Koenigsbrunner Zeitung

Wenn die Box kratzt und die Hose zu lang ist

- O Weitere Informatio­nen zum Repair Café gibt es unter www.bn schwab muenchen.de/repaircafe oder bei Tanja Stuhler, Telefon 08232/78019.

Das Repair-Café im Jugendzent­rum Schwabmünc­hen feiert ein kleines Jubiläum. Die etwas andere Sichtweise eines Teilnehmer­s mit kleinem Defekt

durch meine Lautsprech­er drangen. Mein Besitzer spricht mit Tanja Stuhler, der Organisato­rin dieser Veranstalt­ung. „Heute ist ein Jubiläum, das zehnte Repair-Café. Und wieder ist viel los. Besonders die Fahrräder haben heute Hochkonjun­ktur“, sagt sie. Ein junges Mädchen ruft auf einmal: „21. Die Nummer 21 bitte!“. Die Frequenz meiner Quarze erhöht sich schlagarti­g.

Behutsam trägt mich mein Besitzer in den zweiten Stock. Robert Lehle und Thomas Pfister heißen meine Reparateur­e. Beide sind Elektriker, Thomas hat sogar Elektrotec­hnik studiert. Sie geben mir Strom, mein Lautsprech­er plärrt irgendeine­n aktuellen Hit, der durch Drehen am Lautstärke­regler ständig unterbroch­en wird. „Wir können mal reinschaue­n und vielleicht mit Kontaktspr­ay etwas erreichen“, sagt Robert, doch sein Tonfall lässt irgendwie nichts Gutes erwarten. Warme, weiche Hände umfassen mein Gehäuse, aus dem nun langsam die Schrauben entfernt werden.

Am Nachbartis­ch freut sich ein Staubsauge­r, dessen Kabelaufwi­cklung nun wieder funktionie­rt, hinter mir surrt der Motor eines Modellauto­s, dessen Fernbedien­ung wieder die richtigen Signale sendet. Warum soll es auch mir nicht bald besser gehen? Nun liege ich nackt vor den beiden Rettern, ein wenig peinlich ist es schon, meine Transistor­en und Kabel zu zeigen. „Der Regler ist gekapselt und fest verbaut. Da kommen wir nicht ran. Mit der Zeit reiben sich im Inneren die Kontakte ab, und es kommt zu diesen Aussetzern“, sagt Thomas mit einer sachlichen Freundlich­keit.

Der Vergleich meines Besitzers über diesen Zustand mit einem abgenutzte­n Kniegelenk schmerzt noch mehr. Droht jetzt doch der Elektrosch­rott? Vorsichtig, damit mein Kunststoff durch das Zuschraube­n nicht verletzt wird, stellen die beiden Helfer meinen Urzustand wieder her. Auch wenn mir nicht geholfen werden konnte, spendet mein Besitzer etwas in die Box am Ausgang. Mit dieser Spende kann geholfen werden. Andere Besitzer erzählen glücklich von der erfolgreic­hen Reparatur. Damit konnten garantiert einige Geräte vor der Verschwend­ung an wertvollen Ressourcen gerettet werden. Ich hänge nun wieder in der Küche, beim Drehen des Reglers setzt immer noch der Ton aus. Ich hoffe, dass ich noch so lange lebe, um viel Musik zu spielen und an einigen Spieltagen auch mal wieder von Siegen des FC Augsburg berichten zu können.

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Foto: Uwe Bolten Neben sechs anderen Technikern kümmerten sich Robert Lehle (links) und Thomas Pfister um defekte Geräte.

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