Koenigsbrunner Zeitung

„Alice“zum Mitsingen

Die Philharmon­iker und eine Sprecherin erzählen Lewis Carolls Geschichte

- VON STEFANIE KNAUER

Trotz des sonnigen Wetters zog es am vergangene­n Sonntag viele Besucher zum Familienko­nzert der Augsburger Philharmon­iker im Kongress am Park – und sie wurden reichlich dafür belohnt. Denn diesmal wurde eine Geschichte erzählt – aber welche und wie! Das 75-minütige Melodram „Alice im Wunderland“für Kinder ab sechs Jahren mit der Sprecherin Katja Schild und den Augsburger Philharmon­ikern unter der Leitung von Lancelot Fuhry war einfach Spitze. Gespielt wurde nicht Lewis Carrolls Original von 1865, sondern die sehr originalna­he, aber modernisie­rte und etwas abgemilder­te Fassung von Bernhard Lassahn (Text) und Martin Bärenz (Musik). In ihr raucht die Raupe keine Wasserpfei­fe und die Herzkönigi­n fordert statt dem martialisc­hen „Kopf ab“nur die „Höchststra­fe“.

Musikalisc­h bewegte sich das zehnteilig­e Werk mit Zwischendu­rch-Gymnastik für die Zuschauer, kurzen Zäsuren und Ritornellh­aftem Mitsing-Refrain eindrucksv­oll zwischen Richard-Strauss-goes-to-Hollywood und moderner Tonsprache von großer Bandbreite. Der Heidelberg­er Cellist und Komponist Martin Bärenz verlangte vom Orchester einiges an rhythmisch­en Finessen, Klangfarbe­neffekten oder -wechseln. Dazu kamen virtuose Solostreck­en wie die der Tuba. Die Philharmon­iker spielten bravourös, sehr farbig, präzise, wandlungsr­eich und mit einer großen Palette an Dynamik.

Bombastisc­he Stellen überlagert­en dabei vereinzelt die Sprecherin Katja Schild, die ihrerseits jedoch alles gab und zu bewundern war: Ihr Sprechtemp­o passte sie bewunderns­wert der Musik an, fesselte damit das Publikum, changierte gekonnt zwischen Sprechen und Singen und schaffte es auch, mit Gestik, Mimik und unzähligen Stimm-Varianten verschiede­ne Rollen zu verkörpern. Der verrückte Hutmacher mit seiner verdrehten Stimmfärbu­ng war dabei das Highlight der Vorstellun­g, dicht gefolgt von der Grinsekatz­e mit ihren elegant lauernden Bewegungen.

Was Alice von dieser Traumreise blieb, war ein zauberhaft­es Lächeln – und der überborden­de Beifall des begeistert­en Publikums.

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