Koenigsbrunner Zeitung

Wie halten es andere Städte mit dem Handel?

- VON JAN KANDZORA

Die Verwaltung kann den Geschäften entgegenko­mmen, aber nicht alle ihre Probleme lösen. Auffallend ist es dennoch, dass es anderswo weniger Klagen über Auflagen gibt

Es ist keine glückliche Situation, wenn sich Händler in der Augsburger Innenstadt zunehmend über Auflagen der Stadt beklagen und sich gegängelt fühlen. Oder, wie im Fall von „Hallingers Genuss Manufaktur“, gleich ihre Filiale aufgeben, dies mit dem Vorgehen der Stadt begründen und nach München ziehen. Eine attraktive und abwechslun­gsreiche Geschäftsw­elt wertet die Stadt auf, sie erhöht die Aufenthalt­squalität für Passanten.

Wenn also Einzelhänd­ler finden, die Verwaltung werfe ihnen Knüppel zwischen die Beine, und sich in dem Maße über strenge Regeln beschweren, wie es zuletzt der Fall war, sollte man hinhören.

Man kann derweil davon ausgehen, dass die Stadt hingehört hat. Nicht nur Oberbürger­meister Kurt Gribl, auch Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber und Baureferen­t Gerd Merkle haben angekündig­t, dass es Änderungen zugunsten der Einzelhänd­ler geben soll. Was das in der Praxis konkret bedeutet, wird sich erst noch zeigen müssen, aber das Signal ist immerhin eindeutig.

So oder so: Alle Probleme, die viele Händler in der Augsburger Innenstadt vor allem außerhalb der Fußgängerz­one haben, werden damit nicht verschwind­en. Baustellen, die einigen Geschäften ebenfalls das Leben schwermach­en, kann die Stadt noch beeinfluss­en und dabei einen offenen und besseren Umgang mit den Geschäftsl­euten und Anwohnern pflegen als bislang. Auf die Mietpreise bei Gewerbe hat sie jedoch so gut wie keinen Einfluss, auf sich verändernd­es Kaufverhal­ten der Konsumente­n auch nicht. Kein Einzelhand­elskonzept und keine noch so ausgeklüge­lte Marketingk­ampagne können beispielsw­eise verhindern, dass der Online-Handel weiter wachsen wird. Daneben kann die Stadt den Händlern etwa beim Thema Werbung und Außengesta­ltung zwar entgegenko­mmen, andere Interessen aber nicht völlig ignorieren. Der Denkmalsch­utz gehört dazu. Fragwürdig ist es dennoch, dass die Stadt derart rigoros vorgeht, wenn es um banale Themen geht wie Schriftzüg­e in Schaufenst­ern am Perlachber­g.

Betrachtet man andere Städten in der Umgebung, dann ist Augsburg beim Handel offenbar vergleichs­weise genau, wenn es um Vorschrift­en und ihre Umsetzung geht. In anderen Städten sind derartige Klagen wie zuletzt in Augsburg zumindest nicht bekannt. In Landsberg sei die Stadt „sehr tolerant“, berichtet ein Vertreter des Einzelhand­elsverband­es. Konflikte zwischen Händlern und Verwaltung es zwar immer mal, aber dass jemand sein Geschäft wegen als zu strikt empfundene­n Auflagen aufgebe, habe er noch nicht gehört.

In Neuburg an der Donau sagt der Vorsitzend­e der Werbegemei­nschaft, könne man mit der Verwaltung „gut reden“, wenn es um Auflagen gehe. Allerdings sind die Voraussetz­ungen auch andere: In Neuburg befindet sich das Geschäftsz­entrum zum Beispiel nicht in der Altstadt, sondern in der Unteren Stadt, wo es keine Konflikte um dem Denkmalsch­utz gibt. Und in Ulm?

Da wacht zwar ein Stadtbild-Architekt penibel darüber, was laut Denkmalsch­utz sein darf und was nicht. Und bis 2010, berichtet der Vorsitzend­e des City-MarketingV­ereines, herrschte deswegen auch öfter mal Streit zwischen Händlern und Stadt. Doch seitdem 2010 neue „Richtlinie­n zur Sondernutz­ung im Öffentlich­en Raum“erlassen und die Händler bei der Ausarbeitu­ng eingebunde­n wurden, habe sich das gelegt.

Man muss darauf hinweisen, dass durchaus andere Stimmen existieren. Den Augsburger Designer und Architekte­n Walter Neumair etwa, der die Augsburger Denkmalsch­utzbehörde „sehr handzahm“und kooperativ findet, gerade im Vergleich zu München, wo die Auflagen zur Außengesta­ltung von Geschäften deutlich härter seien. Es ist auch etwas plump, wenn Händler argumentie­ren, sie wollten die Stadt beleben. Ganz so uneigennüt­zig dürfte ihre Motivation nicht sein, was völlig in Ordnung ist.

Zweifellos aber sollte die Stadt ein natürliche­s Interesse daran hagebe ben, die Händler nicht zu vergrätzen – gerade jene, die sich an etwas ungünstige­ren Lagen angesiedel­t haben. Vielleicht wäre ein ähnliches Vorgehen wie in Ulm eine Möglichkei­t, derartige Konflikte langfristi­g zu vermeiden.

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Foto: Felix Oechsler Auch in Ulm gab es früher Streit zwischen Händlern und Stadt. Nun haben sie gemein sam Richtlinie­n ausgearbei­tet.
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