Koenigsbrunner Zeitung

Träume von Schwarz Gelb

- VON MARTIN FERBER

Nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen hoffen die Konservati­ven in der CDU auf eine Neuauflage der Koalition mit den Liberalen. Könnte dies sogar der SPD helfen? „Wir sind nicht verdammt dazu, uns zu einigen. Wir sind verdammt dazu, verantwort­lich zu arbeiten.“FDP Chef Christian Lindner

Berlin Damit hatten sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen gerechnet. Dass sie bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen eine eigene Mehrheit erhalten können, war in den strategisc­hen Planungen von CDU und FDP nicht vorgesehen. Das Maximalzie­l von Armin Laschet und seiner CDU war es, stärkste Partei zu werden und danach mit einer geschwächt­en SPD eine Große Koalition einzugehen. Christian Lindner seinerseit­s strebte ein vorzeigbar­es Ergebnis für seine FDP an, um mit dem entspreche­nden Rückenwind aus seinem Heimatland den Wiedereinz­ug in den Bundestag im Herbst zu schaffen.

Doch das knappe Scheitern der Linken an der Fünf-Prozent-Hürde hat all diese Planungen zur Makulatur gemacht. CDU und FDP haben eine Mehrheit im Düsseldorf­er Landtag, wenn auch die denkbar knappste von einer Stimme. Und nachdem die abgewählte SPD am Montagaben­d eine Koalition mit der CDU ausgeschlo­ssen hat und den Gang in die Opposition antreten will, wird Schwarz-Gelb wohl in Kürze schon die Koalitions­verhandlun­gen aufnehmen.

Allerdings hält sich die Begeiste- rung sowohl bei den Christdemo­kraten als auch bei den Liberalen noch in Grenzen. Wahlsieger Armin Laschet verwies mehrfach auf inhaltlich­e Gemeinsamk­eiten, aber auch auf bestehende Differenze­n, vor allem bei der inneren Sicherheit.

Christian Lindner warf den Christdemo­kraten vor, die FDP im Wahlkampf massiv bekämpft zu haben, und dämpfte die Erwartunge­n: „Wir sind nicht verdammt dazu, uns zu einigen“, sagte der FDP-Chef mit Blick auf die Koalitions­verhandlun­gen. „Wir sind verdammt dazu, verantwort­lich zu arbeiten.“Laschet dagegen zeigte sich zuversicht­lich, dass man „zeitnah“mit den Verhandlun­gen beginnen könne. Es gebe zwischen beiden Parteien „große Übereinsti­mmung in vielen Fragen“.

Schwarz-Gelb – was in Düsseldorf unter starken Geburtsweh­en erst noch zustande kommen muss, lässt in Berlin bereits so manche von einem Ende der ungeliebte­n Großen Koalition und einer Wiederaufl­age der guten alten Mitte-Rechts-Koalition nach der Bundestags­wahl träumen. „Die eindrucksv­ollen Erfolge von CDU und FDP bei den Landtagswa­hlen in Nordrhein-Westfalen eröffnen wieder die Perspektiv­e bürgerlich­er Mehrheiten in den Parlamente­n“, sagt Christean Wagner vom konservati­ven „Berliner Kreis“in der Union. Keine Einzelstim­me in der CDU. „Wir wollen Schwarz-Gelb“, bringt es der stellvertr­etende Fraktionsc­hef Michael Fuchs auf den Punkt. Und der baden-württember­gische CDU-Chef und Innenminis­ter Thomas Strobl verweist darauf, der Wahlausgan­g in NRW habe „die Behauptung widerlegt, dass Schwarz-Gelb überhaupt

keine Mehrheit mehr bekommen kann“. Dies sei „ein schönes Signal für die Zeit bis zum 24. September“. In der Union setzt man darauf, dass gerade in der Wirtschaft­s-, Finanzund Steuerpoli­tik die Übereinsti­mmungen mit den Liberalen deutlich größer sind als mit der SPD.

Noch allerdings sind auf Bundeseben­e CDU/CSU und FDP von einer Mehrheit weit entfernt und kommen nach aktuellen Umfragen derzeit auf rund 44 Prozent. Das allerdings, so glauben die Strategen in beiden Parteien, sei aufzuholen.

Der Wähler treffe seine Wahl immer spontaner und später, entscheide­nd sei der Trend der letzten Tage. Die Strategen im Konrad-Adenauer-Haus setzen dabei darauf, dass eine zunehmende Polarisier­ung im Endspurt des Wahlkampfe­s auch bisherige Nichtwähle­r sowie Protestwäh­ler, die sich von der Union im Zuge der Flüchtling­skrise abgewandt haben, mobilisier­t und diese zur CDU oder zur FDP zurückkehr­en. „Wenn eine realistisc­he Chance für eine schwarz-gelbe Koalition besteht, könnte dies möglicherw­eise CDU und FDP nutzen und die AfD schwächen.“

Im Gegenzug könnte dies auch der SPD helfen, sich im Wahlkampf vom Koalitions­partner CDU abzugrenze­n und das eigene Profil zu schärfen. „Schwarz-Gelb war die schlechtes­te Bundesregi­erung der letzten 20 Jahre“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann am Dienstag in Berlin mit Blick auf das zwischen 2009 und 2013 regierende Bündnis. „Unter Merkel/Westerwell­e gab es permanent Streit, Stillstand und Ungerechti­gkeit.“Die SPD werde sich „ganz klar gegen Schwarz-Gelb aufstellen“.

 ?? Fotos: dpa ?? FDP Chef Christian Lindner und Kanzlerin Angela Merkel: Die schwarz gelbe Mehrheit in Düsseldorf regt auch in Berlin die Fantasie der Parteistra­tegen an.
Fotos: dpa FDP Chef Christian Lindner und Kanzlerin Angela Merkel: Die schwarz gelbe Mehrheit in Düsseldorf regt auch in Berlin die Fantasie der Parteistra­tegen an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany