Koenigsbrunner Zeitung

Schwabmünc­hner Eierg’schichten

Buch Maria Reichenaue­r beschäftig­t sich auf 120 Seiten mit Anekdoten und Rezepten rund um das Thema Ei. Der Leser erfährt dabei nicht nur historisch­e Details, sondern lernt auch, wie sich ein Dotter fühlt

- VON MATTHIAS SCHALLA Das Buch gibt es in der Buchhand lung Schmid, Fuggerstra­ße 14, in Schwabmünc­hen für 12 Euro zu kaufen oder direkt bei der Autorin per E Mail an: reichenaue­r@grafiseria.eu. Mehr im Internet: www.grafiseria.eu

Schwabmünc­hen So mancher köpft sein Frühstücks­ei beim Zeitungsle­sen ganz nebenbei mit dem Messer. Andere wiederum hauen sich die Eier in die Pfanne und verquirlen sie zu leckerem Rührei mit Speck. Und ganz viele Menschen blasen lediglich zu Ostern die Eier aus und pinseln die leeren Schalen farbig an. Für die Schwabmünc­hnerin Maria Reichenaue­r aber ist das Ei viel mehr als nur ein Lebensmitt­el oder eine österliche Dekoration. „Das Ei ist einfach etwas Wunderbare­s: Keimzelle des Lebens, wertvolles Nahrungsmi­ttel, einzigarti­g in Form und Farbe.“

Mit diesen Worten beschreibt sie in ihrem neuen Buch ihre Verbundenh­eit zu dem fragilen ovalen Produkt. „Schwabmünc­hner Eierg’schichten“lautet daher der passende Titel, und Reichenaue­r hat auf 120 Seiten nicht nur viele Anekdoten, historisch­e Hintergrün­de und mystische Geschichte­n zusammenge­tragen. „Ich habe mich zudem bei den heimischen Gastronome­n umgehört und ihnen ihre Lieblingsr­ezepte für Eierspeise­n entlockt“, sagt die Grafikerin und schmunzelt.

Was ihre Recherchen ergeben haben, kann sich in der Tat sehen lassen. Denn Reichenaue­r hat das Ei immer wieder in all seinen Facetten fotografis­ch bestens in Szene gesetzt. „Ich habe aber natürlich kein Ei nur des Fotos wegen blindwütig zerschlage­n“, sagt sie. Dafür sei es ein viel zu wichtiges Lebensmitt­el. Und mit Essen spiele man nicht. Sie habe stattdesse­n ihre „Küchenunfä­lle“genutzt. „Es fällt einem ja schon mal ein Ei aus der Hand, landet auf dem Boden, platzt beim Kochen auf oder wird im Kühlschran­k vergessen“, erklärt sie.

Diese Motive finden sich in ihrem Buch ebenso wie die Geschichte der „Prinzessin Eia von Dottershei­m“, die sorgsam eingebette­t in einem schönen großen weißen Ei lebt und sich wundert, dass viele ihrer Kolle- sich regelmäßig für Büfetts bewerben. Auch Ostern zählt nicht zu ihrem Lieblingsf­est. Denn: Zu vieler ihrer Freunde verschwind­en dann auf Nimmerwied­ersehen.

Nicht fehlen darf in den „Schwabmünc­hner Eierg’schichten“natürlich die Frage, wer zuerst da war: das Huhn oder das Ei. Augenzwink­ernd gibt Reichenaue­r neben interessan­ten historisch­en De- tails die Antwort auf diese Frage in einer Randspalte mit einem Gedicht des Lyrikers Eduard Mörike. Diese kleinen weißen Randspalte­n sind neben den in gelben Farbtönen gehaltenen Artikeln quasi das Salz auf dem gekochten Ei.

Reichenaue­r vermischt beispielsw­eise humorvolle Zitate wie von Mark Twain mit informativ­en Texten. So erfährt der Leser unter andegen rem, dass Straußenei­erschalen auch heute noch von den KalahariBu­schmännern als Wasserflas­chen genutzt werden. Auch die Tatsache, dass Menschen schon Eier färbten und verzierten, lange bevor es das christlich­e Osterfest gab, ist nur eine der vielen Episoden in Reichenaue­rs „Eierg’schichten“.

Die Grafikerin verrät aber auch ihre eigenen Lieblingsr­ezepte, wie etwa wilder Spargel mit Ei und Speck.

Doch nicht jeder Gastronom wollte ihr seine gut behüteten Rezepte verraten. „Manchen musste ich schon bei der Ehre packen, damit er mir die Zutaten verrät“, sagt Reichenaue­r und schmunzelt. Dank ihrer Beharrlich­keit steuerte aber schließlic­h auch Eva Schuler vom Hotel Deutschenb­aur ihrer Ideenküche ein leckeres Honig-ThymianSou­fflet bei.

Auslöser für Reichenaue­rs „Schwabmünc­hner Eierg’schichten“war die Osterausst­ellung im Schwabmünc­hner Museum vor sechs Jahren. „Dort durfte ich die zahlreiche­n Exponate mit meinen Fotos begleiten und bin dadurch sozusagen ,auf das Ei‘ gekommen“, sagt sie. In der Folgezeit sind neue Fotos dazugekomm­en. „Und mit diesem Buch versuche ich nun, die fotografis­chen Momente und den begehrlich­en Blick in die Töpfe und Pfannen zusammenzu­bringen.“Ein besonderes Anliegen war ihr dabei, auch die Menschen, die nicht in Schwabmünc­hen geboren sind, sondern beispielsw­eise aus großer Not gekommen sind, zu Wort kommen zu lassen. „Denn Kochen kennt keine Grenzen.“

Und Reichenaue­rs großer Wunsch bei der Lektüre ihres Büchleins ist, „dass wir das Kriegsbeil mit dem Kochlöffel begraben“. Und wenn das tatsächlic­h funktionie­rt, dann hat Maria Reichenaue­r mit ihren „Schwabmünc­hner Eierg’schichten“sprichwört­lich das Ei des Kolumbus gefunden. Übrigens: Auch was sich hinter diesem geflügelte­n Wort verbirgt, steht in ihrem Buch, und zwar auf Seite 73.

 ?? Foto: Reichenaue­r ?? Maria Reichenaue­r hat ein Buch über die „Schwabmünc­hner Eierg’schichten“geschriebe­n. Darin finden sich neben Rezepten der örtlichen Gastronomi­e auch wissenswer­te und kuriose Geschichte­n rund um das Ei.
Foto: Reichenaue­r Maria Reichenaue­r hat ein Buch über die „Schwabmünc­hner Eierg’schichten“geschriebe­n. Darin finden sich neben Rezepten der örtlichen Gastronomi­e auch wissenswer­te und kuriose Geschichte­n rund um das Ei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany