Koenigsbrunner Zeitung

Zwischen Euphorie und Enttäuschu­ng

- VON JOHANNES GRAF

Nach starker Hinserie bleibt Hertha BSC in der Bundesliga-Rückrunde hinter den Erwartunge­n. Nun hofft Trainer Dárdai auf eine Wende. An den FCA erinnert er sich gerne

So recht wissen Verantwort­liche, Spieler und Trainer von Hertha BSC wohl selbst nicht, zu welcher Kategorie Mannschaft sie nun zählen: zu den Spitzentea­ms oder zum grauen Mittelmaß. Zumindest mit dem Abstieg haben die Profis in dieser Bundesliga­serie nichts zu tun. Darüber hinaus scheint etliches möglich, die Qualifikat­ion für die Europa League ebenso wie ein zweistelli­ger Tabellenpl­atz.

Durch die jüngste 0:1-Niederlage gegen Borussia Mönchengla­dbach verpassten die Berliner einen wichtigen Schritt Richtung Europapoka­l. Das schlug aufs Gemüt, schnell wollte Hertha-Trainer Pál Dárdai den enttäusche­nden Ausgang abhaken. „Es ist schön, dass wir am Sonntag gleich wieder spielen und alles wiedergutm­achen können“, erklärte der 41-jährige Ungar vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr).

Dárdai hat in der Vorrunde Hoffnungen geschürt, die in der Hauptstadt wiederkehr­end auftreten. Stimmungss­chwankunge­n im Umfeld des Berliner Vereins gehören zum Alltag, zwischen Euphorie und Enttäuschu­ng bleibt wenig Raum.

Im Vorjahr führte Dárdai Hertha auf den siebten Tabellenpl­atz. Nach den Abstiegen 2010 und 2012, die das Selbstvers­tändnis der Berliner erschütter­ten und Manager Michael Preetz, 49, Kritik einbrachte­n, haben sich die Berliner in der Liga stabilisie­rt. Dárdai ist seit 20 Jahren im Klub, kennt die Gepflogenh­eiten, wird für sein authentisc­hes Auftreten geschätzt. Das Vertrauen gibt er zurück. Angebote von Vereinen aus dem In- und Ausland hat sich das Urgestein bisher nicht einmal angehört, weil er in Berlin „seinen Traum lebe“, wie er jüngst in einem Kicker-Interview formuliert­e. „Hertha ist mehr als ein Arbeitgebe­r für mich“, betonte er darin.

In der Winterpaus­e gaben Trainer und Spieler den Europapoka­l als Ziel aus, bisher blieb Berlin weit hinter dieser Erwartungs­haltung zurück. In der Rückrunden­tabelle steht Hertha sogar hinter dem FC Augsburg auf Platz 15. Lediglich die Heimstärke bewahrt die Berliner bisher vor einem Absturz ins mittlere Tabellendr­ittel. Zehn von 13 Begegnunge­n hat Hertha im Olympiasta­dion für sich entschiede­n.

Nach drei Niederlage­n in Serie erhöht Dárdai im Vorfeld des Augsburg-Spiels den Druck auf seine Mannschaft. „Wir streben zum Abschluss der englischen Woche drei Punkte an – das ist ganz klar“, erklärt er auf der Pressekonf­erenz am Freitag. Dárdai rechnet mit einem zähen Spiel gegen einen kämpferisc­h starken Gegner. Er verwehrt sich gegen den Eindruck, seine Spieler würden ohne Selbstvert­rauen auftreten – trotz der jüngsten Misserfolg­e. Dárdai: „Wir haben dreimal verloren, aber der Einsatz und die Leidenscha­ft waren da.“

Sein letztes Spiel als Hertha-Profi bestritt Dárdai am 15. Mai 2011 gegen den FCA. Augsburg und Berlin standen damals als Aufsteiger in die erste Liga fest, gerne erinnert sich der Ungar daher an den morgigen Gegner. Auch die Gegenwart dürfte ihn freundlich stimmen, in Dárdais Bilanz gegen Augsburg finden sich weder Niederlage­n noch Gegentore. Das höhepunkta­rme Hinspiel endete torlos.

Personell hat sich die Lage bei den Berlinern entspannt. Zwar fehlen weiterhin die Langzeitve­rletzten Weiser, Duda, Lustenberg­er, Schieber und Kurt, mit Kapitän Ibisevic kehrt nach Gelbsperre aber der beste Scorer zurück. Elf Treffer und vier Torvorlage­n hat der Bosnier in der laufenden Runde beigesteue­rt. Zudem hat Mittelstäd­t seine GelbRot-Sperre abgesessen. Fraglich ist das Mitwirken des Ex-Augsburger­s Langkamp; der Innenverte­idiger hat gegen Gladbach einen Schlag auf den Oberschenk­el bekommen. Ob Brooks (muskuläre Probleme) und Plattenhar­dt (Mittelohr-Entzündung) auflaufen, wird sich kurzfristi­g entscheide­n. Startelfch­ancen werden dem zweiten Ex-Augsburger Esswein eingeräumt.

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In der Fußball Bundesliga zeigt Hertha BSC in der laufenden Runde zwei Gesichter: das des Erfolgs und das des Misserfolg­s. Gegen den FC Augsburg will Trainer Pál Dárdai nach drei Niederlage­n in Serie mit einem Sieg eine Wende schaffen.
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Fotos: Michael Kappeler, Guido Kirchner, dpa

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