„Wir wollen noch lebenswerter sein“
Seit zweieinhalb Jahren ist Franz Feigl nun Chef im Königsbrunner Rathaus. Im Interview spricht er über realisierte Projekte, offene Baustellen und sagt, wie er sich die Stadt in zehn Jahren vorstellt
Herr Feigl, die Hälfte Ihrer Amtsperiode ist um. Was ist aus Ihrer Sicht das Positive, was ist geschafft worden? Franz Feigl: Wir hatten zwei große Themenkomplexe, mit denen wir im Wahlkampf noch gar nicht gerechnet haben. Zum einen das Thema Asyl, das uns kalt erwischt hat. Durch die dezentrale Unterbringung konnten wir eine flächendeckend vernünftige und qualitativ gute Unterbringung der Menschen in Königsbrunn ermöglichen. Daneben hat sich in Königsbrunn schnell ein großer Helferkreis engagierter Bürger gebildet. Dadurch konnte ein besseres Ankommen der Asylsuchenden und der Weg für ein friedliches Miteinander in Königsbrunn bereitet werden. Der zweite überraschende Punkt war die Königstherme, wo sich gezeigt hat, dass die Insolvenz nicht zu vermeiden war. Hier konnten wir durch den Kauf sicherstellen, dass wir eine für Königsbrunn positive Entwicklung dieser Immobilie mitten in der Stadt vorantreiben können und nicht jahrelang dem Verfall zuschauen müssen.
Und bei den geplanten Projekten? Feigl: Wir haben die langersehnte Straßenbahn auf den Weg gebracht. Hier steigen wir im Stadtrat in die Detailarbeit ein, damit wir vernünftige Lösungen für die Bedürfnisse des Unternehmens und der Anwohner der Trasse hinbekommen. Um bezahlbare Wohnräume für unsere Bürger zu schaffen, haben wir das Kapital unserer Tochtergesellschaft GWG verdoppelt. Somit konnten und werden wir Enormes auf den Weg bringen. Es wird derzeit an mehreren Orten in der Stadt gebaut und wir planen weiter. Auch beim Thema Bildung haben wir vieles auf den Weg gebracht. Wir reparieren unsere Schulen nicht nur, sondern schaffen Raum für pädagogische Neuerungen. Dazu kamen die Projekte wie die Kita am See, der Infopavillon 955 oder die Jugendfreizeitstätte Matrix, die mein Vorgänger angeschoben hat und welche wir gemeinsam eröffnen konnten.
Es sind ja auch noch einige Projekte offen. Was ist in den nächsten zweiein- halb Jahren noch zu schaffen, was halten Sie für realistisch? Feigl: Ich hoffe, dass wir einige Baugebiete zum Laufen bekommen. Zwei bis drei Bebauungspläne haben bei der Umsetzung Vorrang, um Nachverdichtungen zu ermöglichen. Auch möchten wir das Baugebiet 3 voranbringen und stehen mit den Eigentümern in engen Verhandlungen. Insgesamt ist es momentan schwierig, Baugrund zu bekommen. Wir haben noch viele praktizierende Landwirte, die ihre Flächen selbst brauchen. Die hohen Grundpreise sind kein Verkaufsargument, weil die Menschen keine Zinsen für ihr Geld bekommen. Ähnliche Probleme haben wir an der Rathauswiese, viele möchten kein Geld, sondern Immobilien und die haben wir momentan nicht.
Und bei den Großprojekten im Zentrum? Feigl: Bei der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße ist es mein Ziel, noch vor 2020 eine genehmigte Planung stehen zu haben, damit man danach sofort loslegen kann. Hier müssen wir zeitgleich drei Dinge tun: Eine solide Planung machen, uns um die Fördergelder kümmern und die Fragen klären, die die Anlieger betreffen, auch was die Beitragsregelungen angeht. Dieses Prozedere dauert etwa zwei bis drei Jahre. Bei der Neuen Mitte wollen wir einen lebenswerten zentralen Bereich schaffen, der für alle etwas bietet, von den Kindern bis zu den Senioren. Die ersten Planungsschritte für den Wasserlauf sind gut, aber wir müssen noch etwas drauflegen. In zehn Jahren sollte die Umgestaltung geschafft sein.
