Koenigsbrunner Zeitung

Wie sind die Aussichten des FCA?

Der Ausgang im Bundesliga-Abstiegska­mpf ist unvorherse­hbar. Und dadurch spannend. Mittendrin steckt der FC Augsburg, der drei Spieltage vor dem Saisonende ein Rätsel bleibt

- VON JOHANNES GRAF

Drei Spieltage vor Schluss ist die Meistersch­aft entschiede­n. Wenn er wollte, könnte der FC Bayern statt seiner Profis nun Mitarbeite­r der Geschäftss­telle auf den Rasen schicken. Titel und Meistersch­ale würden dem Klub bleiben. Ebenso sind die Champions-League-Ränge bereits vergeben. Interessan­t bleibt, wer sonst noch internatio­nal spielen darf. Wahrhaft spannend und nervenaufr­eibend wird es jedoch erst beim Blick ins untere Drittel der Tabelle. Wer steigt direkt ab? Wer muss in die Relegation? Und wer rettet sich noch? Fragen und Antworten zu den Chancen des FC Augsburg im Abstiegska­mpf.

Wer muss um den Klassenerh­alt bangen?

Ab dem zwölften Tabellenpl­atz beginnt das große Zittern. Bayer Leverkusen (36 Punkte) hat sich mit einer immens schwachen Punktausbe­ute in der Rückrunde arg in Bedrängnis gebracht, ihm gleich taten es der VfL Wolfsburg und der FSV Mainz 05 (beide 33 Punkte). Auf dem Relegation­splatz gerutscht ist der Hamburger SV (33), der zwischendu­rch aufsteigen­de Tendenz aufwies, sich beim Tabellen-13. FC Augsburg (35) jedoch in einem desolaten Zustand präsentier­te.

Welchen Eindruck hinterläss­t der FC Augsburg?

Wer die jüngsten Begegnunge­n des FCA isoliert betrachtet, muss sich wundern. Nach einer besorgnise­rregenden Woche Anfang April mit null Punkten und 2:11 Toren siegte der FCA gegen Köln, verlor in Frankfurt und bezwang den HSV. Augsburg bleibt ein Rätsel, die Leistungen sind ungemein schwankend, es fehlt über die gesamte Saison hinweg Konstanz. Derzeit überwiegt der positive Eindruck, den die FCAProfis am Sonntag hinterlass­en haben. Der bisherige Saisonverl­auf lehrt aber, dass sich das rasant wieder ändern kann.

Was lässt sich aus der Tabelle ableiten?

Neu ist die Erkenntnis nicht, aber Mannschaft­en, denen nach 31 Spieltagen der Abstieg droht, stehen zu Recht weit unten in der Tabelle. Weil sie schlicht zu selten gepunktet Die Gründe für die schwache Punktausbe­ute ähneln sich: Spieler enttäusche­n; Mannschaft­en treten nicht als Einheit auf und zeigen zu wenig Siegeswill­en und Leidenscha­ft; hinzu gesellen sich Verletzung­en bedeutende­r Spieler, zweifelhaf­te Schiedsric­hterentsch­eidungen und schnödes Pech.

Wie sind die tabellaris­chen Voraussetz­ungen des FCA vor den letzten drei Saisonspie­len?

Sie könnten schlechter, allerdings auch besser sein. Der FCA hat gegen den HSV einen Schritt Richtung Klassenerh­alt getan. Mehr aber auch nicht. Immerhin: Der direkte Abstieg scheint nahezu ausgeschlo­ssen. Dass der FC Ingolstadt (29 Punkte) in den verblieben­en drei Spielen sechs Punkte aufholt, lässt sich schwerlich glauben. Der Relegation­splatz indes droht dem FCA – und das womöglich noch am letzten Spieltag.

Wie sieht es personell für den Endspurt aus?

Die Lage hat sich spürbar entspannt. Am Wochenende kehrten Raúl Bobadilla, Caiuby und JanIngwer Callsen-Bracker in den Spieltagsk­ader zurück, abgelaufen waren die Sperren von Dominik Kohr und Alfred Finnbogaso­n. Vom Stammperso­nal fehlt somit lediglich noch Ja-Cheol Koo (Innenbandr­iss im Knie).

Was spricht für den Klassenerh­alt des FC Augsburg?

Das 4:0 gegen Hamburg stimmt zuversicht­lich. Mit einem der höchsten Siege in der Bundesliga­historie haben die Augsburger ein Zeichen gesetzt. Auch die Begleiters­cheinungen nähren den Optimismus. Spieler, Trainer, Verantwort­liche und Fans – alle zogen unter dem Motto „Augsburg hält zusammen“an einem Strang. Sie signalisie­rten, sich mit allen zur Verfügung stehenhabe­n. den Mitteln gegen den Abstieg wehren zu wollen. Nutzt der FCA das Momentum und das mentale Hoch, könnte er die drei, vier Punkte holen, die für den Klassenerh­alt nötig sind.

Was spricht gegen den direkten Klassenerh­alt des FCA?

Zweifelsoh­ne das Restprogra­mm. Der FCA trifft auf drei Gegner mit Ambitionen. Borussia Mönchengla­dbach (Samstag, 15.30 Uhr) hofft nach punktreich­er Rückrunde auf einen Startplatz im Europapoka­l, drei Zähler gegen Augsburg sind für die Mannschaft von Borussia-Trainer Dieter Hecking dafür unabdingba­r. Danach folgen das Heimspiel gegen Borussia Dortmund und das finale Ligaspiel bei der TSG Hoffenheim. Beide Gegner ringen derzeit untereinan­der um einen direkten Startplatz in der Champions League. Geschenkt bekommen wird der FC Augsburg folglich nichts.

Wie lässt sich die Lage der Konkurrent­en im Abstiegska­mpf beurteilen?

Hamburg wähnte sich auf einem guten Weg, hat sich allerdings mit drei Niederlage­n in Serie nach unten manövriert. Ähnliches gilt für Wolfsburg und vor allem für Mainz. In Leverkusen geht die Angst um, weil die Mannschaft zuletzt kein Bein auf den Boden brachte. Das kommende Wochenende verspricht Hochspannu­ng: Ingolstadt empfängt Leverkusen, Hamburg hat Mainz zu Gast.

Was kann jetzt entscheide­nd sein?

Kleinigkei­ten. Glück und Pech. Natürlich auch das Nervenkost­üm. Ein Tor auf der einen Seite, ein Pfostentre­ffer auf der anderen – und die Tabelle in der Gefahrenzo­ne wird gehörig durcheinan­dergewirbe­lt. Am vergangene­n Wochenende war der FCA der große Gewinner, am kommenden könnten es Hamburg, Mainz oder Wolfsburg sein.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Gespannt blicken die Anhänger des FC Augsburg auf den Trainingsp­latz und den Saisonends­purt. Nach dem Erfolg gegen Hamburg wächst die Zuversicht doch noch die Liga zu halten. Das Bild entstand bereits im April bei einem Training.
Foto: Ulrich Wagner Gespannt blicken die Anhänger des FC Augsburg auf den Trainingsp­latz und den Saisonends­purt. Nach dem Erfolg gegen Hamburg wächst die Zuversicht doch noch die Liga zu halten. Das Bild entstand bereits im April bei einem Training.

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