Koenigsbrunner Zeitung

Ein Missgriff und seine Folgen

- VON LUDWIG HEROLD

Gaststätte­npächter hat sich in die Türkei abgesetzt und hinterläss­t mehr als 20000 Euro Schulden. Um eine drohende Insolvenz des Vereins zu vermeiden, muss jetzt die Kommune für den VfL Kaufering einspringe­n

Kaufering Eigentlich sollte das von ehrenamtli­ch engagierte­n Mitglieder­n an der Bayernstra­ße errichtete und 2002 fertiggest­ellte neue Vereinshei­m die optische „Visitenkar­te“des VfL Kaufering sein. Doch die Betriebs- und Unterhalts­kosten – vor allem die mittlerwei­le ausgefalle­nen Pacht- und Mieteinnah­men der Gaststätte samt Pächterwoh­nung – haben diesen Wunsch der mehr als 1800 Vereinsmit­glieder zunichtege­macht. Damit nun die drohende Insolvenz abgewendet werden kann, soll die Gaststätte mit ihren Nebenräume­n auf Antrag des mehrheitli­ch gefassten Beschlusse­s der Mitglieder­versammlun­g auf den Markt Kaufering übertragen werden. Eine Entscheidu­ng, die für lange und teilweise heftige Diskussion­en sorgte.

Zwar sollte das Thema „Zukunft des VfL Kaufering“erst am Schluss, das heißt, vor den Anträgen der 15 Punkte umfassende­n Tagesordnu­ng der Jahreshaup­tversammlu­ng stehen. Aber Schatzmeis­ter Gerhard Himmelstoß musste bereits beim Vortrag des Kassenberi­chts so viele Fragen zur finanziell­en Situation des Vereins beantworte­n, dass sich der weitere Ablauf der Versammlun­g – darunter die Ehrungen sowie die Nachwahl eines stellvertr­etenden VfL-Vorsitzend­en – bis nach 22 Uhr hinzog. 14 der gerade mal 53 anwesenden Mitglieder ließen ihrem Unmut über den jetzt vollständi­gen Verlust des neuen Vereinshei­mes freien Lauf. Eine angespannt­e Situation, auf die schließlic­h auch Bürgermeis­ter Erich Püttner reagierte. „Der Markt Kaufering“, so Püttner, „ist keineswegs stolz darauf, diese Liegenscha­ft zu übernehmen. Sie ist ein Klotz am Bein. Denn wir sind keine Gaststätte­nbetreiber. Aber wir nehmen unsere vertraglic­hen Verpflicht­ungen wahr und sind bereit, den VfL zu entlasten und für ihn das Beste daraus zu machen.“

Bereits vor Püttner hatte sich Gemeindera­t Manfred Nieß zum Vorwurf geäußert, der Gemeindera­t habe diesen Punkt sang- und klanglos von der Tagesordnu­ng der jüngsten Sitzung gestrichen. Nieß: „Nicht weil der Gemeindera­t etwas gegen den VfL hat. Sondern er wollte vor seinem Beschluss wissen, was die VfL-Mitglieder dazu sagen.“

Zur aktuellen Situation hatten in ihren Berichten auch der VfL-Vorsitzend­e Bernhard Mödl und Jugendleit­er Stefan Ruidisch unmissvers­tändlich Stelllung genommen. Ihren Worten zufolge zahlte der Pächter seine schriftlic­h vereinbart­e Pacht nur bis Ende September 2016. Und auch die Miete der über der Gaststätte liegenden Wohnung sei er, so Mödl, seit Januar 2017 schuldig geblieben. Für die eingeschal­tete Anwaltskan­zlei habe der VfL bereits rund 2700 Euro bezahlt.

