Ansturm auf Schallplatten und Bobbycars
Am Warentauschtag der Zeitbörse haben sich Hunderte in Königsbrunn von alten Dingen getrennt und sich auf die Jagd nach neuen Schätzen begeben. Trotz all des Trubels bleibt für jeden etwas – manchmal im zweiten Anlauf
Königsbrunn Der Warentauschtag der Königsbrunner Zeitbörse verlangt den ehrenamtlichen Helfern in ihren gelben Warnwesten jedes Jahr wieder eine logistische Meisterleistung ab. Und das nicht nur zwischen zehn und zwölf Uhr bei der Abgabe der Tauschwaren, sondern auch beim großen Ansturm der Abholer.
Es bildeten sich teilweise lange Autoschlangen vor dem Gelände der Fritz-Felsenstein-Schule, vollgepackt mit Waren aller Art. Skier, Koffer, große Vasen, Gartenliegen, Elektrogeräte, Stofftiere, Puzzles, Fernseher, Musikinstrumente – die Liste der abgegebenen Dinge ist endlos und vielfältig. Nicht nur Erwachsene standen an der Abgabestelle, sondern auch Kinder. Die Brüder David, 4 Jahre, und Simon, 7, trennten sich von ihrem blauen Bobbycar. Sie wussten, dass ein anderes Kind sich später darüber freuen werde: „Und wir kommen nachher auch noch einmal und schauen, ob wir was finden“, sagten sie.
Nachher war 13 Uhr. Da wurde das Gelände für die Besucher geöffnet, die ihren Spaß daran haben, auf Schatzsuche zu gehen und ihre Lieblingsstücke kostenlos mitzunehmen. Bis dahin waren rund 100 Zeitbörsianer pausenlos beschäftigt gewesen.
Im Laufe der Jahre haben sie als Veranstalter ein bewährtes Konzept entwickelt. Die Waren werden nach Bereichen sortiert und entsprechend platziert. So gibt es Spielzeug-, Schallplatten- Haushalts- und Bücherbereiche. Krimskrams, Bilder, Taschen, alles wird liebevoll arrangiert. Immer wieder sortieren die Helfer noch einmal um, sodass die Weihnachts- und Osterdekoration schön zur Geltung kommt und die antike Nähmaschine gleich ins Auge fällt.
Das Engagement des Vereines hat sich herumgesprochen. Bereits um 12.30 Uhr versammelten sich zahlreiche Menschen bei Sonnenschein rundum die Absperrungen und stellten sich strategisch günstig auf. So wartete eine kleine Gruppe Kinder mit ihren Eltern ziemlich genau vor den beiden kleinen aufblasbaren Ponys darauf, dass der Vorsitzende der Zeitbörse Jürgen Müller den traditionellen Count- down einläutete. Kurz vor 13 Uhr zählte er laut die zehn Sekunden herunter, wie immer lautstark von den Besuchern unterstützt und dann wurde das Gelände regelrecht gestürmt. Die dreijährige Sofie war nicht schnell genug, und jemand anders schnappte ihr das ausgesuchte Pferdchen weg. Da die neuen Besitzer aber anscheinend die Enttäuschung des Mädchens bemerkten, gaben sie das niedliche Teil an das überglückliche Kind weiter, wie Mutter Stefanie Wagner erzählte. Auch das spiegelte die Atmosphäre des Warentauschtages wider. Obwohl so viele Menschen da waren und der Ansturm in den ersten Minuten unglaublich war, wurde nicht mit den Ellenbogen gekämpft oder gar gestritten. Die Ehrenamtlichen hatten zwar ein auf die Situation, mussten aber nicht einschreiten. Bei der Unmenge an Waren war Streit nicht nötig, alle fanden etwas.
Peter Salewsky freute sich, weil er einige Schallplatten gefunden hatte: „Die sind teils aus den 60er-Jahren, und richtig super.“Auch Stefanie Wagner fand viel. Tochter Sofie trug das sperrige Pony und Sohn Jonas hat eine Art Speer nach Mittelalter-Art in der Hand. „Das ist eine ganz tolle Aktion“, lobte die Mutter.
Die Waren fanden wie immer reißenden Absatz – für das SozialkaufAuge haus in Haunstetten blieb nur noch ein Restbestand am Ende des Nachmittages übrig. Und das blaue Bobbycar hatte ebenfalls einen neuen Besitzer gefunden. Der dreijährige Leopold wusste gleich, das wolle er haben. Und drehte sofort stolz seine ersten Runden.