Koenigsbrunner Zeitung

Geht dieses Duo bald getrennte Wege?

- VON MICHAEL HÖRMANN

Bernd Kränzle (CSU) und Margarete Heinrich (SPD) sind als Fraktionsc­hefs ein eingespiel­tes Team. Warum die Landtagswa­hl 2018 vieles durcheinan­derwirbelt

Die Politik schreibt immer wieder ungewöhnli­che Geschichte­n. Geschichte­n, die häufig auch mit Personen zu tun haben. Die Protagonis­ten dieser Geschichte sind CSUMann Bernd Kränzle, 74, und SPDFrau Margarete Heinrich, 52. Seit Mitte 2014 verbindet das Duo eine besondere Aufgabe: Es bestimmt in wichtiger Funktion die Geschicke der Stadt. Kränzle und Heinrich stehen jeweils an der Spitze ihrer Stadtratsf­raktion. CSU und SPD bilden die Koalition im Rathaus. Die Grünen sind Kooperatio­nspartner im Dreierbünd­nis. Dass die Stadtregie­rung ein weitgehend geschlosse­nes Bild in der Außendarst­ellung abgibt, liegt nach Einschätzu­ng von Beobachter­n auch an der Tätigkeit von Kränzle und Heinrich, die gut miteinande­r können.

Die Zusammenar­beit in dieser Konstellat­ion könnte in eineinhalb Jahren auf den Prüfstand gestellt werden. Das hat aber wenig mit der Arbeit im Stadtrat zu tun. Es geht um ein anderes Parlament – den bayerische­n Landtag. Und hier gibt es einen signifikan­ten Unterschie­d: Kränzle gehört dem Landtag an, Heinrich derzeit nicht. Wenn nun aber im Herbst 2018 der neue Landtag gewählt wird, könnten sich die Vorzeichen umdrehen. Die Land- dürfte das politische Leben von Kränzle und Heinrich ganz anders gestalten, als es bislang ist. Das hätte wohl Folgen für die Situation im Rathaus.

CSU und SPD haben ihre Landtagska­ndidaten noch nicht nominiert. Parteiinte­rn sind die Weichen gestellt. Kränzle hat jüngst erklärt, dass er für die Direktkand­idatur nicht mehr zur Verfügung stehe. Der Abgeordnet­e, der seit 1990 dem Landtag angehört, hofft, dass er womöglich mit einem sehr guten Listenerge­bnis nochmals den Einzug schafft. Ob er dieses Ziel erreicht, hängt von vielen Faktoren ab. Es entscheide­n nicht allein die Wähler. Das Ganze hat viel mit der CSU-internen Entscheidu­ng zu tun, wie die schwäbisch­e Liste personell aufgestell­t wird. Kränzle ist aus heutiger Sicht eher als Wackelkand­idat einzustufe­n.

Aus den Erfahrunge­n früherer Wahlergebn­isse abgeleitet, lässt sich spekuliere­n, dass die Chancen von SPD-Frau Heinrich deutlich höher liegen, erstmals den Sprung ins Maximilian­eum zu schaffen. Als Direktkand­idatin in einem großen Stimmkreis mit vergleichs­weise vie- len SPD-Wählern hat sie gute Ausgangsbe­dingungen, zumal Heinrich von der Zweitstimm­e profitiere­n kann. Bei der Landtagswa­hl werden Erst- und Zweitstimm­e addiert. Augsburg hat wegen der Größe der Stadt zwei Stimmkreis­e, wovon stets alle Direktkand­idaten profitiere­n.

Ein Einzug von Heinrich in den Landtag stellt die SPD-Stadtratsf­raktion vor die Frage, ob eine etwaige Landtagsab­geordnete Heinrich noch bis zur Kommunalwa­hl im Frühjahr 2020 die Fraktionsv­orsitzende bleiben soll. Parteichef­in und Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr hat angedeutet, dass ihr diese Ämterhäufu­ng nicht behagt. Insofern ist nicht ausgeschlo­ssen, dass CSU-Mann Kränzle es für die letzten eineinhalb Jahre im Stadtrat mit einem neuen SPD-Fraktionsc­hef zu tun bekommt. Erste Namen kursieren. Der stellvertr­etende Fraktionsc­hef Florian Freund könnte Heinrich vielleicht ablösen, heißt es.

Zieht Heinrich in den Landtag ein, wird sie wohl den Fraktionsv­orsitz abgeben. Bei Kränzle kann man davon ausgehen, dass er bei vorhandene­r Gesundheit bis Ende der Peritagswa­hl ode im Frühjahr 2020 die CSUStadtra­tsfraktion führt. Er ist vor Kurzem einstimmig im Amt bestätigt worden. Dies war zu einem Zeitpunkt, als der Landtagsab­geordnete davon ausgegange­n ist, dass es für ihn vielleicht sogar nochmals zur Direktkand­idatur für den Landtag reichen könnte. Parteifreu­nde, die Kränzle lange kennen, sagen nach wie vor, dass ihm der freiwillig­e Abgang sehr schwergefa­llen ist. Am Ende zog Kränzle zurück und machte den Weg für Stadtrat Andreas Jäckel frei, der nun beste Chancen hat, für die CSU anzutreten und in den Landtag einzuziehe­n.

Insofern kommt nach Informatio­nen unserer Zeitung dem Wahlergebn­is in der Fraktion eine andere Bedeutung zu, als man dachte. „Mit dem klaren Votum für Kränzle hat man ihm signalisie­rt, dass wir auf ihn in der Stadtratsf­raktion bauen“, sagt ein einflussre­icher CSU-Mann, „aber es war auch als Zeichen zu verstehen, dass es an anderer Stelle zum Generation­swechsel kommen muss“. Wegefährte­n beschreibe­n Bernd Kränzle als Politprofi. Er lebe für die Politik. An einem Punkt kommt er aber nicht vorbei: Im September wird er 75 Jahre alt. Es ist die Zeit, seine Ämter loszulasse­n. Der Verzicht auf die Direktkand­idatur für den Landtag war ein Schritt in diese Richtung.

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Bernd Kränzle
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M. Heinrich

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