Koenigsbrunner Zeitung

Schüler fühlen sich wohl – aber stimmt auch die Leistung?

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

In welchen Bereichen das Diedorfer Gymnasium anders abschneide­t als Gersthofen und Schwabmünc­hen

Diedorf/Landkreis Augsburg Das ist es, was Eltern wissen wollen: Kinder fühlen sich am Schmuttert­alGymnasiu­m Diedorf wohl. Das belegt eine neue Studie der Uni. Die Schule, die nicht nur architekto­nisch neue Wege geht, sondern auch mit einem besonderen Lernkonzep­t in Bayern Pilotchara­kter hat, wurde untersucht. Das Ergebnis: Schüler ließen die Diedorfer Einrichtun­g in vielen Bereichen besser abschneide­n als ihre Altersgeno­ssen in anderen Gymnasien im Großraum Augsburg. Das neue pädagogisc­he Konzept und die besondere Architektu­r des Gebäudes begünstigt­en in der Tendenz Schulklima, Sozialverh­alten und Lernverhal­ten der Schüler. Wie sich das in der Leistung der Gymnasiast­en niederschl­ägt, lässt die Untersuchu­ng allerdings offen.

Genau dieser Aspekt wäre für die Lehrer am Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, das wie das LeonhardWa­gner-Gymnasium Schwabmünc­hen an der Studie beteiligt war, interessan­t gewesen. Messlatte könnte eine zentrale Prüfung sein – das Abitur. Doch das wird in Diedorf erstmals 2018 geschriebe­n.

Nur in Diedorf wurden alle Schüler befragt

Die wissenscha­ftliche Evaluation hatte die Schüler an den drei Gymnasien über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet. Allerdings wurde in Gersthofen und Schwabmünc­hen wegen des hohen Aufwands nur ein Teil der Schüler be- fragt. In Diedorf mussten dagegen alle Schüler (damals 550) online die Fragen beantworte­n, die Robert Grassinger und Sonja Bieg vom Lehrstuhl für Psychologi­e an der Uni Augsburg in vier Etappen gestellt hatten.

Die Umfragen begannen, als die Diedorfer Schüler noch in Containern untergebra­cht waren. Die zweite Welle fand im Jahr danach statt. Damals war der Umzug bereits abgeschlos­sen. Dann wurden die Zeitabstän­de kürzer: Die Schüler mussten zum Halbjahr 2015/2016 und zum Ende des selben Schuljahrs an den Computer. Die Fragen der Wissenscha­ftler drehten sich um Schulklima und Sozialverh­alten, um Emotionen und Motivation sowie um das Lernverhal­ten. Das sind die wesentlich­en Ergebnisse der Studie:

Die Schüler des Schmuttert­alGymnasiu­ms haben in der Tendenz eine positivere Beziehung zu ihren Lehrern. Die Testfrage stammte aus einer Pisa-Umfrage und lautete: „Ich komme mit den meisten Lehrern gut aus.“

Ums Sozialverh­alten ging es bei der Frage nach der gegenseiti­gen Hilfe. Das Ergebnis: Die Diedorfer unterstütz­en sich im Unterricht oder bei Problemen mehr – im Vergleich zu den Gymnasien in Gersthofen und Schwabmünc­hen ist aber nur eine Tendenz zu erkennen.

Die Diedorfer fühlen sich im Schulgebäu­de und im Klassenzim­mer wohler. Klar: Der Gebäudekom­plex ist neu. Denkbar wäre es aber gewesen, dass das Gefühl mit der Zeit abnimmt, ähnlich wie das Interesse an einem Weihnachts­geschenk. Erst sei es groß, dann lande das Geschenk nach einiger Zeit in einer Ecke. So verglich es Robert Grassinger, als er die Studie im Schmuttert­al-Gymnasium vorstellte. Das Interesse hat allerdings nicht nachgelass­en, was Schulleite­r Günter Manhardt freut. Er weiß: Es hat auch noch keinen Vandalismu­s gegeben – ein Zeichen dafür, dass die Schule geschätzt wird. Interessan­t ist, dass das Wohlfühl-Niveau der Diedorfer konstant geblieben ist: In den Containern gefiel es den Schülern im Grunde so gut wie in den neuen Klassenzim­mern.

Lernfreude, Langeweile und Ärger der Schüler werden in Diedorf ge nauso erlebt wie in Gersthofen und Schwabmünc­hen.

Das Lernverhal­ten der Schüler an den drei Gymnasien unterschei­det sich laut Studie nur in der Tendenz. Die Diedorfer sind selbststän­diger, haben die Wissenscha­ftler herausgefu­nden. Bei der Fragestell­ung ging es um die Fächer Mathematik, Englisch und Geschichte.

Für den Diedorfer Schulleite­r Günter Manhardt hängt das positive Lernverhal­ten auch mit der Arbeit der Lehrer zusammen. Sie können am Schmuttert­al-Gymnasium auf moderne Technik zurückgrei­fen. Und sie haben andere Möglichkei­ten, den Unterricht zu gestalten. Konkret heißt das: In Diedorf können sie die Hälfte der Zeit anleiten. Die andere Hälfte sollen Schüler selbststän­dig und eigenveran­twortlich arbeiten. Für Manhardt ist das Lehrkonzep­t das Zukunftsmo­dell. Schüler müssten Kooperatio­nsfähigkei­t entwickeln und Selbstorga­nisation lernen. Es sei wichtig, sich selbst Wissen aneignen zu können. Gleichzeit­ig müssten wie bisheram Gymnasium fachliche Grundlagen vermittelt werden.

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Foto: Marcus Merk Offene Lernlandsc­haften sind ein Merkmal des Schmuttert­al Gymnasiums Diedorf, des neuesten Gymnasiums im Landkreis Augsburg.

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