Ganz großes Kino auf dem Smartphone
Der Trend geht auch bei den Handys zum Riesen-Bildschirm. Was Nutzer von den üppigen Displays haben, zeigt das neue LG G6
Was für ein riesiger Bildschirm! Schon beim ersten Einschalten hebt sich LGs G6 von anderen Smartphones ab. 80 Prozent der Vorderseite werden vom 5,7 Zoll großen Display mit abgerundeten Kanten eingenommen. Drum herum nur schmale Ränder. Und trotz des großen Bildschirms wirkt das G6 schlank und schmal.
Das Design des neuen LG ist eine radikale Wende im Vergleich zum Vorgänger. Statt modularer Bauweise und einem Ökosystem von verbundenen Geräten wie beim G5, dreht sich beim G6 alles um das Display mit dem Namen FullVision. Es hat eine Auflösung von 1440 zu 2880 Pixeln bei einem 18:9-Format. Die meisten anderen Smartphones haben 16:9-Schirme, Samsungs Galaxy S8 18,5:9. Mit HDR und Dolby Vision erfüllt das FullVision-Display gleich zwei Standards für erweiterte Kontraste und einen größeren Farbraum.
Rund um das Display führt ein Rahmen aus Aluminium, die Rückseite ist aus Glas. Hier ist mittig, unterhalb der beiden Kameralinsen, der Fingerabdrucksensor verbaut. Im Inneren des wasser- und staubgeschützten G6 arbeitet der nicht mehr ganz aktuelle Prozessor Snapdragon 821, dazu gibt es 32 Gigabyte (GB) Speicher und 4 GB Arbeitsspeicher.
Im Alltag macht sich das große FullVision-Display schnell bezahlt. Kurz gesagt: Es passt einfach mehr drauf. Mehr Informationen in Apps, mehr Text auf Webseiten, und auch von Filmen sieht man mehr. Mangels geeigneten Filmmaterials kann das G6 seine volle Stärke bisher aber nur selten ausspielen. Filme im 18:9-Format und in Dolby Vision gibt es bislang kaum. Von LG zur Verfügung gestelltes Material zeigt, was das Display in Sachen Farbbrillanz und Kontrast leisten kann.
Anders als beim Vorgänger lässt sich der Akku nicht mehr austauschen. Angesichts des riesigen Displays überrascht, wie lang er durchhält. Bei normalem Gebrauch schafft er auch mal zwei Tage, stundenlanges Filmeschauen auf Bahnreisen steckt er weg.
Einen etwas gemischten Eindruck hinterlässt die Doppelkamera. Nutzer können zwischen der Hauptkamera und einer Weitwinkelkamera mit je 13 Megapixel wechseln, die Frontkamera verfügt über 5 Megapixel. Diverse Modi unterstützen bei der Aufnahme, auch das große Display wird kreativ eingesetzt – es kann nämlich zweigeteilt werden. So dient der obere Teil als Sucher, der untere zeigt etwa das fertige Bild an oder Voransichten für Mehrfachaufnahmen. Die separate App Quadratische Kamera schießt Bilder gleich im richtigen InstagramFormat.
Einige Aspekte der Kamera irritieren aber etwas. Wer etwa im Verhältnis von 18:9 fotografiert, erhält nur 8,7 Megapixel Auflösung statt 13. Die volle Auflösung gibt es nur im 4:3-Format. In die Kategorie „witzig, aber verzichtbar“gehört die Auslösung mit Worten wie „Kimchi“, „LG“oder „Whisky“.
Nicht ganz auf Höhe der Zeit ist auch das Betriebssystem. Während Googles Android schon bei Version 7.1.2 angelangt ist, installiert LG Android 7 mit einer eigenen Benutzeroberfläche auf dem G6.
Fazit Das LG G6 mag nicht so experimentell wie der modulare Vorgänger sein. Und gegen das geschwungene, schlanke und gläserne Galaxy S8 mag es vielleicht ein wenig bieder wirken. In Sachen Leistung und Funktionsumfang muss es sich vor dem Konkurrenten aber nicht verstecken.
Zum Preis von 749 Euro ist das LG G6 ein solides OberklasseSmartphone mit hervorragendem Bildschirm, langer Akku-Laufzeit und einer interessanten Kameralösung. Till Simon Nagel, dpa