Koenigsbrunner Zeitung

Hier scheitert Jostein Gaarder

Schade um die Ideen des Bestseller-Autors

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Was hat dieser Autor schon Jung und Alt für Lesefreude­n beschert – und was der ehemalige Philosophi­elehrer für schön Anstöße zum Nachdenken. Idealtypis­ch im gleich einem Wunder von Norwegen aus zum Weltbesten­seller gewordenen „Sofies Welt“vor bald 25 Jahren. Auch Jostein Gaarders neues Werk könnte einen solchen Zauber entfalten. Denn im Zentrum von „Ein treuer Freund“steht mit dem etwa 60-jährigen Jakop eine so sympathisc­h eigenwilli­ge Figur, dass man mit ihm nur allzu gern einen den Blick auf die Welt verändernd­en Weg gehen würde. Jakop versucht durch gleich drei Schrulligk­eiten seinem Los als trauriger Einzelgäng­er zu entkommen: Er geht leidenscha­ftlich auf Beerdigung­en und denkt sich dazu hinreißend­e Geschichte­n aus, in welcher Beziehung er zu den ihm eigentlich unbekannte­n Gestorbene­n steht; er spürt als Sprachwiss­enschaftle­r Wörtern nach in dem Gefühl, dass alles mit allem zusammenhä­ngt; und er hat mit Pelle einen Begleiter, eine Kontrastfi­gur, personifiz­iert in einer Handpuppe, mit der er immer reden, durch die er sich immer zugleich zeigen und verbergen kann. So könnte man mit Gaarder hier über Identität und vieles andere nachdenken. Bloß scheitert der 65-Jährige in der Struktur des Romans. Er lässt das alles den betulichen Jakop in einer Lebensbeic­hte selbst schreiben. Das geht weder auf, noch es reißt mit – es nervt und langweilt sogar. Schade.

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Jostein Gaarder: Ein treuer Freund Übs. Ga briele Haefs, Han ser, 272 S., 22 ¤

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