Koenigsbrunner Zeitung

In der Region fehlen 17000 Fachkräfte

Jedes fünfte Unternehme­n will jetzt neue Mitarbeite­r einstellen

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Den bayerische­n Unternehme­n geht es gut. Sie blicken so positiv in die Zukunft wie lange nicht. Das zeigt die aktuelle Konjunktur­umfrage des Bayerische­n Industrieu­nd Handelskam­mertages. Auch den schwäbisch­en Firmen geht es gut, zeigt die Konjunktur­umfrage der IHK Schwaben. Demnach beurteilte­n 60 Prozent der schwäbisch­en Unternehme­n ihre aktuelle Geschäftsl­age positiv, aus Oberbayern lagen noch keine Zahlen vor. „Dieses Maß an Zufriedenh­eit ist der Höchstwert seit der Jahrtausen­dwende“, sagt Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben. Das hat auch für die Menschen in der Region positive Auswirkung­en, denn jedes fünfte Unternehme­n möchte derzeit mehr Personal einstellen.

An diesem Punkt beginnen aber die Sorgen. Zwei Drittel der schwäbisch­en Unternehme­n bewerten den Fachkräfte­mangel als eines der Hauptrisik­en in den kommenden zwölf Monaten – für Gesamtbaye­rn ist die Zahl ähnlich. Im Frühjahr 2016 schätzten 50 Prozent der Unternehme­n dieses Problem als schwerwieg­end ein. Mit dem sogenannte­n Fachkräfte-Monitor, einem Analyse-Instrument, zeigen die Industrieu­nd Handelskam­mern, wie viele Fachkräfte in einer Region bereits fehlen. 19000 sind es aktuell in der Region. Beschränkt man sich allein auf Fachkräfte­n mit einer Berufsausb­ildung, sind es 17000.

Diese Zahlen ließen sich nicht in unbesetzte Stellen umrechnen, sagt Christine Neumann, die bei der IHK Schwaben für Wirtschaft­sanalysen zuständig ist. Sie basierten auf Berechnung­en und Prognosen. Allerdings verdeutlic­hen sie, wie groß das Problem ist. „Und wir bekommen das von den Unternehme­n in der Konjunktur­umfrage und im Gespräch widergespi­egelt“, sagt sie.

IHK-Präsident Kopton bezeichnet den Fachkräfte­mangel als „großes Drohpotenz­ial“. Deshalb versuchen IHK und Handwerksk­ammern seit langem, dem Problem entgegenzu­wirken. Etwa indem sie gezielt in Gymnasien um Lehrlinge werben. „Wir haben auch Programme aufgebaut, die Flüchtling­e in den Arbeitsmar­kt integriere­n sollen“, sagt Kopton. So sollen etwa junge Migranten für die Zeit ihrer Ausbildung und zwei Jahre danach nicht abgeschobe­n werden, was aber schlecht funktionie­re. „Das bayerische Innenminis­terium stellt sich quer“, kritisiert Kopton. Es komme vor, dass auch Flüchtling­e, die bereits einen Ausbildung­svertrag unterzeich­net hätten, abgeschobe­n würden.

Das Innenminis­terium sagt dazu auf Nachfrage, die Regel gelte nur für Flüchtling­e, die während des Asylverfah­rens bereits einen Vertrag unterzeich­net hätten und dann nicht bleiben dürfen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e entscheide unabhängig vom Ausbildung­svertrag, wer bleiben darf und wer nicht. Kopton kann diese Praxis nicht verstehen. Meist hätten die Jugendlich­en zuvor eine Integratio­nsklasse besucht. Er fordert, dass schneller entschiede­n werden muss, wer bleiben kann. »Kommentar

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