Schlagfertig im Kampf gegen das Älterwerden
Angelika Beier zeigt sich im Spiegelsaal als wandlungsfähige Künstlerin und tolle Sängerin
Königsbrunn Angelika Beier steht schon seit fast 40 Jahren auf der Kabarettbühne, doch in die Jahre kommen will sie auf keinen Fall. Jetzt war sie zu Gast im Spiegelsaal in Königsbrunn.
In ihrem neuen Programm „Durchboxen statt Botoxen Hinfallen. Aufstehen. Mund abputzen. Weitermachen.“spielt sie einige Rollen: Angefangen von Dr. Froschauer, einer Schönheit- schirurgin, die am liebsten alle Falten auf einmal von der Welt wegoperieren möchte, über Gisa, die das eigene Älterwerden verdrängt, indem sie ihren Mann zu Schönheitsoperationen drängen möchte, bis hin zu der extrovertierten Polin Kadiza, welche sich wie im Rausch diverse Körperteile modifizieren lässt, bis sie „zu 90 Prozent aus Ersatzteilen besteht“. Doch namensgebend für Beiers Programm ist Fanny. Beier verkörpert mit der sympathischen Münchnerin den Wunschtraum, sich dem Älterwerden zu erwehren, indem man sich ganz einfach allen Alterserscheinungen beugt.
Pointen setzt Beier in ihrem Programm nur dezent, sodass nicht der Witz im Vordergrund zu stehen scheint, sondern die vielen verschiedenen Persönlichkeiten, die sie an einem Abend auf die Bühne bringt. So lässt Beier Fanny, um in Schwung zu bleiben zu einer Boxerin werden, die mal mehr, mal weniger erfolgreich versucht, ihren Trainer mit ihrer Kraft und Ausdauer zu beeindrucken.
Auch wenn Fanny den Ansprüchen des Trainers nicht immer ganz gerecht werden kann, gelingt es Beier nicht nur mit klassischem Kabarett ihr Publikum zu unterhalten, sondern wurde auch wegen ihrer Gesangsdarbietungen mit reichlich Applaus belohnt. Als Fanny singt sie über ihr Lebensmotto „Wikatu – „Ich will, kann, tu“.
In der Rolle als Kadiza lässt sie diese stolz singend erzählen, aus welchen Ländern sie ihre „Ersatzteile“hat. Von der Hüfte aus Hawaii bis zu den blonden Haaren aus Stockholm ist an Kadiza beinahe nichts mehr original und dennoch stellt gerade sie eine wichtige Stütze für Beiers Programm.
Während die anderen Rollen stets Fannys Freunde und Bekannte aus München darstellen, wagt sie mit Kadiza einen weiten Sprung in die glamouröse Welt der Junggebliebenen. Nicht nur die extravagante Kleidung hebt Kadiza von ihren Leidensgenossen ab, sondern auch die Lebensphilosophie, dass man sich Jugend kaufen könne, unterscheidet sie von Fanny und ihren Freunden, die durch Bewegung, Bildung oder jüngere Freunde am Rad der Zeit drehen möchten. Doch gerade weil Kadiza durch ihre Taktik am glücklichsten zu sein scheint, wirft Beier hier geschickt einen unterschwelligen, aber doch schweren Schatten.
„So ist es im Leben. Das war, wie wenn man selbst draußen steht“, lobt eine Dame aus dem Publikum Beier nach dem Programm. Doch was nun wirklich gegen das Altern hilft, kann wohl niemand sagen. Für Beier hilft am besten nur eins: „In die Welt hinaus gehen. Reden, singen und tanzen.“