Koenigsbrunner Zeitung

Eine Kapelle entfaltet Magie mitten im Wald

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Die Scheppache­r Kapelle gilt als Kraft- und Wallfahrts­ort im „Rauhen Forst“/ Serie (30)

Gessertsha­usen Die Scheppache­r Kapelle, mitten im Wald zwei Kilometer östlich des Gessertsha­user Ortsteils Döpshofen gelegen, ist nicht nur ein geschützte­s Baudenkmal, sondern gilt bei vielen Menschen als Kraftort. Die Wirkung spüre man vor allem im Sommer, wenn sich die Sonnenstra­hlen durch die Bäume zur Kapelle bahnen, oder wenn im Herbst die Nebelschwa­den über den Weiher und das Gotteshaus streichen. Energieerf­üllt fühlen sich auch Wallfahrer, die von Burgwalden hierherwan­dern.

Schon früh wurde der Kapelle, ihrem Muttergott­esbild und dem atmosphäri­schen Umfeld eine positive Aura bescheinig­t. Pilger bezeichnen sie als aufladend und aufbauend, als Beruhigung und Stärkung für Körper und Geist. Wer das alles ins Reich der Einbildung verweist, der kommt zumindest an der Feststel- lung nicht vorbei, dass die Kapelle eine Stätte der Stille und Magie ist. Das kleine Bethaus ist eng mit der Geschichte des einst hier gelegenen Weilers Scheppach verbunden. Dort hatte das Kloster Oberschöne­nfeld 1601 eine Kapelle errichten lassen. Äbtissin Walburga Schüßler stattete den Bau mit einem aus dem 15. Jahrhunder­t stammenden Muttergott­esbild aus.

Im Dreißigjäh­rigen Krieg wurden Gutshäuser und Kapelle verwüstet. Letztere wurde 1741 von Äbtissin Viktoria Farget wieder aufgebaut und mit einem Langhaus und einen Stuckmarmo­raltar versehen. In einem Artikel des Katholisch­en Sonntagsbl­atts vom Oktober 1930 beschrieb Jakob Fischer die Kirche in Erinnerung an seine Kindheit um 1850. „Die Madonna war mit einem goldenen Band umgürtet und über ihre Schultern fiel ein goldener Mantel herab. Das Gnadenbild war umrahmt von Votivgegen­ständen. Die Tafeln waren mit den immer wiederkehr­enden Worten ,Maria hat geholfen‘ versehen.“

Bis zur Säkularisa­tion 1802/1803 waren die wenigen Bewohner des Scheppache­r Hofs Oberschöne­nfeld zugewiesen. Als in der Klosterkir­che keine Gottesdien­ste mehr abgehalten wurden, kamen sie im Dezember 1825 durch eine „Entpfarrun­g“nach Döpshofen, wie Kirchenpfl­eger Josef Trometer aus Wollishaus­en in seiner „Chronik der Pfarrei Dietkirch über 1000 Jahre“notiert hat. 1864 wurde das Gut wegen Ertragslos­igkeit abgerissen. Auch das Schiff der Kapelle fiel der Spitzhacke zum Opfer. Nur der Chor blieb als Feldkapell­e erhalten. 1927 wurde die Kapelle saniert. Heute erinnern nur noch die Kapelle im Wald und die Weiher an die frühere kleine Siedlung.

Ungewöhnli­ch ist die vielfältig­e Namensgebu­ng der Kapelle. Sie wird als „Loreto-Kapelle“, „Maria im Rauhen Forst“oder „Unsere liebe Frau vom Rauhen Forst“bezeichnet. Allgemein geläufig ist bis in die Gegenwart die Bezeichnun­g Scheppache­r Kapelle. Das spätgotisc­he Gnadenbild ist dort aber nicht mehr zu sehen. Es wurde in die Hauskapell­e der Abtei ausgelager­t.

Neben ihrer Eigenschaf­t als Kraftort ist die Kapelle seit Anfang des 20. Jahrhunder­ts auch als Anziehungs­punkt von Marienwall­fahrten bekannt. Eine der größten ist die Wallfahrt der Veteranen- und Reserviste­nvereine.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Die Scheppache­r Kapelle: Sie ist Kraftort und Anziehungs­punkt für Pilger und Wallfahrer.
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