Text und Musik gehen Hand in Hand
Stefan Noelle bietet in Schwabmünchen ein wunderbares Bookshop-Konzert. Es gibt auch Erdbeerbowle
Schwabmünchen Nicht die leichte Unterhaltung, sondern zum Teil tiefsinnige Wortspiele gemischt mit Situationskomik und den kleinen Befindlichkeiten des Lebens präsentierte der Münchener Liedermacher Stefan Noelle bei seinem nicht ganz ausverkauften Konzert in der Buchhandlung Schmid. Ganz im Stile der alten Liedermacher und des klassischen Chansonniers bot er ein Programm, welches schwerpunktmäßig aus Titeln seines Debüt-Albums und neueren Werken bestand.
„Text und Musik gehen Hand in Hand“, diese Aussage zu Beginn des Abends füllte sich durch die virtuose Begleitung von Max Braun an der Bassklarinette und Querflöte sowie Adrian Reiter an der E-Gitarre schnell mit Leben. Ähnlich vielschichtig wie die Texte seiner Lieder sorgten die beiden Musiker unaufdringlich, jedoch wichtig für die Stimmung der einzelnen Stücke, mit ihrer Spielweise für den raumfüllenden Klang.
In guter Liedermachertradition schreibe er gerne politische Texte, ohne jedoch plakativ sein zu wollen, sagte Noelle. Mit „Oh Mai“setzte er sich mit dem Klimawandel auseinander, in dem er die Veränderungen in der Natur mit typischen Mailiedern verglich. Seine provokante Frage: „Hat mal jemand darüber nachgedacht, was der Klimawandel für die deutsche Dichtung bedeutet“, ließ die rund 50 Gäste schmunzeln. Eine weitere politische Positionierung vollzog er im sehr jazzig arrangierten Stück „Über die Liebe zu nordische Frauennamen“, bei denen er Frauke strikt ablehnte.
Aber auch die poetische Seite des gelernten Schlagzeugers und Perkussionisten kam nicht zu kurz. Mit sehr viel Gefühl in der Interpretation und starken, fein geschliffenen Worten, nicht abgehoben und immer authentisch aus dem Herzen erreichten Lieder wie „Erdbeerbowle“, „Frühlingsstimmenwalzer“und dem humorvollen Liebeslied „Willst du mit mir fencheln?“die Zuhörer. Neben Text und Stimme sowie seinem wirkungsvoll eingesetzten Spiel auf der Konzertgitarre, schufen Noelles Begleitmusiker jederzeit den farb- und formgebenden Klangteppich, der die Lyrik treffend untermalte.
Den Zuhörern wurde im Laufe des Konzertes immer deutlicher, warum sein Debüt-Album „Meinetwegen im Regen“für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert wurde. Im gleichnamigen Lied fließen in kurzen Sequenzen persönliche Empfindungen und Befindlichkeiten schnell an einem vorbei.
In Lautstärke und Arrangement immer weiter steigernd, getragen von Max Braun mit einer faszinierenden Tonlinie der Bassklarinette und spannungserzeugenden Licks von Adrian Reiter, entwickelt das Lied Potenzial zum Ohrwurm.
Mit kräftigem Applaus dankten die Gäste diese Darbietung. Die klassischen Chansons „Mein tätowiertes Herz“und „Nachfrost“verursachten, durch die schwere Süße der in Moll gehaltenen Akkordstruktur gepaart mit den schmerzhaften Worten über vergangene oder in Gefahr geratene Liebesbeziehungen, Gänsehaut bei den Zuhörern.