Ein Missgriff und seine Folgen
Gaststättenpächter hat sich in die Türkei abgesetzt und hinterlässt mehr als 20000 Euro Schulden. Um eine drohende Insolvenz des Vereins zu vermeiden, muss jetzt die Kommune für den VfL Kaufering einspringen
Kaufering Eigentlich sollte das von ehrenamtlich engagierten Mitgliedern an der Bayernstraße errichtete und 2002 fertiggestellte neue Vereinsheim die optische „Visitenkarte“des VfL Kaufering sein. Doch die Betriebs- und Unterhaltskosten – vor allem die mittlerweile ausgefallenen Pacht- und Mieteinnahmen der Gaststätte samt Pächterwohnung – haben diesen Wunsch der mehr als 1800 Vereinsmitglieder zunichtegemacht. Damit nun die drohende Insolvenz abgewendet werden kann, soll die Gaststätte mit ihren Nebenräumen auf Antrag des mehrheitlich gefassten Beschlusses der Mitgliederversammlung auf den Markt Kaufering übertragen werden. Eine Entscheidung, die für lange und teilweise heftige Diskussionen sorgte.
Zwar sollte das Thema „Zukunft des VfL Kaufering“erst am Schluss, das heißt, vor den Anträgen der 15 Punkte umfassenden Tagesordnung der Jahreshauptversammlung stehen. Aber Schatzmeister Gerhard Himmelstoß musste bereits beim Vortrag des Kassenberichts so viele Fragen zur finanziellen Situation des Vereins beantworten, dass sich der weitere Ablauf der Versammlung – darunter die Ehrungen sowie die Nachwahl eines stellvertretenden VfL-Vorsitzenden – bis nach 22 Uhr hinzog. 14 der gerade mal 53 anwesenden Mitglieder ließen ihrem Unmut über den jetzt vollständigen Verlust des neuen Vereinsheimes freien Lauf. Eine angespannte Situation, auf die schließlich auch Bürgermeister Erich Püttner reagierte. „Der Markt Kaufering“, so Püttner, „ist keineswegs stolz darauf, diese Liegenschaft zu übernehmen. Sie ist ein Klotz am Bein. Denn wir sind keine Gaststättenbetreiber. Aber wir nehmen unsere vertraglichen Verpflichtungen wahr und sind bereit, den VfL zu entlasten und für ihn das Beste daraus zu machen.“
Bereits vor Püttner hatte sich Gemeinderat Manfred Nieß zum Vorwurf geäußert, der Gemeinderat habe diesen Punkt sang- und klanglos von der Tagesordnung der jüngsten Sitzung gestrichen. Nieß: „Nicht weil der Gemeinderat etwas gegen den VfL hat. Sondern er wollte vor seinem Beschluss wissen, was die VfL-Mitglieder dazu sagen.“
Zur aktuellen Situation hatten in ihren Berichten auch der VfL-Vorsitzende Bernhard Mödl und Jugendleiter Stefan Ruidisch unmissverständlich Stelllung genommen. Ihren Worten zufolge zahlte der Pächter seine schriftlich vereinbarte Pacht nur bis Ende September 2016. Und auch die Miete der über der Gaststätte liegenden Wohnung sei er, so Mödl, seit Januar 2017 schuldig geblieben. Für die eingeschaltete Anwaltskanzlei habe der VfL bereits rund 2700 Euro bezahlt.
Auch für Jugendleiter Ruidisch war das Anlass, Klartext zu reden und festzustellen, dass die prekäre Lage dazu geführt habe, „dass der VfL Kaufering über kurz oder lang in der Insolvenz landen wird“. Auf Nachfrage bei Schatzmeister Himmelstoß, wie hoch denn die finanziellen Belastungen im Gaststättenbetrieb sind, nannte er jährlich rund 15000 Euro für die Gaststätte und weitere 6000 Euro für die Miete der Pächterwohnung. Dabei fügte er hinzu: „Wenn man die jetzige Situation betrachtet, dass wir momentan keinen Wirt haben und auch keinen in Aussicht haben, und auch die anstehenden Kosten für die Renovierungen und Brandschutzauflagen einbeziehen – die wir ja auf keinen Fall über eine Pacht finanzieren können – muss es unser Ansinnen sein, die Gaststätte komplett auf die Marktgemeinde zu übertragen.“Himmelstoß verwies dabei auf die erhaltene Zustimmung der Mitgliederversammlung, wonach der VfLVorstand entsprechende Verhandlungen mit der Kommune aufnehmen soll. „Dann wird ein Gutachten erstellt über den Wert des Gebäudes. Und erst danach werden wir eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, um die Zustimmung zu erhalten, die Gaststätte zu dem vom Gutachter ermittelten Wert an die Marktgemeinde abzugeben.“
In seiner persönlichen Stellungnahme listete Vorsitzender Mödl die Ereignisse mit dem jetzt abwesenden Pächter auf. „Mit dem haben wir vollständig daneben gegriffen“, ließ er die Versammlung wissen. Denn er habe die vereinbarte Pacht „mit Mühe und Not“bis September 2016 bezahlt, sei aber seit Oktober in der Türkei „und ward seither nicht mehr gesehen. Und als Mieter der darüberliegenden Wohnung zahlt er seit 1. Januar 2017 auch keine Miete. Deswegen haben wir mittlerweile nur Kosten für den Rechtsanwalt.“ Weitere wichtige Ergebnisse in der Ver sammlung des VfL Kaufering waren:
Mitgliederzahl Aktuell gehören dem VfL Kaufering 1806 Mitglieder an, darunter 942 Erwachsene und 864 Kinder.
Nachwahl Werner Gröger wurde ohne Gegenstimme von der Ver sammlung zum stellvertretenden VfL Vorsitzenden gewählt.
Rücktritt Am Ende seines Rechen schaftsberichtes erklärte Jugendlei ter Stefan Ruidisch „aus persönlichen Gründen“seinen Rücktritt. Er sei jetzt 55 Jahre alt und wünsche sich deshalb für dieses Amt einen jünge ren Jugendleiter.
Ehrungen Für 25 jährige Treue zum VfL Kaufering wurden geehrt: Sophia Dahme, Tobias Dahme. 40 Jah re gehören dem VfL Armin Jetzt, Manfred Nieß, Heinz Tischer, Johann Vötter junior, Dagmar Witt an. Be reits 50 Jahre ist Barbara Maier Laus ter VfL Mitglied.
Rechnungsprüfung Als Rechnungs prüfer bescheinigte Thomas Salz berger der Versammlung: „Die Kassen tätigkeiten weisen keine Mängel auf.“Mit Blick auf die Übereignung der Gaststätte und den dazugehörigen Räumen an die Gemeinde stellte Salz berger klar: „Das wäre auch eine Chance für den VfL Kaufering.“(her)