So können Sie auf dem Plärrer mitreden
Heute ist das undenkbar: Es gab Jahre, in denen kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Doch wie kam das Bier aufs Volksfest? Wird kontrolliert, ob die Maß richtig gefüllt ist? Und welches Lied ist immer ein Hit? /
Wann beginnt für Schausteller der Arbeitstag?
Ein Arbeitstag auf dem Plärrer ist lang. Die Geschäfte öffnen unter der Woche um die Mittagszeit, am Wochenende sogar schon um zehn Uhr. Danach herrscht Betrieb bis 23 oder 23.30 Uhr. Doch langes Ausschlafen ist nicht drin. „Viele Betriebe beginnen mit den Vorbereitungen schon gegen acht Uhr“, sagt Josef Diebold, der mit seiner Frau das Kinderkarussell „Orient-Zauber“betreibt.
Woher hat der Plärrer seinen Namen?
Der Name kommt wohl vom Lärm – vom „Geplärre“. Früher fanden die Dulten in der Innenstadt statt. Dort gab es nicht nur Marktstände, sondern auch Fahrgeschäfte und andere Attraktionen. Aus Rücksicht auf Anwohner wurden laute Attraktionen 1878 auf den Kleinen Exerzierplatz umgesiedelt. „Blerrer“nannte man auch einen offenen, freien Platz. Der Name taucht erstmals im Jahr 1879 in einem Bericht auf. Offiziell wird das Fest erst in den 1970er Jahren zum „Plärrer“.
Wie viel Bier wird auf dem Plärrer verkauft?
Daraus machen die Wirte ein Geheimnis. Es gibt Feste, bei denen die Wirte genaue Zahlen vorlegen müssen. In Augsburg nicht. Ein Rechtsstreit zwischen einer Brauerei und Wirt Dieter Held („Schaller“-Zelt) brachte vor einigen Jahren etwas Licht ins Dunkel. Damals ging es um 60 000 Liter Bier, die der Brauer seinen Angaben zufolge für den Osterplärrer 2010 gebraut haben wollte. Dieter Held nahm aber kein Bier ab, weil er die Brauerei wechselte. Er gewann auch den Prozess.
Verdient die Stadt Augsburg mit dem Plärrer Geld?
Nein. Die Vorgabe ist aber, dass an die 90 Prozent der Kosten, die für die Stadt anfallen, gedeckt sein müssen. Das läuft vor allem über die Platzgelder, welche die Schausteller und die Festwirte bezahlen müssen. Im Jahr 2015 kosteten Oster- und Herbstplärrer die Stadt zusammengerechnet rund 65 000 Euro.
Welches ist die älteste Attraktion auf dem Plärrer?
Das älteste Fahrgeschäft auf dem aktuellen Osterplärrer ist das „Kinderparadies Spieß“. Das Karussell, das am Eingang in Richtung Familienbad steht, wurde im Jahr 1962 gebaut und seither immer wieder auf den neuesten Stand gebracht.
Wer legt fest, welches Karussell wo steht?
Das ist die Aufgabe von Platzmeister Roland Bader. Er arbeitet im Marktamt der Stadt. Er sagt: Wichtig ist die Mischung aus großen und kleinen Attraktionen, aus Kinderkarussells, Buden und Zelten. Dass er dabei nie alle Schausteller zufriedenstellen kann, bringe der Job eben mit sich, sagt Roland Bader.
Wurden auf dem Plärrer auch schon Ehen gestiftet?
Vermutlich sogar viele. Ein Beweis: Walter Wiedemann hat seine Frau Marianne beim Osterplärrer 1984 kennengelernt. Er kannte sie zuvor nur flüchtig und kam mit ihr ins Gespräch. Noch im selben Jahr gaben sie sich das Ja-Wort. Damals waren sie nur Besucher. Heute ist das Paar selbst auf dem Fest aktiv – sie betreiben seit 2011 eine sich drehende Karussellbar.