Der Weg zum Reifezeugnis
Marco Polo brach mit 17 Jahren zu seiner ersten Weltreise auf. Alexander der Große war 20, als er den Herrscherthron bestieg. Und der jugendliche Odysseus soll sich bereits lange vor dem Trojanischen Krieg jenen Bogen beschafft haben, der ihn nach langer Irrfahrt wieder in den Schoß seiner geliebten Penelope brachte. Mit Gedanken darüber konnte man vor zehn Jahren am Gymi in Königsbrunn richtig gut punkten. Ich weiß nicht wie es dort heute ist, aber trotz des Schlingerkurses auch bayerischer Bildungspolitik sind solche Dinge zumindest bei Personalchefs im Augsburger Land nicht vergessen.
Es geht um zwei Aspekte, die durchaus etwas mit der Debatte um G8 und G9 zu tun haben: Reife und Erfahrung. Alexander der Große lebte vor über 2300 Jahren. Wer damals 40 wurde, war ein alter Mann. Studieren bis Ende 20 war da kein Thema. Jedoch haben jene Politiker, die Bachelor und G8 ersonnen haben, möglicherweise zu viel an diese Helden gedacht. Heute gehört zu großen Taten mehr als jugendlicher Mut. Schnell in den Beruf war ihr Ziel. Doch die Wirtschaft erweist sich als wenig dankbar. Jung alleine genügt nicht. Das merkt mancher Abiturient sehr rasch, wenn er mit kaum 18 bei einem Personalchef aufschlägt, um Führungskraft zu werden. Für strebsame Kinder wird es sogar richtig peinlich, wenn Mama oder Papa zur Studieneinschreibung mitreisen müssen, weil Sohn oder Tochter noch gar nicht „unterschriftsreif“sind, um zum Beispiel ein WG-Zimmer zu mieten. Etwas Zeit tut also durchaus gut. Dabei machen auch Auslandsaufenthalte und Auslandssemester viel Sinn. Erste Lektion: Stipendien finden. Denn Tempo alleine bringt noch keine Reife und Erfahrung.