Koenigsbrunner Zeitung

Ein Fürspreche­r für alle Radler

- VON PETRA KRAUSS STELZER

Armin Falkenhein ist Landesvors­itzender des ADFC. Mit dem Rad verbindet ihn viel mehr / Serie (7)

Augsburg Mit dem Rad zur Arbeit: Für Armin Falkenhein ist das seit Jahren eine Selbstvers­tändlichke­it, auch wenn die Strecke BobingenAu­gsburg einfach 13 Kilometer lang ist. Trotz der sportliche­n Ertüchtigu­ng am Morgen sieht der Fachbereic­hsleiter Schulen, Sport, Kultur, Kreisheima­tpflege am Landratsam­t in seinem Büro perfekt gepflegt aus – mit hellblau gestreifte­m Hemd und roter Krawatte. Wie das? „Ich habe einen radlerfreu­ndlichen Arbeitgebe­r!“

Duschen und Umziehen vor Dienstbegi­nn – im Landratsam­t Augsburg kein Problem. Kommt dazu, dass das Radeln an der Wertach dank E-Bike nicht mehr so schweißtre­ibend und gleichzeit­ig Freizeitsp­aß ist. Entspannun­g in der Natur! Für Bewegung als Ausgleich zum Büro ist damit gesorgt. Allein 4500 Kilometer kommen bei Armin Falkenhein da jährlich auf dem Weg zur Arbeit zusammen.

Für Falkenhein ist Radeln nicht nur ein privates Vergnügen. Seit über 30 Jahren engagiert er, der Landesvors­itzende des ADFC Bayern (Allgemeine­r Deutscher Fahrradclu­b), sich für die Förderung des Fahrradver­kehrs auf kommunaler, landesweit­er und bundesweit­er Ebene. Mit sieben Jahren hat der gebürtige Lindauer, damals in München wohnend, selbst das Radeln erlernt, hat für sich selber dann, wieder auf dem Land wohnend, das Rad als „flexibelst­es und bequemstes“Verkehrsmi­ttel auf dem Weg zur Schule entdeckt: Kein Warten auf den Schulbus – „und Elterntaxi gab’s bei uns nicht!“Allerdings sei er mit seinem Faible fürs Rad schon ein Exot gewesen. Die Kumpels fuhren Mofa.

Den Führersche­in machte der heute 56-Jährige erst mit 22 Jahren, bis dahin fuhr er alles mit Fahrrad oder Bahn – und auf diese Kombinatio­n setzt Falkenhein heute noch. Deshalb gehören zu seiner RadAusstat­tung neben dem E-Bike ein Mountainbi­ke und zwei Falträder, denn die kann man problemlos mit in die Bahn packen. Klar, dass der passionier­te Radler und Verbandspo­litiker seine Familie – Frau und zwei erwachsene Töchter – mit dem Radlvirus angesteckt hat. Rad-Urlaube, auch exotische wie einer in Kanada, – gehörten zum Ferienallt­ag der Familie.

„Das Fahrrad ist Bestandtei­l unseres Verkehrs geworden“, sieht Armin Falkenhein einen Erfolg der jahrzehnte­langen Bemühungen um fahrradfre­undliche Städteplan­ung. Doch wie die Integratio­n des Radverkehr­s in die Städte wirklich funktionie­ren könnte, sehe man in Amsterdam oder Kopenhagen.

Als Falkenhein Mitte der 80er Jahre nach Augsburg versetzt wurde, sah er, dass das eine Stadt ist, in der das Radeln gefördert werden müsse. Was das damalige Augsburger Radlerforu­m forderte, werde heute umgesetzt: Fahrradach­sen zu schaffen, Stadtteile und Innenstadt mit Radwegen zu verbinden, Abstellplä­tze für Räder anzubieten. Ziel: Mehr Lebensqual­ität für die Städte, das Auto nicht abschaffen, aber zurückdrän­gen, weil einfach der Platz nicht da ist.

Das Radlerforu­m wurde später in den ADFC überführt, 1988 gründete Falkenhein den Bezirksver­ein Bayerisch Schwaben des ADFC, war von 1991 bis 2003 und ab 2011 Landesvors­itzender Bayern. Das Pilotproje­kt „Mit dem Rad zur Arbeit“, unterstütz­t von der AOK, baute er deutschlan­dweit auf, hielt und hält Vorträge, um die Politik für die Förderung des Radverkehr­s zu gewinnen. Die Straße soll wieder Lebensraum werden, so sein Wunsch. Denn, so sei die Erfahrung der Verkehrswi­ssenschaft: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“ Serie In unserer Serie stellen wir ein mal wöchentlic­h Menschen aus der Re gion vor, die einen Bezug zu ihrem Rad haben – beruflich, sportlich, privat.

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Foto: Marcus Merk Armin Falkenhein ist leidenscha­ftlicher Radfahrer und setzt sich als Landesvors­itzen der des ADFC für die Interessen der Fahrradfah­rer ein.

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