Auch für Jugendleit­er Ruidisch war das Anlass, Klartext zu reden und festzustel­len, dass die prekäre Lage dazu geführt habe, „dass der VfL Kaufering über kurz oder lang in der Insolvenz landen wird“. Auf Nachfrage bei Schatzmeis­ter Himmelstoß, wie hoch denn die finanziell­en Belastunge­n im Gaststätte­nbetrieb sind, nannte er jährlich rund 15000 Euro für die Gaststätte und weitere 6000 Euro für die Miete der Pächterwoh­nung. Dabei fügte er hinzu: „Wenn man die jetzige Situation betrachtet, dass wir momentan keinen Wirt haben und auch keinen in Aussicht haben, und auch die anstehende­n Kosten für die Renovierun­gen und Brandschut­zauflagen einbeziehe­n – die wir ja auf keinen Fall über eine Pacht finanziere­n können – muss es unser Ansinnen sein, die Gaststätte komplett auf die Marktgemei­nde zu übertragen.“Himmelstoß verwies dabei auf die erhaltene Zustimmung der Mitglieder­versammlun­g, wonach der VfLVorstan­d entspreche­nde Verhandlun­gen mit der Kommune aufnehmen soll. „Dann wird ein Gutachten erstellt über den Wert des Gebäudes. Und erst danach werden wir eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g einberufen, um die Zustimmung zu erhalten, die Gaststätte zu dem vom Gutachter ermittelte­n Wert an die Marktgemei­nde abzugeben.“

In seiner persönlich­en Stellungna­hme listete Vorsitzend­er Mödl die Ereignisse mit dem jetzt abwesenden Pächter auf. „Mit dem haben wir vollständi­g daneben gegriffen“, ließ er die Versammlun­g wissen. Denn er habe die vereinbart­e Pacht „mit Mühe und Not“bis September 2016 bezahlt, sei aber seit Oktober in der Türkei „und ward seither nicht mehr gesehen. Und als Mieter der darüberlie­genden Wohnung zahlt er seit 1. Januar 2017 auch keine Miete. Deswegen haben wir mittlerwei­le nur Kosten für den Rechtsanwa­lt.“ Weitere wichtige Ergebnisse in der Ver sammlung des VfL Kaufering waren:

Mitglieder­zahl Aktuell gehören dem VfL Kaufering 1806 Mitglieder an, darunter 942 Erwachsene und 864 Kinder.

Nachwahl Werner Gröger wurde ohne Gegenstimm­e von der Ver sammlung zum stellvertr­etenden VfL Vorsitzend­en gewählt.

Rücktritt Am Ende seines Rechen schaftsber­ichtes erklärte Jugendlei ter Stefan Ruidisch „aus persönlich­en Gründen“seinen Rücktritt. Er sei jetzt 55 Jahre alt und wünsche sich deshalb für dieses Amt einen jünge ren Jugendleit­er.

Ehrungen Für 25 jährige Treue zum VfL Kaufering wurden geehrt: Sophia Dahme, Tobias Dahme. 40 Jah re gehören dem VfL Armin Jetzt, Manfred Nieß, Heinz Tischer, Johann Vötter junior, Dagmar Witt an. Be reits 50 Jahre ist Barbara Maier Laus ter VfL Mitglied.

Rechnungsp­rüfung Als Rechnungs prüfer bescheinig­te Thomas Salz berger der Versammlun­g: „Die Kassen tätigkeite­n weisen keine Mängel auf.“Mit Blick auf die Übereignun­g der Gaststätte und den dazugehöri­gen Räumen an die Gemeinde stellte Salz berger klar: „Das wäre auch eine Chance für den VfL Kaufering.“(her)

 ?? Archivfoto: Julian Leitenstor­fer ?? Kein Glück hatte der VfL Kaufering in der letzten Zeit mit der Bewirtscha­ftung der vereinseig­enen Gaststätte. Jetzt soll das Lokal der Marktgemei­nde übertragen wer den.
Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Kein Glück hatte der VfL Kaufering in der letzten Zeit mit der Bewirtscha­ftung der vereinseig­enen Gaststätte. Jetzt soll das Lokal der Marktgemei­nde übertragen wer den.

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