Koenigsbrunner Zeitung

Wo die Wiesen noch bunt blühen

Das weltweit größte Naturschut­z-Netz wird 25 Jahre alt. Ab Freitag wird gefeiert. Was das Schmuttert­al im Landkreis Augsburg so besonders macht

- VON DOROTHEA SCHUSTER

Margertsha­usen Die gelben Trollblume­n leuchten in der Sonne. Die Pflanze mit ihrer kugelförmi­gen Blüte ist selten geworden, sie ist vom Aussterben bedroht. Auf den feuchten Wiesen im Schmuttert­al bei Margertsha­usen (Kreis Augsburg) wächst die Trollblume noch, umgeben vom Breitblätt­rigen Knabenkrau­t, einer anderen Rarität, und der Kuckucks-Lichtnelke. Ab Mitte Juni blüht dann der Wiesenknop­f. Der Helle und der Dunkle Wiesenknop­fAmeisenbl­äuling brauchen ihn zum Überleben. Die beiden Schmetterl­inge legen ihre Eier in den Köpfen der Blume ab. Dort entwickeln sich die Raupen.

„Das Schmuttert­al ist ein Kleinod in Schwaben“, sagt Anton Burnhauser von der Naturschut­zabteilung der Regierung von Schwaben. Es ist ein Natura-2000-Gebiet. Das europäisch­e Naturschut­z-Netzwerk gibt es nunmehr seit 25 Jahren. Ein Grund zum Feiern. Die Regierung von Schwaben hat deshalb eine Broschüre aufgelegt unter dem Motto: Nur was man kennt, kann man auch schützen. Im Laufe der nächsten

Führungen zeigen die biologisch­e Vielfalt

Monate werden zahlreiche Führungen angeboten, die das Naturerbe mit seiner biologisch­en Vielfalt präsentier­en – von den Heiden im Ries bis zu den Mooren im Allgäu.

Die Auftakt-Exkursion findet an diesem Freitag im Schmuttert­al statt. Das 900 Hektar große Fauna-FloraHabit­at-Gebiet südwestlic­h von Augsburg hat seine Artenvielf­alt bewahrt, weil das Flüsschen der Regulierun­g entgangen ist. Regelmäßig tritt es über die Ufer, was die Mahd der Wiesen schon immer erschwert hat.

In diesem Frühjahr gab es in nur drei Wochen dreimal ein Hochwasser, sagt Christian Fendt. Der Landwirt aus Margertsha­usen bewirtscha­ftet dort Streuwiese­n. Er beteiligt sich an dem bayerische­n „Biodiversi­tätsprojek­t Schmuttert­al“, das auf einen Kabinettsb­eschluss der Staatsregi­erung aus dem Jahr 2009 zurückgeht.

Burnhauser ist froh, dass es Landwirte wie Fendt gibt. „Wir brauchen Leute vor Ort, die mitmachen.“Das Gebiet soll kein Pflegefall sein. Aber es ist ein Spagat. Die Bewirtscha­ftung der Wiesen erfolgt unter erschwerte­n Bedingunge­n. Gemäht werden darf erst spät im Jahr, damit

sich beispielsw­eise auch die Raupe des Ameisenblä­ulings entwickeln kann und die Blumen aussamen. Das Mähgut kann nicht mehr verfüttert werden und ist nur als Einstreu zu gebrauchen.

Artenvielf­alt gibt es nicht zum Nulltarif, sagt Fendt, dessen Betrieb seit 150 Jahren in Familienha­nd ist. Er hat sich für die Landschaft­spflege einen speziellen Fuhrpark zugelegt. Der Aufwand ist um ein Vielfaches höher. Wegen des Hochwasser­s kann er die Flächen häufig nicht befahren. Er appelliert an die Politik, praktikabl­e Förderprog­ramme aufzulegen –

die finanziell interessan­t sind. „Es muss sich für den Betrieb rechnen.“Da hapert es, sagt auch Burnhauser. Der Landwirt müsse so viel verdienen wie der Kollege, der Mais pflanzt oder die Wiesen mehrfach im Jahr mäht.

Bei einem Dienstleis­ter würde das Schmuttert­al mit seinen prachtvoll blühenden Wiesen nicht so aussehen wie es heute aussieht, sind Claudia Eglseer und Susanne Kuffer vom Natura-2000-Team bei der Regierung von Schwaben überzeugt. Deshalb braucht man die Landwirte – auch als Multiplika­toren. Es ist schließlic­h

ihre Heimat. Obwohl das Thema Natur in der Bevölkerun­g positiv besetzt ist, ist Natura 2000 auch nach 25 Jahren wenig bekannt. Bei vielen Landnutzer­n herrscht große Skepsis. Das soll sich mit den Exkursione­n in diesem Jubiläumsj­ahr ändern. Burnhauser: „Natura 2000 soll nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden.“

 ?? Foto: Claudia Eglseer ?? Blühende Landschaft: Das Schmuttert­al im Landkreis Augsburg ist ein Natura 2000 Gebiet.
Foto: Claudia Eglseer Blühende Landschaft: Das Schmuttert­al im Landkreis Augsburg ist ein Natura 2000 Gebiet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany