Statt einer Zeitung gibt es einen Blog
Das Staatsinstitut für die Ausbildung von Fachlehrern setzt auf Kultur. Die Beiträge beleben die Homepage der Bildungseinrichtung und sind eine Spielwiese für die Studierenden / Serie (9)
Homepages von Bildungseinrichtungen sind sich in der Regel alle ähnlich: Vorstellung der Schule und des Bildungsangebots, Fotos von Ausflügen und Studienfahrten, kleine Artikel zu Theateraufführungen und Exkursionen. Wie die Schüler so ticken, die die Einrichtung besuchen, erfährt man oft nicht. Am Augsburger Staatsinstitut für die Ausbildung von Fachlehrern ist das anders: Dort gibt es seit etwa einem Jahr den Kulturblog. Er wird von den Studierenden des Instituts gepflegt und dreht sich, wie der Name schon verrät, vornehmlich um kulturelle Aspekte: Der Kulturblog stellt zum einen eine Quelle für vielfältige Informationen und Anregungen im kulturellen Bereich dar. Zum anderen soll er ein Forum zum Austausch über Kultur werden. So stellt die Redaktion ihren Blog vor.
Die Texte sind ein buntes Potpourri aus der Augsburger Kulturlandschaft: Besprechungen von Vernissagen, Festivals oder Theaterstücken finden die Leser im Bereich Kultfund. Es gibt dort aber auch das Projekt „Besondere Orte“, in dem die Studenten des Instituts über ihren speziellen Ort abseits des Massentourismus schreiben. Neben dem Kuhsee oder dem Bismarckturm können das auch die Berge oder ein traumhafter Moment auf einer Laufrunde sein. Auch das Kernteam der Blog-Redaktion hat sich an dem Projekt beteiligt.
Für Maia Beldner, 23, ist es eine Situation gewesen, die sie während ihrer Wanderung auf dem Jakobsweg erlebt hat. „Für mich war das ein Gefühl des Umbruchs, des Alleinseins abseits der Masse“, erzählt sie. Michael Schalk, 22, beschreibt den Genuss eines Brotes mit frisch gepflückten Brombeeren auf einem Campingplatz in Dänemark. „Warum nicht Nutella aus der Tube auf ein Brot streichen und die Brombeeren darauf verteilen? Fertig war eine Geschmacksexplosion, wie ich sie vorher noch nicht und nachher nie wieder erlebt habe“, schrieb er in seinem Beitrag. Der 22-Jährige ist normalerweise für die Lyrik auf der Plattform verantwortlich. Sein Bereich heißt „Wochenpoesie“, wo er wöchentlich einen Text vorstellt. Teilweise sind es eigene Gedichte, teilweise Kurzgeschichten. Illustriert werden seine Beiträge oft von Stefan Pfeifer, 26, der in seiner Freizeit gerne kocht und deshalb im Kulturblog einen Beitrag zum Trend „Superfood“veröffentlicht hat. Dazu gibt es ein Rezept: Spargelpesto mit Wildkräutern aus dem Vorgarten. Gänseblüm- chen, Löwenzahn, Giersch, Kriechender Günsel, Gundermann, Waldmeister – so manches Unkraut, das im Vorgarten leidenschaftlich bekämpft wird, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als gesunde Vitaminbombe. Superfood, ganz umsonst, vor der eigenen Haustür!
Der besondere Ort von Stefan Pfeifer ist der Kabinettsgarten, der am Rande der Münchner Residenz neben der Allerheiligen Hofkirche liegt. „Das ist einfach ein Kleinod abseits des Trubels der Großstadt“, sagt er.
Das Projekt Kulturblog wurde von einer Lehrerin angeschoben. Zum einen, damit die Studierenden innerhalb des Blogs das Schreiben, Illustrieren und das Reflektieren von kulturellen Veranstaltungen üben können, zum anderen, um so die Internetseite des Instituts zu beleben. Am Institut werden Fachlehrer für bayerische Schulen ausgebildet, die unter anderem Fächer wie Werken, Technisches Zeichnen, Kommunikationstechnik oder Englisch an Mittelschulen, Sonderpädagogischen Förderzentren und an Realschulen unterrichten. „Im Grunde ist es unsere Schülerzeitung. Nur wir erscheinen viel regelmäßiger und können aktuell auf Ereignisse reagieren“, sagt Maia Beldner.
Über eine Whats-App-Gruppe bleiben die Redaktionsmitglieder im Kontakt und beratschlagen über Treffen und Ideen. Neben Carina Hofmann und Marie Feldigel befindet sich auch Elena Etzl, 19, im Kernteam. „Ich habe viel Spaß am Schreiben. Deshalb mache ich mit“, sagt sie. Ihr besonderer Ort ist ein Wäldchen bei Landsberg. „Dort gibt es eine Klippe. Wenn ich mich auf sie setze, kann ich meine Beine baumeln lassen, auf den Lech blicken und bin ganz für mich alleine.“
In unserer Serie „Augsburg bloggt“stellen wir Augsburger vor, die OnlineTagebücher zu unterschiedlichen Themen führen.
OInternet Den Kulturblog finden Sie unter: www.fachlehrer.org