Sie hat nie den Lebensmut verloren
Magdalena Krebs hat ihren 106. Geburtstag gefeiert. Sie blickt auf bewegte Jahre zurück
Was kann in über einem Jahrhundert alles passieren? Zwei Weltkriege, die erste Mondlandung und der Mauerfall. All das hat Magdalena Krebs, die im Jahr 1911 geboren wurde, miterlebt. Am Dienstag ist sie 106 Jahre alt geworden und damit die drittälteste Bürgerin von Augsburg. Mittlerweile lebt sie ein ruhiges Leben im Seniorenzentrum Christian-Dierig-Haus in Pfersee. Doch so beschaulich war es im Leben von Magdalena Krebs nicht immer.
Aufgewachsen ist sie in Nitzkydorf, einem deutschen Siedlerdorf im Südwesten Rumäniens; es ist der Geburtsort von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. „Ich konnte dennoch kaum ein Wort Rumänisch, das hat alle immer ziemlich verwundert“, sagt Magdalena Krebs. Wie damals üblich auf dem Land betrieben ihre Eltern einen Hof, auf dem sie zusammen mit ihren beiden Schwestern und ihrem Bruder kräftig anpacken musste.
Im Jahr 1929, im Alter von gerade einmal 18 Jahren, heiratete Magdalena Krebs zum ersten Mal. Fast zeitgleich brachte sie auch ihren einzigen Sohn zur Welt. Das Glück sollte allerdings nicht lange halten, nur fünf Jahre später verstarb ihr Ehemann an einer Lungenentzündung. Einer von vielen Schicksalschlägen im Leben von Magdalena Krebs. „Aber sie war immer ein positiver Mensch“, erzählt ihre Enkelin. Ihre Großmutter ließ sich nicht unterkriegen. Folglich wurde die junge, alleinerziehende Mutter wieder von ihrer Familie aufgenommen und unterstützt. Dann folgten die Jahre um den Zweiten Weltkrieg, die auch Magdalena Krebs nicht einfach wegstecken konnte. Ihr Bruder starb im Krieg und der Hunger wurde zum täglichen Begleiter.
Mit dem Ende des Weltkrieges wurde das Leben in Nitzkydorf nicht besser. Die Bodenreform von 1945 enteignete die deutschstämmigen Bewohner. Ihre Familie stand vor dem Nichts. Für Magdalena Krebs waren das harte Jahre des Arbeitens. Sie arbeitete auf einer Plantage, pflückte Äpfel und Ähnliches. Ihr Lebensmut war aber ungebrochen. 1952 heiratete sie noch einmal. Die Ehe dauert 16 Jahre, dann starb ihr Mann, ohne sich seinen Traum erfüllt zu haben: Er wollte nach Deutschland ziehen. Diesen Traum machten ihre Schwestern für sich schon etwas früher wahr, ehe Magdalena im Jahr 1983 im Alter von über 70 Jahren nachzog. „Ich hatte schon immer ein inniges Verhältnis zu meinen Schwestern und wollte in ihrer Nähe sein“, sagt sie. So wohnten die Schwestern Tür an Tür in München.
Bis ins hohe Alter von 98 Jahren lebte die Rentnerin alleine, ehe sie von ihrer Enkelin gepflegt wurde. Vor einem Jahr ist sie dann ins Christian-Dierig-Haus nach Pfersee gezogen. Wie sie es geschafft hat, so lange zu leben? Sie tippt auf die Gene, ihre Schwestern sind auch beide über 90 Jahre alt geworden.