Wie ein Viertelliter Benzin auf 100 Kilometer
Zum dritten Mal bewegt sich die Energiekarawane durch Schwabmünchen. Nicht nur alte Häuser gewinnen durch eine Sanierung an Wert. Ein Experte zieht einen Vergleich mit einem Auto
Schwabmünchen Das kleine Bauernhaus an der Schloßstraße erlebte in seinen gut 200 Jahren vieles. Während es in der Regentschaft von Ludwig II. noch frisch dastand, kam es im Zweiten Weltkrieg in die Jahre – nun war es an der Zeit, das Haus komplett zu sanieren oder es abzureißen. „Es war schon ein großer Aufwand, die alten Strukturen im Haus trotz Sanierung in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten. Aber die Wohnqualität ist unbeschreiblich“, sagte Joachim Rieß den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung zur dritten Energiekarawane vor seinem Haus in der Schloßstraße. Rieß erzählte von den Maßnahmen der Trockenlegung, der Wärmedämmung der Wände und der Schwierigkeiten bei der Isolierung des Dachbodens.
Klimaschutz ist nicht nur im großen Stil zu realisieren
Bürgermeister Lorenz Müller begrüßte Bürger, Energieberater, Vertreter der regionalen Politik sowie Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung bei einer kleinen Wanderung zu vier ausgewählten energetisch sanierten oder errichteten Gebäuden im Bereich „Altes Breitlehen“. „Klimaschutz ist nicht nur im großen Stil zu realisieren. Jeder Hausbesitzer kann durch energetische Sanierung seines Anwesens dazu beitragen“, sagte er. Neben den Klimaschutzaspekten sei die mittel- und langfristige Reduktion der Energiekosten ein weiteres Argument.
Margit Spöttle, Klimaschutzbeauftrage des Landkreises, unterstrich den Erfolg der zwei vorangegangenen Karawanen und Offenheit der Bewohner Schwabmünchens für energetische Sanierung. „Wie erleben hier in der Stadt bundesweit die höchsten Beratungsquoten, die Rückläufer nach den Beratungen durch die Fachleute bei den Besuchen in den Häusern sind durchweg positiv“, fasste sie die zwei vergangenen Karawanen zusammen. Die Energiekarawane, ein Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Schwabmünchen und der Energieagentur Augsburg, sei beispielgebend für das Engagement des Einzelnen im Klimaschutz, bekräftigte sie.
Peter Braumandl, Richard Blaß, Manfred Bock, Lars Oberbeck und Markus Braun stehen den Hausbesitzern als Energieberater zur Seite. Hausbesitzer der in dieser Region liegenden Objekte wurden per Post über das kostenfreie Beratungsangebot informiert und werden von den fachkundigen Energieberatern kontaktiert.
„Wir stehen den Hausbesitzern, die ihr Eigentum energetisch sanieren wollen, zur Seite, um den Istzustand zu analysieren und anschließend verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen“, sagte Braumandl. Der kleine Rundkurs zum Auftakt soll Hausbesitzern Möglichkeiten vorstellen, was gemacht werden könne und die Scheu vor Maßnahmen an Hand der erfolgreichen Sanierungen nehmen.
Neben dem alten Bauernhaus in der Schloßstraße lagen Wohn- und Gewerbehäuser am Weringer Weg sowie am Steingrubweg auf der Route. Hierbei handelte es sich um Häuser, die, in den 50er-Jahren nach den damaligen Regeln der Baukunst errichtet, durch die erfolgte energetische Sanierung mit Dämmung und Einsatz von bespielweise Photovoltaikanlagen einen deutlich geringeren Energieverbrauch aufweisen. Neben modernen Materialien wie Styropor kamen natürliche Stoffe wie Holz als Dämmstoff zum Einsatz.
Höhepunkt der Wanderung war das Passivhaus von Energieberater Lars Oberbeck. Das Gebäude wurde 2012 vom Landratsamt Augsburg als gelungenes Beispiel zeitgemäßen und innovativen Bauens ausgezeichnet.
„Im Vergleich mit einem nicht optimierten Kraftfahrzeug, welches zehn Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht, würden wir zum Betrieb nur einen Viertelliter des Kraftstoffs benötigen“, erläuterte er den Zuhörern. Dies sei insbesondere durch die einen halben Meter dicken, mit Holzspänen ausgekleideten Wänden zu verdanken, ergänzte er die Möglichkeiten energetisch sparsam ausgeplanter Bauweise.