Koenigsbrunner Zeitung

Bundeswehr sagt Nein zur Windkraft

Westerholz Planung für das Waldgebiet wird aufgegeben. Im Landkreis Augsburg gibt es damit kaum noch eine Ausbaupers­pektive

- VON GERALD MODLINGER

Kaufering Das seit mehr als einem Jahr geplante Windkraftp­rojekt im Westerholz zwischen Kaufering, Scheuring und Weil kommt nicht mehr zustande: Die Bundeswehr – das Westerholz liegt zwischen den Flugplätze­n auf dem Lechfeld und Penzing – stimme dem Bau von Windrädern nicht zu, erklärten Planer Robert Sing und Kauferings Bürgermeis­ter Erich Püttner am Freitag im Rathaus.

Mit Verweis auf eine geänderte sicherheit­spolitisch­e Lage war Anfang März bekannt gegeben worden, dass die Bundeswehr den Flugplatz in Penzing entgegen einer früheren Beschlussl­age erst einmal nicht für eine zivile Nachfolgen­utzung freigeben will, sobald das dortige Lufttransp­ortgeschwa­der 61 Ende des Jahres aufgelöst ist. Diese Nachricht ließ auch Robert Sing aufhorchen. Er richtete eine informelle Anfrage an die Bundeswehr. Die Antwort bekam er vor wenigen Tagen schriftlic­h: Der Windenergi­eplanung könne aufgrund der Lage im Zuständigk­eitsbereic­h der Bundeswehr nicht zugestimmt werden. Nähere Begründung­en gab es nicht. Doch für Sing war das Grund genug, das Vor- haben auf Eis zu legen. Er gehe momentan nicht davon aus, eine andere Einschätzu­ng der Streitkräf­te zu erhalten. Eine Ablehnung hat auch ein privater Windkrafti­nteressent erhalten, der einen Vorbeschei­d zum Bau eines Windrads auf einem Feld neben dem Wald beantragt hatte. Dieser Standort würde das Instrument­enflugverf­ahren für die Flugplätze in Penzing und auf dem Lechfeld beeinträch­tigen: So begründete die Regierung von Oberbayern ihre Ablehnung, berichtete der Antragstel­ler. Die Windräder würden die maximal mögliche Bauhöhe von 635 Metern über dem Meeresspie­gel überschrei­ten. Das Westerholz liegt knapp 600 Meter hoch.

Ins Blaue hinein hatte Sing die zwei bis vier Windräder auf der Lechleite auch zuvor nicht geplant gehabt. Ein von ihm beauftragt­er Militärgut­achter habe ihm grundsätzl­ich grünes Licht für das Vorhaben signalisie­rt. Außerdem hatten zuvor auch die Windräder bei Lamerdinge­n und im Kingholz im Fuchstal errichtet werden können. Zwar hatte es auch beim Lamerdinge­r Windpark Vorbehalte bei den Militärs gegeben, sagt Sing. Dann sei aber erreicht worden, dass die Mindestrad­arführungs­höhe, über der sich Militärflu­gzeuge im Luftraum bewegen, über die Kirchturms­pitzen hinaus angehoben wurde.

Damit rechne er im Hinblick auf das Westerholz allerdings nicht mehr, gab Sing zu erkennen: „Die Rahmenbedi­ngungen sind heute andere, das ist im Moment aussichtsl­os.“Das Vorhaben sei aber zunächst recht gut angelaufen. Sogar die üblichen artenschut­zrechtlich­en K.-o.Kriterien waren nach Sings Darstellun­g kein Problem: Zwar bestehe an der Lechleite eines der größten UhuVorkomm­en in Süddeutsch­land, doch östlich der Scheuringe­r Straße sei genug uhufreier Wald festgestel­lt worden, auch der Rotmilan wäre den Windrädern nicht in die Quere gekommen. Die Grundstück­sverhandlu­ngen seien gut verlaufen: Mit mehr als einem Drittel der Grundbesit­zer im windkraftg­eeigneten Teil des Westerholz­es sei man sich bereits über Pachtvertr­äge einig gewesen.

Kauferings Bürgermeis­ter Erich Püttner bedauerte die Entwicklun­g: Zum einen wegen der Notwendigk­eit, klimafreun­dliche Energie zu erzeugen, zum anderen hätte die Windkraft neben Biomasse und Photovolta­ik gut ins kommunale Energie-Portfolio gepasst. „Da wären wir an dem Punkt gewesen, an dem Kaufering komplett autark gewesen wäre.“Allerdings verstehe er auch, dass die Bundeswehr ihre Nutzungsmö­glichkeite­n nicht aufgeben wolle: „Wenn die Bundeswehr den Fliegerhor­st ohne Not verkaufen würde, wäre das nicht klug. Was weg ist, ist weg, und so eine Fluggenehm­igung kommt nicht wieder zurück.“Laut Sing hätten die Windräder im Westerholz jeweils eine Nennleistu­ng von drei bis 4,5 Megawatt aufweisen und eine elektrisch­e Energie von jährlich sieben bis neun Millionen Kilowattst­unden produziere­n können, was dem Bedarf von gut 2000 Haushalten entspricht.

Nach dem Veto der Bundeswehr gegen einen Windpark im Westerholz sieht Sing kaum noch Perspektiv­en für den Ausbau der Windkraft im Landkreis. Es gebe ohnehin nur ganz wenige Bereiche, in denen die bayerische 10-H-Regel (ein Windrad muss mindestens seine zehnfache Höhe vom nächsten Wohngebiet entfernt liegen, in der Regel mindestens zwei Kilometer) befolgt werden kann. Mögliche Standorte reduzierte­n sich somit auf die Waldgebiet­e südlich von Denklingen. Sing erkennt dort aber eigentlich keine politische Akzeptanz dafür.

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Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Auch wenn im Herbst vorerst die letzten Flugzeuge in Penzing starten und landen werden, lehnt die Bundeswehr den Bau von Windrädern im Westerholz unweit des Fliegerhor­stes ab.

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