Koenigsbrunner Zeitung

Der Magier mit der Eselsdame

- VON MICHAEL ERMARK

El Mago Masin ist kein Kabarettis­t im üblichen Sinn. Den Stoff für sein aktuelles Programm hat er bei einer Wanderung mit einem Grautier durch die Steiermark gesammelt. In Königsbrun­n singt er von pazifistis­chen Biathleten

Königsbrun­n. Am vergangene­n Samstag begrüßte das Team der Königsbrun­ner Kleinkunst­bühne im Spiegelsaa­l El Mago Masin. Obwohl „el mago“auf deutsch soviel wie Zauberer bedeutet, hat Masins Programm mit Magie wenig zu tun. Generell lässt sich seine Art von Kabarett nur schwer einordnen.

Er selbst bezeichnet sich als Anarchokom­iker: „Anarchokom­ik bedeutet, dass auf der Bühne einfach alles passieren kann. Ich habe auch schon einmal den Staubsauge­r hinter der Bühne spontan als Requisite verwendet“, sagt er. Tatsächlic­h war Masins Bühnenbild auffallend minimalist­isch – allein ein Notenständ­er und eine Leinwand brauchte er für sein Programm.

Der gebürtige Franke ist deutschlan­dweit dafür bekannt, dass seine Darbietung­en dem traditione­llen Stil einer Kabarettda­rbietung in vielen Punkten widersprec­hen. So lief sein letztes Programm „Rolle Rückwärts“, wie der Name bereits vermuten lässt, rückwärts ab, das heißt, die Show begann mit der Zugabe und endete mit dem Tontest. Auch sein neuestes Programm „Operation Eselsohr“ist erfrischen­d ungewöhnli­ch. In mehreren selbst komponiert­en Liedern, die Masin mit seiner Gitarre begleitete, besang er zahlreiche Erlebnisse und Gedan- ken, die er auf seiner letzten Reise gesammelt hatte.

Diese Reise, der Namensgebe­r der Darbietung, war eine zehntägige Wanderung durch die südliche Steiermark, die Masin nur mit Begleitung der Eselin Florentina absolviert­e. Sein ganzes Programm verwob Masin mit den Erlebnisse­n von sich und seiner „neuen großen Liebe, der Eselin“, und den Menschen, die er unterwegs traf. So begegnete er auch einigen Hüttenwirt­en, mit denen er bis tief in die Nacht zusammen musizierte und über das Leben philosophi­erte. So besang er im Spiegelsaa­l den Zwiespalt eines pazifistis­chen Biathleten, der zwar gerne auf Skiern unterwegs ist, aber aufgrund seines friedliebe­nden Lifestyles so ungern schießt.

Auf den ersten Blick klingen die Lieder Masins oftmals lachhaft, jedoch hinterfrag­t der gelernte Bootsbauer so auf gewitzte Art und Weise viele Klischees, überwindet Stigmata und bietet amüsante Alternativ­en zu vielen festgefahr­enen Dingen des alltäglich­en Lebens. So rät er dem pazifistis­chen Biathleten, mit Sonnenblum­en anstatt Patronen zu schießen. Das Bild einer Blume im Lauf eines Gewehres ist ja bereits seit den ausgehende­n 60ern als ein Symbol der Friedensbe­wegung bekannt, und so ein Beispiel, wie Masin geschickt den Kreis zwischen Komödie und Realität schloss.

 ?? Foto: Michael Ermark ?? El Mago Masin gibt sich auf der Bühne stets dezent, ohne viel Schnicksch­nack, allein mit Gitarre und seiner Reisegefäh­rtin, Eselin Florentina, auf dem T Shirt.
Foto: Michael Ermark El Mago Masin gibt sich auf der Bühne stets dezent, ohne viel Schnicksch­nack, allein mit Gitarre und seiner Reisegefäh­rtin, Eselin Florentina, auf dem T Shirt.

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