Was Lukas mit Luther verbindet
Die evangelische Gemeinde von Bobingen hat in diesem Jahr viel vor. Doch ihr Pfarrer vermeidet den Begriff „Lutherjahr“ Luther selbst hätte vermutlich ähnlich argumentiert
Bobingen Für den evangelischen Pfarrer in Bobingen, Peter Lukas, ist Martin Luther nicht nur im „Lutherjahr“2017 stets präsent. Sein Wissen über Luther hat starke Wurzeln unter anderem schon am Beginn der Studienzeit.
Doch den Begriff „Lutherjahr“habe er gar nicht so gern, gesteht er. „Mir ist „Reformationsjubiläum“lieber. Und das trifft es ja auch besser!“Zwar sei Martin Luther mit seinen Thesen der Anstoß gewesen, aber „es geht ja weniger um die Person Martin Luther, sondern um das, was er aufgedeckt hat. Darauf sind wir Evangelischen stolz und das wollen wir weitergeben.“
Sicherlich sei die evangelische Kirche stark von Luther geprägt und auch er selbst halte viel von dessen Worten. „Als ich anfing zu studieren, habe ich von einem Großonkel eine Bibliothek mit vielen alten Luther-Ausgaben geerbt“, erzählt Lukas. „Diese wurden mir bald Last wie Lust und ich habe mich intensiv mit Luthers Worten beschäftigt.“
Da fällt es ihm leicht, gerade jetzt oft in Predigten Luther zu zitieren, Passionsandachten mit Luther-Liedern abzuhalten oder auch Vorträge und sogar Stadtführungen in Augsburg abzuhalten. Trotzdem legt Lukas Wert auf die Feststellung, dass nicht die Person Luther, sondern seine reformatorische Entdeckung das Wichtige seien. „Ich glaube, Martin Luther hätte der Rummel um seine Person vielleicht gar nicht so gefallen“, meint der Geistliche. „Luther wollte keine neue Kirche gründen, sondern die vorhandene Kirche verändern. Viele seiner Worte wurden von gewalttätigeren Reformatoren missbraucht.“
Denn Luther sei gut zu zitieren: Viele seiner Beispiele und Worte zeigen, dass der Reformator vor allem Mensch war. Er schuf mit sei- nen Worten plastische, klare Bilder, die die Menschen damals verstehen konnten und die auch heute noch vieles deutlich machen.
Berühmte Zitate wie „Wenn morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, gehören dazu. „Dabei muss man aber deutlich sehen, dass Martin Luther ein zutiefst im Mittelalter behafteter Mensch war“, sagt Pfarrer Peter Lukas. „Manches ist auf die heutige Zeit nicht übertragbar, wie die Angst vor dem strafenden Gott. Anderes ist sehr gut übertragbar.“
So seien es heute auch oftmals die Ängste, die die Menschen beschäftigen: vor Terrorismus, Umweltkatastrophen, Sorge um Kinder und Angehörige. „Gott kann uns die Angst nehmen - da sehe ich schon Parallelen zu Luthers Zeit“, sagt der Theologe, der auch mit Luthers Begriff vom „Sünder“sehr konform geht. „Es ist für mich eine sehr realistische Einschätzung des Menschenbilds, wenn ich nachvollziehe, wie Luther den Sünder definiert. Wenn ich mir vorstelle, dass Gott die Waage hält und uns vergibt, wenn wir ihn suchen“, meint Lukas. Dabei sei wichtig: „Wir können nicht allein aus unserer eigenen Kraft zu Gott kommen. Gott muss auf uns zukommen. Wir sind auf seine Gnade angewiesen und müssen darum immer wieder bitten.“
Pfarrer Peter Lukas verfällt fast ins Schwärmen, wenn der Martin Luther zitiert und erklärt. „Die Bibelübersetzung prägt uns Evangelische und ich bin eben selbst auch stark lutherisch geprägt“, sagt er. Vor allem der Luther-Kernsatz, dass es auf den Einzelnen ankomme, seinen Weg zu Gott zu suchen und keine Institution dazwischen diesen Weg vermitteln kann, sei damals eine ganz neue Entdeckung gewesen und auch heute noch ein bereichernder Gedanke.
Viele bereichernde Gedanken macht sich Pfarrer Peter Lukas heute mit einem ganzen Team an Gleichgesinnten aus der Bobinger Dreifaltigkeitsgemeinde, denn zum Reformationsjubiläum wird es auch hier einige Veranstaltungen geben.