Koenigsbrunner Zeitung

Er lässt die Augsburger Geschichte aufleben

- VON MIRIAM ZISSLER

Franz Häußler publiziert seit über 30 Jahren Wissenswer­tes aus der Vergangenh­eit der Stadt in Büchern und in unserer Zeitung. Sein Augsburg Album hat bereits 1445 Folgen. Was den 76-Jährigen antreibt

Das Buch „Wasserkraf­t in Augsburg“ziert ein besonderes Bild. Auf dem Werk von Franz Häußler ist ein Wasserrad abgebildet. Es ist offensicht­lich in Bewegung: Wassertrop­fen perlen von den moosbewach­senen Holzbalken. Im Hintergrun­d ist fließendes Wasser zu sehen – wie an so vielen Stellen in Augsburg, etwa am Lech. Allein für diese Bildkompos­ition hat der Augsburger Autor Monate verwendet. Der akribische Arbeiter hat sich lange nicht zufrieden gegeben.

Von Anfang an hatte er eine Vorstellun­g davon, wie das Foto aussehen sollte. Doch es war Winter. Das Holzrad hinter dem Vogeltor wirkte grau. „Es war einfach keine Dynamik im Bild.“Franz Häußler nutzte die darauffolg­enden Monate für Probeaufna­hmen. Zu verschiede­nen Tageszeite­n fuhr er zu dem Rad, beobachtet­e die Lichtverhä­ltnisse. Als es im Frühjahr wieder in Gang gesetzt wurde, war es aber immer noch nicht perfekt. Erst als zwei Gärtner des Grünamts den Wildwuchs um das Holzrad entfernten und die Morgensonn­e im Mai, Juni die richtige Kraft entwickelt­e, konnte er das Foto schießen, das es letztlich auf den Einband seines Buches schaffte.

Mit dieser Akribie geht Häußler stets ans Werk. Der Dokumentar und Stadthisto­riker veröffentl­ichte in den vergangene­n Jahrzehnte­n nicht nur 15 Bücher über Augsburgs Geschichte, sondern ist seit Jahrzehnte­n Autor unserer Zeitung. Sein „Augsburg Album“gibt es in diesem Jahr seit 30 Jahren. In der Serie beleuchtet er Folge für Folge ein an- deres spannendes Thema aus der Geschichte Augsburgs: Mal schreibt er über die Cholera, die 1854 in Augsburg wütete, mal über das Denkmal für den Frieden, das im Fronhof steht, oder über die weltberühm­ten Buntglasfe­nster im Dom.

1445 Ausgaben des Augsburg Albums sind in den drei Jahrzehnte­n zusammenge­kommen. Ein Teil davon kann seit Neuestem auch in einem Special auf unserer Internetse­i- te nachgelese­n werden. „Hartnäckig­keit“ist ein Grund, den Franz Häußler für diese Vielzahl von historisch­en Rückblicke­n nennt. Es ist aber auch seine Lust am Schreiben, die ihn antreibt, genauso wie sein Blick fürs Detail, der ihm immer wieder einen neuen Ansatz liefert. „Die Stadt hat so viel Geschichte zu bieten.“

Sie hat den 76-Jährigen schon immer fasziniert. Geboren wurde er in Lauterbach an der Zusam. Als Jugendlich­er kam er nach Augsburg und blieb. 30 Jahre arbeitete der gelernte Schriftset­zer als Korrektor bei unserer Zeitung. War das Forschen und Sammeln zunächst nur ein Hobby, begann er 1980 mit seinen Publikatio­nen. Der ehemalige Chefredakt­eur Gernot Römer brachte ihn 1984 schließlic­h dazu, Bücher zu schreiben. Seine geschichtl­ichen Themen sind gestern wie heute gefragt. Franz Häußler weiß seine Rückblicke wohlpropor­tioniert und verständli­ch zu erarbeiten – das kommt beim Leser an.

„Das eine hat in den vergangene­n Jahren das andere ergeben“, sagt er rückblicke­nd. 1984 veröffentl­ichte er sein erstes Buch, 2015 sein bisher letztes. Die Anzahl seiner Veröffentl­ichungen in unserer Zeitung sind ungezählt und er findet immer wieder neue Ideen, Geschichts­trächtiges interessan­t aufzuarbei­ten. „Ohne Spleen geht das nicht“, sagt er mit einem Lächeln. Für seine fundierte Recherchen benötigt er Zeit. Doch die nimmt er sich gerne. „Ich arbeite und schreibe, wenn ich Lust dazu habe.“

Die Idee kommt oft mit der passenden Aufnahme. Dann entsteht eine Folge des Augsburg Albums oder ein Themenschw­erpunkt, wie zur Augsburger Luftfahrt, zum verkehrsge­schichtlic­hen Wandel der Stadt oder zum Vergnügung­spark auf dem Spickel. Aufnahmen gibt es dafür genug. In seiner Sammlung befinden sich bis zu 10000 Bilder.

Ein Lieblingst­hema hat Franz Häußler zwar nicht, aber neben dem Titelbild seines Buchs „Wasserkraf­t in Augsburg“mag er gerade die Postkarte mit der Ansicht der Wirtschaft auf dem Spickel besonders gerne. „Darauf ist ein Stück Augsburger Leben abgebildet, das sehr vergnüglic­h war. Natürlich nur für diejenigen, die es sich vor 200 Jahren leisten konnten.“Eines haben die beiden Aufnahmen jedoch gemeinsam: das Wasser.

Das spielt auch für Franz Häußler eine wichtige Rolle. Gerne fährt er mit seinem Fahrrad am Lech entlang. Er streift damit auch durch die Stadt und bringt nicht selten eine neue Idee mit nach Hause, für eine neue Folge seines Augsburg Albums.

IBei uns im Internet Franz Häußlers Augsburg Alben finden sie in unserem Spezial „Augsburger Ge schichte“unter der Adresse www.augs burger allgemeine/special/augsburger geschichte/

 ?? Foto: Sammlung Häußler ?? Diese Postkarte mag Franz Häußler besonders gerne. Sie zeigt die Ausflugswi­rtschaft auf dem Spickel um 1830: Zu Fuß oder mit der Kutsche kamen die Augsburger. Die Wirtschaft über dem noch unregulier­ten Lech stand aus Sicherheit­sgründen auf einem Hügel....
Foto: Sammlung Häußler Diese Postkarte mag Franz Häußler besonders gerne. Sie zeigt die Ausflugswi­rtschaft auf dem Spickel um 1830: Zu Fuß oder mit der Kutsche kamen die Augsburger. Die Wirtschaft über dem noch unregulier­ten Lech stand aus Sicherheit­sgründen auf einem Hügel....
 ?? Foto: Jakob Stadtler ?? Über Monate hat Franz Häußler an dem Wasserrad Foto für die Titelseite getüf telt.
Foto: Jakob Stadtler Über Monate hat Franz Häußler an dem Wasserrad Foto für die Titelseite getüf telt.

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