Schüler fühlen sich wohl – aber stimmt auch die Leistung?
In welchen Bereichen das Diedorfer Gymnasium anders abschneidet als Gersthofen und Schwabmünchen
Diedorf/Landkreis Augsburg Das ist es, was Eltern wissen wollen: Kinder fühlen sich am SchmuttertalGymnasium Diedorf wohl. Das belegt eine neue Studie der Uni. Die Schule, die nicht nur architektonisch neue Wege geht, sondern auch mit einem besonderen Lernkonzept in Bayern Pilotcharakter hat, wurde untersucht. Das Ergebnis: Schüler ließen die Diedorfer Einrichtung in vielen Bereichen besser abschneiden als ihre Altersgenossen in anderen Gymnasien im Großraum Augsburg. Das neue pädagogische Konzept und die besondere Architektur des Gebäudes begünstigten in der Tendenz Schulklima, Sozialverhalten und Lernverhalten der Schüler. Wie sich das in der Leistung der Gymnasiasten niederschlägt, lässt die Untersuchung allerdings offen.
Genau dieser Aspekt wäre für die Lehrer am Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, das wie das LeonhardWagner-Gymnasium Schwabmünchen an der Studie beteiligt war, interessant gewesen. Messlatte könnte eine zentrale Prüfung sein – das Abitur. Doch das wird in Diedorf erstmals 2018 geschrieben.
Nur in Diedorf wurden alle Schüler befragt
Die wissenschaftliche Evaluation hatte die Schüler an den drei Gymnasien über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet. Allerdings wurde in Gersthofen und Schwabmünchen wegen des hohen Aufwands nur ein Teil der Schüler be- fragt. In Diedorf mussten dagegen alle Schüler (damals 550) online die Fragen beantworten, die Robert Grassinger und Sonja Bieg vom Lehrstuhl für Psychologie an der Uni Augsburg in vier Etappen gestellt hatten.
Die Umfragen begannen, als die Diedorfer Schüler noch in Containern untergebracht waren. Die zweite Welle fand im Jahr danach statt. Damals war der Umzug bereits abgeschlossen. Dann wurden die Zeitabstände kürzer: Die Schüler mussten zum Halbjahr 2015/2016 und zum Ende des selben Schuljahrs an den Computer. Die Fragen der Wissenschaftler drehten sich um Schulklima und Sozialverhalten, um Emotionen und Motivation sowie um das Lernverhalten. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der Studie:
Die Schüler des SchmuttertalGymnasiums haben in der Tendenz eine positivere Beziehung zu ihren Lehrern. Die Testfrage stammte aus einer Pisa-Umfrage und lautete: „Ich komme mit den meisten Lehrern gut aus.“
Ums Sozialverhalten ging es bei der Frage nach der gegenseitigen Hilfe. Das Ergebnis: Die Diedorfer unterstützen sich im Unterricht oder bei Problemen mehr – im Vergleich zu den Gymnasien in Gersthofen und Schwabmünchen ist aber nur eine Tendenz zu erkennen.
Die Diedorfer fühlen sich im Schulgebäude und im Klassenzimmer wohler. Klar: Der Gebäudekomplex ist neu. Denkbar wäre es aber gewesen, dass das Gefühl mit der Zeit abnimmt, ähnlich wie das Interesse an einem Weihnachtsgeschenk. Erst sei es groß, dann lande das Geschenk nach einiger Zeit in einer Ecke. So verglich es Robert Grassinger, als er die Studie im Schmuttertal-Gymnasium vorstellte. Das Interesse hat allerdings nicht nachgelassen, was Schulleiter Günter Manhardt freut. Er weiß: Es hat auch noch keinen Vandalismus gegeben – ein Zeichen dafür, dass die Schule geschätzt wird. Interessant ist, dass das Wohlfühl-Niveau der Diedorfer konstant geblieben ist: In den Containern gefiel es den Schülern im Grunde so gut wie in den neuen Klassenzimmern.
Lernfreude, Langeweile und Ärger der Schüler werden in Diedorf ge nauso erlebt wie in Gersthofen und Schwabmünchen.
Das Lernverhalten der Schüler an den drei Gymnasien unterscheidet sich laut Studie nur in der Tendenz. Die Diedorfer sind selbstständiger, haben die Wissenschaftler herausgefunden. Bei der Fragestellung ging es um die Fächer Mathematik, Englisch und Geschichte.
Für den Diedorfer Schulleiter Günter Manhardt hängt das positive Lernverhalten auch mit der Arbeit der Lehrer zusammen. Sie können am Schmuttertal-Gymnasium auf moderne Technik zurückgreifen. Und sie haben andere Möglichkeiten, den Unterricht zu gestalten. Konkret heißt das: In Diedorf können sie die Hälfte der Zeit anleiten. Die andere Hälfte sollen Schüler selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten. Für Manhardt ist das Lehrkonzept das Zukunftsmodell. Schüler müssten Kooperationsfähigkeit entwickeln und Selbstorganisation lernen. Es sei wichtig, sich selbst Wissen aneignen zu können. Gleichzeitig müssten wie bisheram Gymnasium fachliche Grundlagen vermittelt werden.