Demo draußen, Diskussion drinnen
In Gundremmingen wird über den Rückbau des Kraftwerks debattiert
Gundremmingen Rund ums Kernkraftwerk Gundremmingen werden erste Vorbereitungen für die NachAtom-Zeit im Landkreis sichtbar. Auf dem Werksgelände selbst wird ein Teil der Außenbeleuchtung nach und nach durch energiesparende LED-Laternen ersetzt – „wir müssen den Strom ja künftig selbst einkaufen“, sagt Sprecher Tobias Schmidt. Und nebenan baut der Netzbetreiber Amprion bei seinem Umspannwerk außer einem neuen Betriebsgebäude auch eine Anlage, die dafür sorgen soll, dass es keine Verluste im Netz gibt. Sie wird irgendwann die ersetzen, die auf dem Gelände des Atomkraftwerks (AKW) steht; Amprion will bereits vorsorgen. Den Atomkraftgegnern von „Ausgestrahlt“, Bund Naturschutz, Bürgerinitiative Forum, Mahnwache Gundremmingen und Umweltinstitut München wäre es jedenfalls am liebsten, würde das Kraftwerk noch in diesem Jahr und nicht erst am Ende komplett vom Netz genommen. Das haben sie bei einer Kundgebung vor dem Erörterungstermin, der am Dienstagmorgen im Auwald-Sportzentum be- hat, deutlich gemacht. Block B wird zwar Ende dieses Jahres vom Netz gehen, und der Abbau soll möglichst bald danach beginnen, Block C aber erst Ende 2021. Das ist ein zentraler Punkt, den die Einwender zum Rückbau des AKW kritisieren. Sie zweifeln daran, dass so die Sicherheit der Anlage und somit von Bürgern und Umwelt gewährleistet werden kann. Die Kraftwerksbetreiber aber betonen, dass bei Block B nur abgebaut werde, was nicht für den sicheren Betrieb von Block C benötigt wird.
Es gibt knapp 150 Einwendungen. Gut 40 Einwender, auch eine Delegation der Republik Österreich und zwei Bundesländer, sind selbst im Sportzentrum dabei. Die Vertreter von bayerischem Umweltministerium und Kraftwerksbetreibern sitzen auf der Bühne und müssen sich Kritik anhören, weil ihr Vorgehen nicht transparent genug sei; weil Block C während des Rückbaus von Block B noch in Betrieb ist; und weil Alternativen zu einem Rückbau nicht geprüft worden seien. Auch wollen die Einwender, dass die Öffentlichkeit nicht nur beim Rückbau von Block B beteiligt wird, sondern beim ganzen Verfahren.
Alternativen zum Rückbau sehe das Atomgesetz künftig nicht mehr vor, betonen Vertreter von Kraftwerk und Ministerium. Und die Bürger würden so eingebunden, wie es rechtlich vorgesehen sei. Um eine konstruktive Atmosphäre ist auch Verhandlungsleiter Heierth bemüht. Der 54-jährige Jurist ist stellvertretender Chef des GrundsatzReferats im bayerischen Umweltministerium und er leitet zum sechsten Mal einen solchen Termin wie im Auwald-Sportzentrum. Beim ersten Mal habe sich die Frage gestellt, ob es besser wäre, einen professionellen Moderator zu engagieren, aber hier gehe es eben auch um Fachwissen. „Das wichtigste ist aber, dass man den Leuten gegenüber respektvoll ist, ihre Beweggründe versteht und nichts persönlich nimmt“, sagt Heigonnen erth. Auch ist ihm wichtig, dass es ein Termin für die Bürger ist, der so lange dauere, wie er eben dauert. Es müsse alles so eingehend diskutiert werden, wie die Einwender es für nötig halten. Wie er betont, habe es beispielsweise in Grafenrheinfeld mehr Einwendungen gegeben, aber beim Termin in Gundremmingen seien mehr Sachkundige dabei. Insgesamt fehlen den Einwendern Infos. Ihnen reicht es nicht, dass Ministerium und Kraftwerksbetreiber betonen, es werde alles für die Sicherheit getan und das Verfahren laufe korrekt ab. Atomkraftgegner stören sich daran, dass es jetzt um Block B geht, aber gleichzeitig die Gesamtanlage Thema ist und nicht alles auf einmal abgeschaltet und zurückgebaut wird. RWE wiederum betont, dass Gundremmingen der einzige Standort in Deutschland sei, an dem es eine Anlage mit zwei Anlagenteilen gebe. Deshalb sei ein schrittweises Vorgehen nötig. Zur Kritik, dass nicht von Anfang ein Antrag zur Stilllegung des gesamten Komplexes gestellt wurde, heißt es: Erst wenn das Kraftwerk frei von Kernbrennstoffen ist, könne das passieren. Und frei davon sei es erst Mitte der 2020er-Jahre.