Der Wirtschaftsfaktor Plärrer
Schausteller und Wirte reden ungern darüber, wie viel Geld bei Schwabens größtem Volksfest ausgegeben wird. Sie sprechen lieber über das Wetter, von dem der Erfolg abhängig ist. Was ab Sonntag alles geboten ist
Diese Information ist sicher: Der Augsburger Osterplärrer startet am morgigen Sonntag. Die feierliche Eröffnung ist um 11 Uhr mit dem Fassanstich im Festzelt Binswanger&Kempter. Ansonsten gibt das größte Volksfest Schwabens jedoch einige Rätsel auf. Das größte ist sicherlich, wie viel Schausteller und Wirte am Besuch der Gäste verdienen. Nur diese Antwort bleibt stets ihr Geheimnis. Mehrere Millionen sind es sicherlich. Eine Hochrechnung ist von mehreren Faktoren abhängig. Allein die Frage, wie viele Gäste kommen, ist zum Beispiel sehr schwer einzuschätzen. Zählungen gibt es nicht. Die Marke von einer halben Million Besucher pro Auflage gilt als geschätzter Maßstab. Darauf haben sich Stadt und Schausteller in ihrer Werbekampagne verständigt. Dass ein Volksfestbesuch und der Erfolg der Veranstaltung nun auch stark vom Wetter abhängig sind, wissen Schausteller, Festwirte und Gäste gleichermaßen.
Insofern geht der Blick der Volksfestorganisatoren zum Auftakt des Osterplärrers in Richtung Himmel: Die Prognosen sind nicht unbedingt einladend. Es könnte an beiden Osterfeiertagen regnen. Die Tage danach versprechen keine warmen Frühlingstemperaturen. Da werden bei einigen vielleicht sogar Erinnerungen an das Jahr 2012 wach. Der Osterplärrer ging damals für fünf zusätzliche Tage in die Verlängerung. Das schlechte Wetter während der regulären zwei Festwochen verhagelte die Bilanz. Nur wie sähe überhaupt ideales Volksfestwetter aus?
Schausteller Bruno Noli hat es einmal so beschrieben, wie er und seine Kollegen sich das passende Wetter wünschen: „20 Grad und leicht bewölkt. Und dies von Ostern bis Herbst.“Noli glaubt, so sind seine Worte zu übersetzen, dass unter diesen Bedingungen die besten Geschäfte gemacht werden. Während die Schausteller zumindest übers Wetter noch reden, sind Umsatzzahlen ein Tabuthema. Dies gilt auch für Festwirte, die ungern preisgeben, wie viele Maß Bier und wie viele halbe Hähnchen von den Besuchern konsumiert werden. Dass der Plärrer für Augsburg ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, steht zweifellos fest. Es gibt zumindest eine zahlenmäßige Annäherung, wie gut die Geschäfte laufen könnten. Ordnungsreferent Dirk Wurm, der für die Volksfeste zuständig ist, sagt: „Genaue Zahlen, wie viel Geld durchschnittlich ein Plärrerbesucher ausgibt, gibt es nicht. Geht man davon aus, dass jeder Gast durchschnittlich 20 Euro ausgibt, so kommt eine ganz beachtliche Umsatzsumme zustande.“Stimmt die geschätzte Zahl der 500 000 Besucher pro Plärrer, wären es dieser Rechnung zufolge also zehn Millionen Euro.
Nicht nur Wurm glaubt, dass unabhängig von dieser Zahl der Plärrer in den zurückliegenden Jahren eine positive Entwicklung genommen hat: „Es ist uns allen gelungen, dieses Volksfest als friedliches und familienfreundliches Gemeinschafts- erlebnis zu platzieren.“Der Plärrer sei kein „Sauffest“, wie es mancher in der Vergangenheit abfällig beurteilt habe. Das Volksfest spreche vielmehr Jung und Alt an, „die gemütliche Geselligkeit genauso schätzen wie den Nervenkitzel modernster Fahrgeschäfte“. In diesem Jahr sind einige neue Fahrgeräte am Start. Für auswärtige Schausteller
Termin Ostersonntag, 16. April, bis Montag, 1. Mai.
Öffnungszeiten Montag bis Don nerstag: 12 bis 23 Uhr; Freitag: 12 bis 23.30 Uhr; Samstag: 10.30 bis 23.30 Uhr: Sonn und Feiertag: 10.30 bis 23 Uhr.
Feuerwerk An den beiden Freitagen jeweils gegen 22.30 Uhr.
Familientag An beiden Mittwochen bis 20 Uhr.
Gottesdienst Sonntag, 23. April, 9.30 Uhr; Katholischer Zeltgottes ist das Volksfest zu Ostern terminlich besser gelegen als der Herbstplärrer, wo in anderen Städten attraktive Veranstaltungen in Konkurrenz treten. Für die heimischen Schaustellerfamilien stellt sich die Frage nicht, wo sie sich präsentieren: an Ostern und im Herbst in Augsburg. Die rund 70 Fahrgeschäfte und Stände sind überwiegend dienst im Festzelt Binswanger & Kempter mit Pater Dr. Paul Schä fersküpper.
Bierpreis 8,80 Euro kostet die Maß in allen drei Festzelten.
Attraktionen Ein moderner Aus sichtsturm und ein Freifall Turm werden die Besucher auf über 70 Meter Höhe befördern. Im Fahrgeschäft „Apollo 13“sitzen die Gäste in einer Gondel, die 55 Meter Höhe erreicht, sich bis zu 120 Stundenkilometer schnell dreht – und sich überschlägt. in Augsburger Hand. Das ist im Vergleich zu anderen Städten ungewöhnlich viel. Es liegt daran, dass in Augsburg viele Schaustellerfamilien leben.
Wurm wird öfter aufs Gelände gehen. Teils dienstlich, teils privat. Wenn es ums Geld geht, ist der zweifache Familienvater ähnlich verschwiegen wie die Schausteller: „Wie viel Geld ich auf dem Plärrer lasse, hängt ganz stark von Wünschen und dem Beharrungsvermögen unserer Kinder ab. Gott sei Dank verwaltet meine Frau die Kasse, sodass ich es gar nicht genau sagen kann, wie viel wir bei einem Plärrerbummel ausgeben.“Wie erfolgreich die Geschäfte für Schausteller und Festwirte verlaufen, werden die nächsten zwei Wochen zeigen. Einen Pluspunkt hat der Osterplärrer 2017 zu bieten: Es gibt einen zusätzlichen Tag, da die Veranstaltung nicht wie üblich an einem Sonntag endet. Da der Feiertag am 1. Mai auf einen Montag fällt, geht der Plärrer in die Verlängerung.
Der Osterplärrer auf einen Blick