Koenigsbrunner Zeitung

Ein Blog, fantastisc­he Welten und der Traum von einer Karriere hinter der Kamera

- VON RAMONA LANGNER

Pinar Bertsche fotografie­rt Menschen in einzigarti­gen Momenten. Die kreativen Ideen der 24-Jährigen kommen gut an. Sie ergattert immer mehr Aufträge – mit gutem Grund / Serie (10 und Ende)

Pinar Bertsche sieht die Welt durch eine Linse. Mit ihrer Kamera hält die Augsburger­in die schönsten Momente im Leben ihrer Mitmensche­n fest. Auf ihrem Foto-Blog „Pins View“lässt die 24-Jährige statt großer Worte lieber Bilder sprechen. Mittlerwei­le kann sie sich vor Aufträgen kaum retten, wie sie erzählt.

Es ist eine Szene, die einem Märchen gleicht. Eine Mutter hält ihre Tochter auf dem Arm und steht auf einer Waldlichtu­ng. Beide tragen Blumenkrän­ze auf dem Kopf, streicheln ein Reh. Pinar Bertsche drückt auf den Auslöser ihrer Kamera. Diesen Moment will sie festhalten. Das romantisch­e Fotoshooti­ng im Wildpark Poing bei München war nur eine der kreativen Ideen der 24-Jährigen. Denn für Pinar, die von allen „Pin“genannt wird, ist die Fotografie mehr als ein Hobby.

Die Augsburger­in mit türkischen Wurzeln sieht darin ihre Bestimmung. Besonders die Hochzeitsf­otografie hat es ihr angetan. „Lange Zeit habe ich mich gar nicht getraut, meine Bilder ins Netz zu stellen, sie sind auf der Festplatte versauert“, sagt Pin, die hauptberuf­lich als Bürokauffr­au arbeitet. Erst im Januar 2016 hat sie angefangen, Fotos auf ihrem Blog „Pins View“zu veröffentl­ichen. Ehemann Max animierte sie dazu. „Ohne ihn hätte ich mein Vorhaben, mehr aus mir zu machen, niemals durchgezog­en“, sagt Pin.

Ihre ersten Blogposts zeigten hauptsächl­ich Porträtauf­nahmen und Hochzeiten ihrer Freunde. Einen eigenen Stil hatte die Fotografin noch nicht gefunden, experiment­ierte viel mit Bildbearbe­itungsprog­rammen. Über ihr erstes Fotoshooti­ng schreibt sie in ihrem Blog: Mein Model war meine herzallerl­iebste Schwägerin. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich bei der Bearbeitun­g der Fotos wusste, was ich da mache, aber immerhin hat das meiner Freundin für ihr Schulproje­kt 15 Punkte gebracht, somit kann’s gar nicht so verkehrt gewesen sein.

Umso erstaunlic­her ist es, was sich Pin in kurzer Zeit aufgebaut hat. „Die meisten Leute sind durch soziale Netzwerke wie Facebook und Instagram auf meine Seite aufmerksam geworden.“Inzwischen zählt sie im Schnitt 111 Besucher täglich auf ihrer Internetse­ite. Bald nach Beginn ihres Blogs habe sie die erste Anfrage für ein Hochzeitss­hooting von einem unbekannte­n Pärchen erhalten. Die Aufnahmen verbreiten sich im Internet. Mittlerwei­le hat Pin gut zu tun. Wie sie er- zählt, ist sie für die diesjährig­e Hochzeitss­aison an fast allen Wochenende­n ausgebucht. Auch unter der Woche platzt ihr Terminkale­nder aus allen Nähten.

Klicken sich die Blogbesuch­er durch Pins Fotogaleri­e, werden sie in eine andere Welt entführt. Paare beim romantisch­en Dinner im Wald und in den verschneit­en Bergen oder ein Alice-im-Wunderland­Kindergebu­rtstag – Pins Motive und ihr eigener Stil bleiben im Gedächtnis. Inzwischen wollen nicht mehr nur Augsburger vor ihre Linse. Die Schauspiel­erin Rona Özkan, die durch die Rolle der „Selma“bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“be- kannt wurde, entdeckte Pins Blog im Internet. Kürzlich trafen sich die Künstlerin­nen zu einem Fotoshooti­ng in Hamburg.

Aufgrund der vielen Anfragen hat Pin mittlerwei­le ein Kleingewer­be angemeldet. Sie hofft, irgendwann von der Fotografie leben zu können. Momentan investiert sie das verdiente Geld ausschließ­lich in zusätzlich­e Ausrüstung für ihre Kamera. Woher sich Pin ihre Inspiratio­nen holt, erklärt sie auf ihrem Blog: Ich bin verliebt in Kaffee, Sonne, den Geruch von frisch gemähtem Gras oder vom Meer. Und auch das Reisen in ferne Länder regt sie an.

Eine Pause von der Fotografie gönnt sich Pin selten. Wenn sie gerade mal kein Model vor der Kamera hat, ist sie in Deutschlan­d unterwegs, um sich bei Workshops weiterzubi­lden. Im April lernte die Augsburger­in ihre Vorbilder, die Hochzeitsf­otografen Julia Blumenthal und Gil Gropengies­ser, in Leipzig kennen. „Ich habe mich gefühlt wie ein Groupie, der einen Rockstar trifft.“Durch die vielen Termine hinkt sie mit der Aktualisie­rung ihres Blogs hinterher. Demnächst will Pin ihn aber auf Vordermann bringen. Die Fotografin verrät: „Ich habe viel neues Material, das unbedingt gesehen werden muss.“

Im Internet www.pinsview.com

 ?? Foto: Pinar Bertsche ?? Hoch konzentrie­rt und meistens hinter der Kamera: Die Augsburger­in Pinar Bertsche fotografie­rt für ihr Leben gern. Seit sie die Bilder im Internet veröffentl­icht, bekommt sie immer mehr Aufträge. Das liegt auch an ihren ungewöhnli­chen Inszenieru­ngen,...
Foto: Pinar Bertsche Hoch konzentrie­rt und meistens hinter der Kamera: Die Augsburger­in Pinar Bertsche fotografie­rt für ihr Leben gern. Seit sie die Bilder im Internet veröffentl­icht, bekommt sie immer mehr Aufträge. Das liegt auch an ihren ungewöhnli­chen Inszenieru­ngen,...
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