Showdown in der Fabrikhalle
Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Kompliment an die „Tatort“-Redaktion des Bayerischen Fernsehens. „Der Tod ist unser ganzes Leben“mag zwar nach einem Austria-Krimi klingen, spielt aber zwischen München, Straubing und Dingolfing – irgendwie. Diese Münchner Folge traut sich was: Nämlich die Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in einen Katarakt von Gefühlen und dem Glauben an das Richtige in ihrem Beruf zu stürzen.
Der „Tatort“greift die Grundkonstruktion von „Die Wahrheit“auf, dem vorletzten Krimi des Münchner Duos. Als ein psychopathischer Messerstecher einen Familienvater in aller Öffentlichkeit vor den Augen von Frau und Sohn tötete. Und mangels abgelehntem DNA-Massentest nicht überführt werden konnte.
Der BR will die Geschichte nicht als Fortsetzung sehen, aber sie ist es dennoch. Weil der intelligente Verdächtige Barthold unentwegt Batic (hoher Emotionsgrad) provoziert und wieder zuschlägt. Das Opfer überlebt zum Glück. Barthold wird in U-Haft nach Straubing geschickt. Wie im Postkutschen-Western erweist sich der Transport zur Verhandlung in München als Falle für Batic und Leitmayr. Zumal ein korruptes Justizangestellten-Pärchen auf dem Kutschbock sitzt.
Barthold (Glanzrolle für Gerhard Liebmann) findet sich ein bei einem harten Showdown in einer kubistisch anmutenden Fabrikhalle. Leitmayr und Batic, beide schwer verletzt, plagen sich körperlich lädiert bis ans Ende des Falls. Batic ist selbst verdächtig, er lügt mehrfach seinen Partner an. Leitmayrs nach 26 Jahren Partnerschaft verlässlicher Bauch gerät jetzt gehörig ins Grummeln..
Mag sein, dass der BR-„Tatort“bei manchem aufgrund der Rückblenden, blutiger Szenen und Drehbuchsprüngen nicht so recht ankommt. Regisseur Philip Koch erzählt im Münchner „Tatort“das Finale aus verschiedenen Kameraperspektiven. Ist zwar nicht neu, verführt aber zum Mitdenken. Und die Silberrücken Batic und Leitmayr zeigen den Jüngeren in anderen Bundesländern, dass sie immer noch mithalten können. Ein ganz besonderer „Tatort“. Rupert Huber