Koenigsbrunner Zeitung

„Ich habe gebetet, dass beide Klubs in der Liga bleiben“

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Auf dem Jakobsweg fand der Ex-Profi des Hamburger SV und ehemalige Trainer des FC Augsburg auch Zeit innezuhalt­en. Im Interview spricht er über den anstehende­n Abstiegs-Hit und wie sehr er Augsburg mag

Ich habe gehört, Sie laufen gerade den Jakobsweg ... Hartwig: Junge, ich sag dir, ich hab jetzt Blasen an den Füßen und mein Zeh ist geschwolle­n. Wir sind die ganze Woche 130 Kilometer gelaufen. Da geht es rauf und runter und jetzt sind wir gerade an unserem Ziel in Santiago de Compostela angekommen. Ich bin fertig. Aber es war klasse.

Wie sind Sie darauf gekommen, diesen Weg zu gehen? Hartwig: Die Idee entstand schon vor ein paar Jahren. Meine Frau und ihre Freundin sind diesen Weg auch schon gegangen. Zusammen mit vier Freunden habe ich mich dann auch auf den Weg gemacht. Das war eine tolle Erfahrung. Da hatte ich Zeit, mein Fußball-Leben noch einmal Revue passieren zu lassen, und bin wieder einmal zu dem Schluss gekommen, dass Fußballspi­eler gar nicht wissen, wie schön sie es haben.

Da sind wir ja schon beim Thema. Sie haben als Spieler mit Hamburg dreimal die deutsche Meistersch­aft gewonnen und beim FC Augsburg waren Sie 1989 mit einer tollen Bilanz (sieben Spiele, sechs Siege, ein Unentschie­den) Trainer in der Bayernliga. Sind Sie am Sonntag im Stadion? Hartwig: Also, sehen Sie: Sollte der FCA einen Trainer brauchen, ich wäre bereit (lacht). Nein, im Stadion bin ich leider nicht. Ich wäre als Experte bei Sky eingeladen gewesen, aber nun bin ich ja hier in Spanien. erwarten Sie für ein Spiel? Hartwig: Beim Fußmarsch auf dem Jakobsweg bin ich durch viele Ortschafte­n gekommen und war da in vielen Kirchen. Da habe ich dafür gebetet, dass beide Vereine in der Bundesliga bleiben. Das wird ein ganz schweres Spiel und auf dem Programm steht: 90 Minuten beißen. Jeder, der auf dem Rasen steht, weiß, um was es geht, und wer es nicht weiß, der hat seinen Beruf verfehlt. Das ist eine Partie, da muss man die richtige Einstellun­g zeigen. Das Problem ist aber, dass es leider immer wieder Spieler gibt, die sagen: Wenn ich mit Hamburg oder mit Augsburg absteige, dann suche ich mir halt einen neuen Verein.

Der HSV kommt nicht mehr so richtig auf die Beine. Vor zwei Jahren bei unWas serem letzten Interview stand Hamburg auch am Ende der Tabelle … Hartwig: Da mache ich mir keine Gedanken mehr. Ich habe mir so oft den Mund verbrannt, wenn ich zum Thema HSV etwas gesagt habe. Mittlerwei­le ist mir das Jacke wie Hose, ob die unten stehen oder nicht. Klar, ich habe immer noch Respekt – der Klub ist ja auch etwas Besonderes –, aber ich lebe jetzt schon so lange in Bayern und setze mittlerwei­le andere Prioritäte­n. Allerdings will ich auf keinen Fall, dass Hamburg in die zweite Liga absteigt. Ich hatte dort wunderschö­ne Jahre.

Und Augsburg? Hartwig: Ich bin öfter in Augsburg im Stadion. Da wohnt ein Freund von mir, der mich ab und zu mal in seine Loge im Stadion einlädt. Die Trainer-Entlassung von Dirk Schuster habe ich jetzt nicht ganz verstanden, aber ansonsten macht hier Manager Stefan Reuter einen guten Job.

Und wer gewinnt das Spiel? Hartwig: Das ist schwer zu sagen, aber ich bin der Meinung, die Mannschaft, die den größeren Charakter zeigt, soll gewinnen.

Seit dem Jahr 2002 sind Sie auch Theater-Schauspiel­er. In diesem Jahr werden Sie noch in Augsburg auftreten … Hartwig (lacht): Sie sehen: Ein Jimmy Hartwig geht nicht unter. Ja, das Stück ist eine Fußball-Operette und heißt Roxy und ihr Wunderteam. Da bin ich ab 9. Dezember zu sehen. Das Theater und das Schauspiel­ern machen mir riesigen Spaß. Ich war ja auch schon oft während der Brecht-Tage in Augsburg. Es ist wirklich so: In Augsburg gefällt es mir.

Interview: Wolfgang Langner

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Foto: imago/sven simon 29. Mai 1982: Jimmy Hartwig präsentier­t die Meistersch­ale. Zuvor hat dem Hamburger SV am letzten Spieltag gegen Karlsruhe ein 3:3 gereicht.
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Jimmy Hartwig

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