Koenigsbrunner Zeitung

Geglückte Projekte und eine verhindert­e Fusion

- VON STEFAN KROG

Die Bilanz der Stadtregie­rung nach drei Jahren kann sich sehen lassen. Viele Dinge wurden, auch mit Hilfe des Freistaats, angestoßen. In einem Punkt unterlief Oberbürger­meister Kurt Gribl aber eine ziemliche Fehleinsch­ätzung

In den vergangene­n drei Jahren verkündete Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) mehrmals, dass heute ein „guter“oder „großer Tag für Augsburg“sei. Das war so, als die letzten Meilenstei­ne auf dem Weg zur Uniklinik geschafft waren, und das war so, als der Freistaat versprach, die Theater- und Schulsanie­rung finanziell massiv zu unterstütz­en. Zur Halbzeit der Regierungs­periode kann die Stadtregie­rung eine Bilanz mit Projekten vorlegen, die sich sehen lässt.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie ohne Unterstütz­ung des Freistaate­s für Augsburg niemals zu schaffen wären – in den kommenden Jahren fließen hunderte Millionen Euro des Landes Bayern an den Lech. Das liegt zum einen am geschickte­n Verhandeln Gribls in München. Zum anderen ist es nicht abwegig zu glauben, dass die CSU-Staatsregi­erung die größte bayerische Stadt mit einem schwarzen OB (und stellvertr­etendem CSU-Vorsitzend­en) ganz gerne mit Aufmerksam­keiten bedenkt. Im Ergebnis ist das aber einerlei. Dass das Klinikum Uniklinik wird, gibt der Region massive Wachstumsi­mpulse. Der Freistaat wird im Endausbau der Uniklinik jährlich 100 Millionen Euro nach Augsburg fließen lassen – die Investitio­nssummen zum Aufbau der Medizinfak­ultät noch gar nicht eingerechn­et. 1000 hoch qualifizie­rte Arbeitsplä­tze und 1500 Studienplä­tze werden entstehen. Es ist noch zu früh, die Versuche der Stadt, sich mit dem Innovation­spark selbst einen solchen Schub zu verpassen, abschließe­nd zu beurteilen – das für 28 Millionen Euro gebaute Technologi­ezentrum jedenfalls ist – Stand heute – kein Selbstläuf­er.

Politisch unumstritt­en ist die Sanierung der Augsburger Schulen. Bis zum Jahr 2020 läuft das erste, 100 Millionen Euro schwere Paket, danach sind weitere 200 Millionen Euro fällig. Rund 122 Millionen Euro kommen vom Land, den Rest schultert die Stadt über Kredite. Teils sind die Sanierunge­n unumgängli­ch, weil Gebäude aus Gründen des Brandschut­zes sonst früher oder später nicht mehr benutzt werden dürften – hier steht die Stadt in der Pflicht. Gleichzeit­ig wird aber auch über den Mindeststa­ndard hinaus modernisie­rt, etwa bei Fachräumen. Fakt ist: In der Vergangenh­eit floss zu wenig Geld in die Schulgebäu­de. Um alle Schulen auf den neuesten Stand zu bringen, wird das Geld nicht reichen.

Mit den Vorarbeite­n für die Sanierung des Theaters hat die Stadt vor einigen Wochen begonnen. Insgesamt 211,5 Millionen Euro (mit Archäologi­e, Zinsen und Zwischenlö­sungen) kosten Sanierung und Erweiterun­g. 107 Millionen Euro zahlt der Freistaat. Den Rest schultert die Stadt – auch hier mit Krediten. Bis 2039 wird dafür zu zahlen sein. Das schränkt die Spielräume für die kommenden Jahrzehnte ein, besonders wenn die Gewerbeste­uer aufgrund konjunktur­eller Schwankung­en einmal nicht mehr so sprudeln sollte. Doch ein Bürgerbege­hren, das sich gegen die Theater-Schulden und den Umfang der Sanierung aussprach, scheiterte an zu wenig Unterstütz­ern. Die Stadt argumentie­rte, dass die Pläne nicht weiter abgespeckt werden könnten.

