Bunte Feier mit leisen Tönen
Königsbrunn feiert 50 Jahre Stadterhebung bei einem stimmungsvollen Festakt mit Reden, Musik und Tanz. Innenminister Joachim Herrmann lobt die Entwicklung seit 1967 und mahnt Dankbarkeit an. Altlandrat Karl Vogele erinnert an einen „unglaublichen Hundling
Königsbrunn Mit einem großen Festakt haben viele Königsbrunner gestern Abend in der Turnhalle der Mittelschule Süd die Stadterhebung vor 50 Jahren gefeiert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann führte die Riege prominenter Politiker an, besonders farbenprächtig präsentierten sich die Abordnungen des Königsbrunner Trachtenvereins und natürlich die Gäste aus der kroatischen Partnerstadt Rab.
Bürgermeister Franz Feigl dankte den Besuchern für ihre Verbundenheit zur Stadt. Den Termin für die Feierstunde habe man mit Bedacht gewählt: Denn die Urkunde zur Stadterhebung unterzeichnete Minister Bruno Merk exakt am 28. April vor 50 Jahren. „Deshalb ist es uns eine besondere Freude, dass der Amtsnachfolger heute hierherkommt“, sagte Feigl – allerdings komme diese Freude mit etwas Verspätung an. Der Minister stand auf der Autobahn im Stau, kam aber noch rechtzeitig.
In seiner Festrede lobte Joachim Herrmann Königsbrunn als lebendige und dynamische Stadt, die seit dem Zweiten Weltkrieg eine enorme Entwicklung hingelegt habe – auch wenn es in Bayern durchaus Städte gebe, die mit anderen Jahreszahlen bei den Jubiläen aufwarten. Damit Königsbrunn so lebenswert bleibe, leiste auch die überregionale Politik ihren Beitrag. Aktuell begleite die Städtebauförderung den Umbau der Stadtmitte. Auch am Modellvorhaben „Innerstädtische Wohnquartiere“, aus dem das Mehrgenerationenhaus entstanden ist, habe der Freistaat mit vier Mil- lionen Euro Förderung mitgewirkt. Durch den Zuzug vieler Menschen aus Bayern und Deutschland brauche man weiter großes Engagement.
Einen weiteren Schwerpunkt seiner Rede legte Hermann auf das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt und die Sicherheit. Er würdigte speziell die Arbeit der Ehrenamtler in den örtlichen Vereinen und in der Feuerwehr. Auch die Polizei lobte der Innenminister: Die Sicherheitslage in Schwaben sei im bayerischen Vergleich sehr gut. „Natürlich liegt das auch daran, dass Sie in Königsbrunn besonders brave Leute sind“, scherzte Joachim Herrmann. Auch das Verhältnis von Bereitschaftspolizei und Stadtgesellschaft sei sehr gut, sodass man in Königsbrunn das zusätzliche Ausbildungsseminar einrichten werde. Dazu komme die Zentrale für den Digitalfunk auf dem Bepo-Gelände.
Beim Thema Förderung sprach Herrmann auch noch die B17 an, wo aktuell die Brückensanierung an der Ausfahrt Königsbrunn Süd läuft. Zudem beginnen im Juni die Arbeiten an der Streckenbeeinflussungsanlage zwischen der Brunnenstadt und Augsburg, in deren Zug auch ein dritter Fahrstreifen zwischen Messe und Stadion entsteht.
Der Minister erinnerte daran, dass Dankbarkeit an solch einem Tag angebracht sein. Die Lebensverhältnisse hätten sich durch harte Arbeit der Menschen seit 1967 sehr zum Besseren gewandelt. Der Friede in Europa sei nicht selbstverständlich, das dürfe man nicht vergessen, wenn man sich manchmal über Brüsseler Bürokratie ärgere.
Altlandrat Karl Vogele sagte, Königsbrunn sei „seit Jahrzehnten das Schwergewicht unserer Region“und erinnerte dabei an die Verdienste von Altbürgermeister Fritz Wohlfarth. Als Wohlfarth das Bürgermeisteramt übernahm, war die Stadt noch ein Armenhaus. Dessen Ziel, Königsbrunn zur Stadt zu machen, wurde oft belächelt. Doch seine Vision habe er mit zielgerichteter Arbeit und ganzheitlicher, langfristiger Strategie umgesetzt.
Er integrierte die Heimatvertriebenen in die Stadtgesellschaft, er kämpfte für die Königsbrunn als Schulstandort, als Standort für Förderschulen für Menschen mit Behinderung. Und der „unglaubliche Hundling“Wohlfarth schnappte Augsburg den Bepo-Standort vor der Nase weg und ließ die Brücke nach Mering bauen. Die war fertig, bevor sie überhaupt genehmigt war. Und so sei die Stadt nicht nur Verkehrsknotenpunkt, sondern zum Spitzenreiter im Landkreis geworden, sagte Vogele.
Bürgermeister Franz Feigl präsentierte einige Zahlen, um die Entwicklung zu unterstreichen: Von 403 zur Gemeindeerhebung über etwa 4000 um 1950 auf mehr als 28106 Einwohner – „Tendenz steigend, vergessen Sie alles andere“. Er erinnerte an die Verdienste seiner Vorgänger Adam Metzner, speziell um das Schulwesen, und Ludwig Fröhlich, der sich als Vordenker um die Kinder- und Jugendarbeit verdient gemacht hat und die alte B17 im Zentrum auf zwei Spuren zurückgebaut habe.
Neben den Festreden hatte die Stadt ein buntes Kulturprogramm auf die Beine gestellt. Eröffnet wurde der Abend in der Halle von der Big Band der Sing- und Musikschule der Stadt. Viele Gäste eröffneten den Abend mit einem Besuch des ökumenischen Gottesdiensts, den die evangelische Pfarrerin Doris Sperber-Hartmann und der katholische Pfarrer Bernd Weidner in der Kirche St. Johannes feierten. Während des Festakts zeigte die Tanzgruppe des Trachtenvereins D’Lechauer ihre Kunst bei zwei Tänzen. Andere Töne schlugen die Gruppen der Tanzgalerie Kuschill bei ihren Hip-Hop- und Latin-Dance-Darbietungen an, großen Applaus gab es für die Gruppe von Tanzlehrerin Miriam Roider. Wolfgang Niederzoll lieferte als Fremdenführer einen lustigen Abriss der Stadtgeschichte.