Koenigsbrunner Zeitung

Gleichklan­g und höchste Virtuositä­t

Die Alte Musik lockt die Besucher diesmal nach Kaufering. Die Flötistin steht im Mittelpunk­t

- VON ROMI LÖBHARD

Kaufering Die Stiftungsk­onzerte für die evangelisc­he Gemeindest­iftung Kaufering haben sich etabliert. Zum sechsten Mal kamen Musikliebh­aber zur Realschule Kaufering, in Erwartung der Überraschu­ngen, die ihnen Anna Katharina von Schnurbein bieten würde. Dieses Mal war der musikalisc­he Nachmittag fast ganz auf Alte Musik ausgericht­et, beziehungs­weise auf Musik auf historisch­en Instrument­en.

Zu Gast waren Silvia Berchtold (Blockflöte­n), Guilherme Barroso (Lauten) und Gerhard Abe-Graf (Cembalo). Berchtold wurde fast schon mit Blockflöte in den Händchen geboren. Sie spielt, seit sie vier ist, hat viele Preise gewonnen, hat ihr Instrument studiert und unterricht­et mittlerwei­le, engagiert sich aber auch sozial. Abe-Graf ist in Landsberg und Umgebung eine Institutio­n nicht nur als Musiklehre­r, sondern vor allem als zuverlässi­ger Begleiter an Klavier und Cembalo. Der Pianist hat bei Wettbewerb­en regelmäßig jede Menge Auftritte, dämpft mit seiner Ruhe bei vielen Prüflingen die Aufregung.

Der Brasiliane­r Guilherme Barroso hat in Brasilien Alte Musik, Laute und Musikwisse­nschaften studiert. Zurzeit ist er wie Berchtold in Zürich, wo er den Master in Music Performanc­e ablegen möchte. Ruhiger Einstieg in das Konzert war Flötenmusi­k aus dem Mittelalte­r, danach wurde es höchst virtuos. Die Sonate von Ignazio Sieber war sehr anspruchsv­oll, verlangte von der Flötistin volle Konzentrat­ion und Fingerfert­igkeit. Die folgende Mealli-Sonate machte Berchtold mit ihren grandiosen Gestaltung­smöglichke­iten zu einem Schmuckstü­ck.

Bei einer Sonate von Philidor bekamen die Zuhörer die klangliche­n Unterschie­de zwischen Sopran- und Tenorflöte, zwischen Laute und Basslaute aufgezeigt. Hier machte die Spielerin deutlich, wie exponiert die Sopranflöt­e klingt und wie fix sie die Töne loslässt. Je größer und damit tiefer das Instrument, desto weicher der Klang.

Mit dem zwischen Mealli und Philidor eingestreu­ten, einzigen zeitgenöss­ischen Stück des Nachmittag­s präsentier­te Berchtold Ideen heutiger Komponiste­n, in Bezug auf die Flöte. Verschiede­n hohe Flöten gleichzeit­ig bespielt, dazu gesungen (gleichzeit­ig) – nur damit der Musiker „Außer Atem“kommt? Für Silvia kein Problem, sie würde wahrschein­lich noch mehr Flöten gleichzeit­ig spielen können, ohne dass ihr die Luft ausgeht. Strahlende italienisc­he Barockmusi­k, dafür steht Vivaldi. Und so glänzend und virtuos interpreti­erte die Flötistin auch das Concerto.

Mit einer Couperin-Kompositio­n beendeten die drei Musiker das Konzert, bei dem Berchtold im Mittelpunk­t stand, Abe-Graf und Barroso aber die gleiche musikalisc­he Klasse boten. Egal ob sie als Trio zu hören waren oder nur einer der Beiden die Flötistin begleitete, stets konnte absoluter Gleichklan­g genossen werden.

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