Ein Thema, das sich durch das Handeln der Gribl-Regierunge­n in der aktuellen und der vergangene­n Periode zieht, ist der Verkehr. Stadt und Stadtwerke setzen ihren Kurs, den sie mit dem Kö-Neubau begannen, fort – jetzt mit dem Bahnhofstu­nnel, dem Neubau der Straßenbah­nlinie 5 und der Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n. Allerdings läuft nur das letzte Projekt reibungslo­s – beim Bahnhofstu­nnel (Kostenstan­d 148 Millionen Euro) gab es Verzögerun­gen und Kostenstei­gerungen, bei der Linie 5 legten Stadt und Stadtwerke bei der Trassenfüh­rung einen Schlingerk­urs mit einer Plan-Änderung in letzter Minute hin. Auch hier ist ein Bürgerbege­hren denkbar.

Eine Klatsche für Gribl gab es vor zwei Jahren beim Thema Energiefus­ion. Gribl hatte einen Zusammensc­hluss der Stadtwerke-Energiespa­rte und Erdgas Schwaben ins Spiel gebracht, der zur Folge gehabt hätte, dass die Stadt nicht mehr das alleinige Sagen bei ihrer Tochter gehabt hätte. Geeint mache man die Unternehme­n fit für die Zukunft, so die Argumentat­ion. Widerspruc­h gab es von einer Bürgerinit­iative. Gribl reagierte ungewohnt bissig. Er und seine Berater schätzten die Stimmungsl­age wohl falsch ein – in einem Bürgerents­cheid sprach sich die Mehrheit der Bürger am Ende gegen eine Fusion aus.

In die Bilanz des Regierungs­handelns gehören auch die Projekte, die bisher noch nicht Fahrt aufgenomme­n haben. Die Sanierung der städtische­n Schwimmbäd­er geht langsam voran (nach dem Stadtbad ist aktuell das Plärrerbad dran, und zum Ende der Periode könnte das Spickelbad an die Reihe kommen), die Umwandlung der ehemaligen Grottenau-Post in ein Verwaltung­szentrum und den Sitz des LeopoldMoz­art-Zentrums zieht sich und wird teurer, und die Fahrradsta­dt 2020 wird nur langsam Realität.

Vor kurzem hat die Stadtregie­rung eine „Offensive Wohnraum Augsburg“vorgestell­t, die interessan­te Ansätze enthält, wenngleich die Zahl der geförderte­n Wohnungen noch Anlass zu Diskussion­en gibt. Die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft wird im Lauf dieser Periode mehr als die zugesagten 600 Wohnungen neu bauen. Noch ist davon wenig zu sehen, aber bei diesem und den anderen Themen gilt: Endgültig abgerechne­t wird erst in drei Jahren.

 ??  ?? Abgehakt: Die Umwandlung des kommunalen Klinikums Augsburg zur staatliche­n Uniklinik ist in trockenen Tüchern. Dass daraus noch etwas wird, hätte vor zehn Jahren wohl kaum ein Politiker ernsthaft für möglich gehalten – eine unerwartet­e Entscheidu­ng von...
Abgehakt: Die Umwandlung des kommunalen Klinikums Augsburg zur staatliche­n Uniklinik ist in trockenen Tüchern. Dass daraus noch etwas wird, hätte vor zehn Jahren wohl kaum ein Politiker ernsthaft für möglich gehalten – eine unerwartet­e Entscheidu­ng von...
 ??  ?? Missglückt: Die Bürger stimmten gegen eine Ener gie Fusion.
Missglückt: Die Bürger stimmten gegen eine Ener gie Fusion.
 ??  ?? Im Werden: Die Strecken führung der Linie 5 zum Kli nikum ist umstritten.
Im Werden: Die Strecken führung der Linie 5 zum Kli nikum ist umstritten.
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Abgehakt: Die Vorarbeite­n für die Theater Sanierung laufen bereits.
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Abgehakt: Die Augsburger Schulen werden groß ange legt saniert.

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