Überall wird gebaut – aber ist das auch schön?
Immobilienanzeigen haben es dieser Tage in sich. Jüngst stolperte ich über eine Anzeige, in der eine 100 Quadratmeter große Augsburger Neubau-Wohnung für 600 000 Euro angeboten wird. Ist das teuer geworden! Die Preise für das Bauen sind in den vergangenen Jahren durch die Decke gegangen. Und das Loch, das die Preise dort gerissen haben, scheint die Käufer nicht abzuschrecken.
Was diesen Bauboom so unheimlich macht, ist der Umstand, dass auf der einen Seite unglaublich große Summen gezahlt werden, auf der anderen Seite aber Neubaugebiete entstehen, die alle gleich ausschauen, denen ein Gesicht fehlt. Warum gibt es mitten im größten Boom der letzten Jahrzehnte so wenig innovative Bau-Konzepte? Eigentlich müsste doch dafür gerade eine Gründerzeit sein. Die Gesellschaft befindet sich im demografischen Wandel, die Welt im Klimawandel. Da könnte man doch architektonisch ansetzen? Aber statt neuer Ideen gibt es nur immer neue bürokratische Vorschriften.
Und gleichzeitig hört man von Architekturfachleuten, dass aus Kostengründen die Grundrisse für große Areale einfach kopiert werden. Gearbeitet wird standardisiert. Unweigerlich fragt man sich, wofür das viele Geld für den Traum vom eigenen Wohnraum gezahlt wird, wenn gleichzeitig mit möglichst geringen Kosten geplant wird. In diesem Bauboom müsste architektonisch viel mehr drin sein.
*** „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.