Es gibt häufig Kritik, dass es nicht schnell genug vorangeht. Wie reagieren Sie darauf? Feigl: Wenn man mit einer soliden Finanz- und einer ausgewogenen Personalpolitik arbeiten möchte, kann man nur eine bestimmte Zahl von Aufgaben bewältigen. Bei manchen Dingen hängen wir auch von externen Faktoren ab. Nehmen wir die Rathauswiese: Wenn ein Eigentümer sein Haus nicht verkaufen möchte, kann ich nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden. Die Suche nach Lösungen ist dann oft ein langwieriger Prozess. Sie sprechen die Verwaltung an. Vor der Wahl kamen Meldungen über Unstimmigkeiten im Rathaus. Wie hat sich diese Situation aus Ihrer Sicht entwickelt? Feigl: Wir haben in der Bauverwaltung umstrukturiert, um Potenziale freizusetzen und die Straßenverkehrsbehörde aufgestockt, um effizienter arbeiten zu können. Wir haben auch im Stadtrat überlegt, noch eine Stelle im Bauamt zu schaffen. Allerdings ist dort der Markt an Fachkräften sehr dünn und wir haben nur für begrenzte Zeit diesen großen Bedarf. Insgesamt hatten wir durch die vielen Personalwechsel in den letzten Jahren ohnehin frischen Wind in der Verwaltung, sodass mein Eindruck ist, dass alle ganz guter Dinge sind.
Im Stadtrat kamen gerade während der Haushaltsreden Vorwürfe, dass Anträge aus den anderen Parteien nur mit großer Verzögerung oder gar nicht behandelt würden. Wie stehen Sie dazu? Feigl: Diese Vorwürfe nehme ich sehr ernst. Für die anstehenden Millionen-Projekte braucht man Zeit für die Ausarbeitung aussagekräftiger Sitzungsvorlagen und auch Diskussionszeit. Dadurch fehlt manchmal die Zeit die oft komplexen Anfragen zeitnah bearbeiten zu können, auch weil anderes dringlicher weitergebracht werden musste. Aber ich werde die Befassung verbessern und beschleunigen. Jetzt im Mai und Juni werden wir vieles noch behandeln können.
Unter den genannten Anträgen waren die Sperrung der Rathausstraße für den Verkehr und die Abschaffung von Tempo 50 auf der Wertachstraße. Feigl: Die Wertachstraße werden wir im Zusammenhang mit einem Gesamtverkehrskonzept zum Umbau der Innenstadt angehen. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle. Viele Bobinger nutzen die Straße und fahren bei Königsbrunn Nord auf die neue B17. Hier könnte sich auch im Zuge der Planungen zum neuen Baugebiet in Haunstetten etwas tun. Dort soll es eine neue B 17-Auffahrt geben, die auch für die Bobinger interessant sein könnte. Das würde die Wertachstraße entlasten. Eventuell wird diese auch Richtung Norden verlängert. Beim Tempo kann man auch im Zuge der Errichtung eines Kreisverkehrs am Friedhof nochmals sprechen: Als Autofahrer fühlt man sich natürlich gebremst, andererseits sagen die Anwohner hinter dem Lärmschutzwall, dass es jetzt ruhiger geworden ist. Vielleicht ist ein Mittelweg die Lösung.
Und bei der Rathausstraße? Feigl: Die Betriebe dort wünschen sich die Sperrung, weil es Sicherheit für die Gäste bringt. Andererseits muss man sehen, ob die engen Straßen in dem Gebiet den Verkehr aufnehmen können, der jetzt durch die Rathausstraße läuft. Eine kurzfristige Lösung mit einer Sperrung für ein, zwei Monate im Sommer wäre durchaus überlegenswert. Das Thema wird in den Rat eingebracht und wir werden ein Konzept beauftragen, dass beides mit Blick auf den Umbau beleuchtet.
Wo sehen Sie Königsbrunn in zehn Jahren? Thermenstadt ist man nicht mehr, was soll an dessen Stelle treten? Feigl: Wir sind die lebenswerte Stadt an der Via Claudia und wollen noch lebenswerter sein. Schulstadt – diesen Titel werden wir behalten, auch mit Blick auf die Sanierungen. Sportstadt sind wir und werden versuchen, weitere Entwicklungen anzustoßen. Beispielsweise werden wir dann mehr als zwei Kunstrasenplätze haben und wieder schwimmen können. Zum Thema Kulturstadt: Es ist zwar sportlich, aber ich denke, in zehn Jahren wird der gewünschte Veranstaltungssaal fertig sein. Und in zehn Jahren sollte der Umbau der Innenstadt in einen lebenswerten, attraktiven zentralen Bereich geschafft sein, der eine Visitenkarte für Königsbrunn ist.
Die Fragen stellte Adrian Bauer