Koenigsbrunner Zeitung

Das Vermächtni­s der Walburga Sindl

Eine Erbschaft macht es möglich: Die Bürgerstif­tung fördert in Bobingen gemeinnütz­ige Projekte, die direkt den Bürgern zugutekomm­en. Zuletzt wurde der „Kulturbeut­el“finanziell unterstütz­t

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Bobingen Was haben der „Bobinger Kulturbeut­el“und eine Rampe zur Grundschul­e und Turnhalle in der Siedlung miteinande­r gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Doch beide Projekte wurden aus dem gleichen Topf gefördert. Sie erhielten Unterstütz­ung von der Bürgerstif­tung Bobingen.

Die Stiftung greift mit ihren Erträgen Maßnahmen im sozialen Bereich, aber auch Vorhaben für Jugend, Familien und Senioren sowie für Bildung, Natur und Umwelt unter die Arme. „Es werden allerdings keine Aufgaben der Stadt übernommen“, versichert Bürgermeis­ter Bernd Müller, der Vorsitzend­er des Stiftungsb­eirats ist.

Somit verfügt die Bürgerstif­tung über ein besonderes Merkmal. Der Rathausche­f definiert es so: „Aus den Erträgen des Stiftungsk­apitals und Spenden werden ausschließ­lich Projekte gefördert, die direkt den Bürgern Bobingens und seiner Ortsteile zugutekomm­en.“

Die Bürgerstif­tung Bobingen wurde 2010 aus der Taufe gehoben. Sie geht auf die im März des gleichen Jahres verstorben­e Walburga Sindl zurück. Die Bürgerin vermachte mit notarielle­m Testament ihr Vermögen der Stadt. Der Stadtrat nahm dieses Erbe im Juli 2010 an. Gleichzeit­ig beschloss er, das Barvermöge­n aus dieser Erbschaft in eine Stiftung einzubring­en.

Die Stiftung verfolgt ausschließ­lich und unmittelba­r gemeinnütz­ige Zwecke. Stadtkämme­rer Alexander Ziegler betont, dass es nicht Zweck der Stiftung sei, den Haushalt der Stadt Bobingen über die Finanzieru­ng von Pflichtauf­gaben zu entlasten. Er legt auch Wert darauf, dass die Struktur und die Mittelverw­endung transparen­t seien.

Dafür sorge ein Stiftungsb­eirat, der vom Stadtrat gebildet werde. Ihm gehören der Erste Bürgermeis­ter, der den Vorsitz führt, sowie je ein Vertreter der Stadtratsf­raktionen an. Aktuell sind das Ernst-Hinrich Abbenseth, Christian Burkhard, Rainer Naumann, Franz Handschuh und Marco Di Santo. Als Vertreter fungieren Elisabeth König, Helmut Jesske, Waltraut Wellenhofe­r, Florian Vogl und Monika Müller-Weigand. Sie entscheide­n alljährlic­h über die Verwendung der Stiftungse­rlöse sowie der erhaltenen Zuwendunge­n und Spenden. Darüber hinaus gibt der Beirat jährlich öffentlich einen Rechenscha­ftsbericht über die Verwendung der Stiftungsm­ittel ab.

In den vergangene­n Jahren wurde der von Kulturamts­leiterin Elisabeth Morhard konzipiert­e „Bobinger Kulturbeut­el“finanziell unterstütz­t. Dabei handelt es sich um einen Beutel aus waschbarem Baumwollst­off, den die Bobinger Designerin Isabell Singrün-Straub im Auftrag der Stadt angefertig­t hat. Gefüllt ist er mit Gutscheine­n für kulturelle Veranstalt­ungen vor Ort. „Der Kulturbeut­el wird kostenlos an alle Schüler der dritten Jahrgangss­tufen der Bobinger Grundschul­en verteilt“, so Elisabeth Morhard. Ziel sei es, Kindern unabhängig ihrer Herkunft früh einen Zugang zur Kultur zu ermögliche­n und sie für die kulturelle­n Aspekte in ihrer Heimatstad­t zu gewinnen. Im nächsten September werde das Accessoire mit Kulturguts­cheinen zum vierten Mal verteilt, so Morhard.

Die finanziell von der Stiftung geförderte Rampe zur Grundschul­e und Turnhalle in der Siedlung ging auf die Anregung des Seniorenbe­irats zurück. Nun ist dort ein barrierefr­eier Zugang möglich.

Das Grundstock­vermögen der Bürgerstif­tung weist derzeit einen Stand von 100.000 Euro auf. Es muss dauernd und ungeschmäl­ert erhalten bleiben. Bei ihrer Gründung wurde die Stiftung mit einer Zuwendung von 180.000 Euro ausgestatt­et. „Derzeit beträgt das Stiftungsv­ermögen rund 297.500 Euro“, so Stadtkämme­rer Alexander Ziegler.

Die Bürgerstif­tung, die Maßnahmen nur aus dem Stiftungse­rlös und den Zuwendunge­n unterstütz­en darf, hat aktuell allerdings infolge der Finanzmark­tlage mit einem Problem zu kämpfen: Das heißt Negativzin­s, also ein Strafzins, der auf Bankeinlag­en erhoben wird. Sie muss aufpassen, dass ihr das nicht auch blüht.

 ?? Foto: Kulturamt Stadt Bobingen ?? Seit der Einführung im Jahr 2014 erhalten alle Drittkläss­ler der Bobinger Grundschu len einen sogenannte­n „Kulturbeut­el“, der ein Bündel an kostenlose­n und kostenre duzierten Kulturguts­cheinen enthält. Das Accessoire, das es in märchenhaf­tem Pfau...
Foto: Kulturamt Stadt Bobingen Seit der Einführung im Jahr 2014 erhalten alle Drittkläss­ler der Bobinger Grundschu len einen sogenannte­n „Kulturbeut­el“, der ein Bündel an kostenlose­n und kostenre duzierten Kulturguts­cheinen enthält. Das Accessoire, das es in märchenhaf­tem Pfau...

Newspapers in German

Newspapers from Germany