„Vom Töpfern zu leben, geht nur in Japan“
Ines Tröger ist Keramikerin. Der Beruf ist selten – und man muss ihn sich leisten können / Serie (1)
Vor einem Jahr meldete Keramikerin Ines Tröger ein eigenes Gewerbe an. Den Wunsch, selbstständig zu arbeiten, hegte sie schon lange, aber erst nach der Geburt ihres Kindes wagte sie den Schritt. „Es ist fast unmöglich, von der Töpferei allein zu überleben, aber ich wollte wegen unseres Kindes gerne mehr von daheim aus arbeiten.“
Tröger reduzierte die Arbeitsstunden bei ihrem Arbeitgeber, um das Projekt angehen zu können. Die Einnahmen aus dem festen Job in einer Behindertenwerkstatt braucht sie aber – auch um das Inventar für ihre Werkstatt bezahlen zu können. Tröger ist laut Handwerkskammer für Schwaben eine von zwei Keramikerinnen, die das Handwerk in Augsburg ausüben. Bei der gebürtigen Sächsin gibt es nur Unikate. „Mir sind zwei Aspekte besonders wichtig: Zum einen sollen meine Werke alltagstauglich sein und nicht in der Vitrine landen, zum anderen soll das Produkt zum Benutzer passen.“Was sie damit meint, erklärt sie am Beispiel einer Teeschale: Die Teeschale für einen großen kräftigen Mann dreht sie deutlich dicker als die für ein Kind oder eine zierliche Frau. Entsprechend schwerer ist die Schale für den Herren dann auch. Hinzu kommt die individuelle Verzierung nach den Vorstellungen des Kunden. Angeboten werden ihre Waren in einem Teeladen in der Weißen Gasse, in einer Galerie in der Schweiz und im Internet.
Tröger absolvierte nach dem Abitur eine Lehre, bevor sie auf eine Art Wanderschaft ging, bei anderen Töpfereien in Deutschland arbeitete und ihren Meister in Keramik machte. Sie war zudem längere Zeit in Australien und Neuseeland unterwegs, wo sie ebenfalls in Töpfereien jobbte. Auch dort sei es schwierig, von den Einnahmen als Keramiker zu leben, sagt sie. „Einzig in Japan geht das. Dort kauft sich fast jeder seine individuelle Teeschale und nicht das Sechser-Set im Laden.“Als sie nach Deutschland zurückkehrte, ergab sich die Gelegenheit, in München in einer Behindertenwerkstatt in ihrem Beruf zu arbeiten. „Ich hatte Glück, konnte das Handwerkliche mit dem mir ebenfalls wichtigen Sozialen verbinden.“Auf diese Weise lässt sich der Wunsch, ihrem Handwerk nachzugehen, umsetzen.