedschaft nötig sind. So hat man 2012 ein Fahrradkonzept erarbeitet und Verbesserungsvorschläge der Bürger eingeholt. Seitdem wurden Wegeführungen geändert, Schilder an Sackgassen zeigen an, ob sie für Radfahrer durchgängig benutzbar sind, der Alte Postweg Richtung Gymnasium wurde zur Fahrradstraße umgewidmet.
Fahrradstellplätze sind ein weiteres wichtiges Thema: Erste neue Bügel zum Anschließen wurden unter anderem vor dem Rathaus montiert, weitere sollen in diesem Jahr folgen. Mit einer Querungshilfe für Radfahrer und Fußgänger über die Lechstraße nahe des Ilsesees ist eine weitere Maßnahme geplant. Und die Stadt will in den nächsten Wochen Radwegweiser im Stadtgebiet anbringen. Diese Merkmale finden sich ebenfalls im Kriterienkatalog für die fahrradfreundliche Stadt wieder.
Offene Baustellen gebe es sicher trotzdem, sagt Alwin Jung: „Wenn die Expertenkommission in die Stadt kommt, können wir sicherlich Tipps für die Zukunft mitnehmen und daraus lernen.“Sicherheit ist in dieser Hinsicht immer ein Thema: Die Polizei verzeichnete in Königsbrunn im vergangenen Jahr 58 Unfälle mit Fahrradfahrern (2015: 51). Allerdings seien dabei häufig auch die Radfahrer schuld, weil sie sich nicht an die Regeln halten.
Der Besuch der Expertenkommission wäre der erste Schritt auf dem Weg zur Mitgliedschaft: Bei einem ersten Besuch machen sich die AGFK-Vertreter ein Bild von der Situation und geben Anregungen, was noch verbessert werden muss, um Chancen auf das Label zu haben. Danach hat die Kommune vier Jahre Zeit, um Mängel zu beheben und Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Im Idealfall wären das in Königsbrunn nicht mehr allzu viele.