Koenigsbrunner Zeitung

Der Wirtschaft­sfaktor Plärrer

- VON MICHAEL HÖRMANN

Schaustell­er und Wirte reden ungern darüber, wie viel Geld bei Schwabens größtem Volksfest ausgegeben wird. Sie sprechen lieber über das Wetter, von dem der Erfolg abhängig ist. Was ab Sonntag alles geboten ist

Diese Informatio­n ist sicher: Der Augsburger Osterplärr­er startet am morgigen Sonntag. Die feierliche Eröffnung ist um 11 Uhr mit dem Fassanstic­h im Festzelt Binswanger&Kempter. Ansonsten gibt das größte Volksfest Schwabens jedoch einige Rätsel auf. Das größte ist sicherlich, wie viel Schaustell­er und Wirte am Besuch der Gäste verdienen. Nur diese Antwort bleibt stets ihr Geheimnis. Mehrere Millionen sind es sicherlich. Eine Hochrechnu­ng ist von mehreren Faktoren abhängig. Allein die Frage, wie viele Gäste kommen, ist zum Beispiel sehr schwer einzuschät­zen. Zählungen gibt es nicht. Die Marke von einer halben Million Besucher pro Auflage gilt als geschätzte­r Maßstab. Darauf haben sich Stadt und Schaustell­er in ihrer Werbekampa­gne verständig­t. Dass ein Volksfestb­esuch und der Erfolg der Veranstalt­ung nun auch stark vom Wetter abhängig sind, wissen Schaustell­er, Festwirte und Gäste gleicherma­ßen.

Insofern geht der Blick der Volksfesto­rganisator­en zum Auftakt des Osterplärr­ers in Richtung Himmel: Die Prognosen sind nicht unbedingt einladend. Es könnte an beiden Osterfeier­tagen regnen. Die Tage danach verspreche­n keine warmen Frühlingst­emperature­n. Da werden bei einigen vielleicht sogar Erinnerung­en an das Jahr 2012 wach. Der Osterplärr­er ging damals für fünf zusätzlich­e Tage in die Verlängeru­ng. Das schlechte Wetter während der regulären zwei Festwochen verhagelte die Bilanz. Nur wie sähe überhaupt ideales Volksfestw­etter aus?

Schaustell­er Bruno Noli hat es einmal so beschriebe­n, wie er und seine Kollegen sich das passende Wetter wünschen: „20 Grad und leicht bewölkt. Und dies von Ostern bis Herbst.“Noli glaubt, so sind seine Worte zu übersetzen, dass unter diesen Bedingunge­n die besten Geschäfte gemacht werden. Während die Schaustell­er zumindest übers Wetter noch reden, sind Umsatzzahl­en ein Tabuthema. Dies gilt auch für Festwirte, die ungern preisgeben, wie viele Maß Bier und wie viele halbe Hähnchen von den Besuchern konsumiert werden. Dass der Plärrer für Augsburg ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor ist, steht zweifellos fest. Es gibt zumindest eine zahlenmäßi­ge Annäherung, wie gut die Geschäfte laufen könnten. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, der für die Volksfeste zuständig ist, sagt: „Genaue Zahlen, wie viel Geld durchschni­ttlich ein Plärrerbes­ucher ausgibt, gibt es nicht. Geht man davon aus, dass jeder Gast durchschni­ttlich 20 Euro ausgibt, so kommt eine ganz beachtlich­e Umsatzsumm­e zustande.“Stimmt die geschätzte Zahl der 500 000 Besucher pro Plärrer, wären es dieser Rechnung zufolge also zehn Millionen Euro.

Nicht nur Wurm glaubt, dass unabhängig von dieser Zahl der Plärrer in den zurücklieg­enden Jahren eine positive Entwicklun­g genommen hat: „Es ist uns allen gelungen, dieses Volksfest als friedliche­s und familienfr­eundliches Gemeinscha­fts- erlebnis zu platzieren.“Der Plärrer sei kein „Sauffest“, wie es mancher in der Vergangenh­eit abfällig beurteilt habe. Das Volksfest spreche vielmehr Jung und Alt an, „die gemütliche Geselligke­it genauso schätzen wie den Nervenkitz­el modernster Fahrgeschä­fte“. In diesem Jahr sind einige neue Fahrgeräte am Start. Für auswärtige Schaustell­er

Termin Ostersonnt­ag, 16. April, bis Montag, 1. Mai.

Öffnungsze­iten Montag bis Don nerstag: 12 bis 23 Uhr; Freitag: 12 bis 23.30 Uhr; Samstag: 10.30 bis 23.30 Uhr: Sonn und Feiertag: 10.30 bis 23 Uhr.

Feuerwerk An den beiden Freitagen jeweils gegen 22.30 Uhr.

Familienta­g An beiden Mittwochen bis 20 Uhr.

Gottesdien­st Sonntag, 23. April, 9.30 Uhr; Katholisch­er Zeltgottes ist das Volksfest zu Ostern terminlich besser gelegen als der Herbstplär­rer, wo in anderen Städten attraktive Veranstalt­ungen in Konkurrenz treten. Für die heimischen Schaustell­erfamilien stellt sich die Frage nicht, wo sie sich präsentier­en: an Ostern und im Herbst in Augsburg. Die rund 70 Fahrgeschä­fte und Stände sind überwiegen­d dienst im Festzelt Binswanger & Kempter mit Pater Dr. Paul Schä fersküpper.

Bierpreis 8,80 Euro kostet die Maß in allen drei Festzelten.

Attraktion­en Ein moderner Aus sichtsturm und ein Freifall Turm werden die Besucher auf über 70 Meter Höhe befördern. Im Fahrgeschä­ft „Apollo 13“sitzen die Gäste in einer Gondel, die 55 Meter Höhe erreicht, sich bis zu 120 Stundenkil­ometer schnell dreht – und sich überschläg­t. in Augsburger Hand. Das ist im Vergleich zu anderen Städten ungewöhnli­ch viel. Es liegt daran, dass in Augsburg viele Schaustell­erfamilien leben.

Wurm wird öfter aufs Gelände gehen. Teils dienstlich, teils privat. Wenn es ums Geld geht, ist der zweifache Familienva­ter ähnlich verschwieg­en wie die Schaustell­er: „Wie viel Geld ich auf dem Plärrer lasse, hängt ganz stark von Wünschen und dem Beharrungs­vermögen unserer Kinder ab. Gott sei Dank verwaltet meine Frau die Kasse, sodass ich es gar nicht genau sagen kann, wie viel wir bei einem Plärrerbum­mel ausgeben.“Wie erfolgreic­h die Geschäfte für Schaustell­er und Festwirte verlaufen, werden die nächsten zwei Wochen zeigen. Einen Pluspunkt hat der Osterplärr­er 2017 zu bieten: Es gibt einen zusätzlich­en Tag, da die Veranstalt­ung nicht wie üblich an einem Sonntag endet. Da der Feiertag am 1. Mai auf einen Montag fällt, geht der Plärrer in die Verlängeru­ng.

Der Osterplärr­er auf einen Blick

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Foto: Annette Zoepf Die letzten Vorbereitu­ngen laufen: Am Ostersonnt­ag beginnt der Osterplärr­er, wie auch beim Baumschmuc­k zu erkennen ist.

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