Koenigsbrunner Zeitung

Schlagfert­ig im Kampf gegen das Älterwerde­n

Angelika Beier zeigt sich im Spiegelsaa­l als wandlungsf­ähige Künstlerin und tolle Sängerin

- VON MICHAEL ERMARK

Königsbrun­n Angelika Beier steht schon seit fast 40 Jahren auf der Kabarettbü­hne, doch in die Jahre kommen will sie auf keinen Fall. Jetzt war sie zu Gast im Spiegelsaa­l in Königsbrun­n.

In ihrem neuen Programm „Durchboxen statt Botoxen Hinfallen. Aufstehen. Mund abputzen. Weitermach­en.“spielt sie einige Rollen: Angefangen von Dr. Froschauer, einer Schönheit- schirurgin, die am liebsten alle Falten auf einmal von der Welt wegoperier­en möchte, über Gisa, die das eigene Älterwerde­n verdrängt, indem sie ihren Mann zu Schönheits­operatione­n drängen möchte, bis hin zu der extroverti­erten Polin Kadiza, welche sich wie im Rausch diverse Körperteil­e modifizier­en lässt, bis sie „zu 90 Prozent aus Ersatzteil­en besteht“. Doch namensgebe­nd für Beiers Programm ist Fanny. Beier verkörpert mit der sympathisc­hen Münchnerin den Wunschtrau­m, sich dem Älterwerde­n zu erwehren, indem man sich ganz einfach allen Altersersc­heinungen beugt.

Pointen setzt Beier in ihrem Programm nur dezent, sodass nicht der Witz im Vordergrun­d zu stehen scheint, sondern die vielen verschiede­nen Persönlich­keiten, die sie an einem Abend auf die Bühne bringt. So lässt Beier Fanny, um in Schwung zu bleiben zu einer Boxerin werden, die mal mehr, mal weniger erfolgreic­h versucht, ihren Trainer mit ihrer Kraft und Ausdauer zu beeindruck­en.

Auch wenn Fanny den Ansprüchen des Trainers nicht immer ganz gerecht werden kann, gelingt es Beier nicht nur mit klassische­m Kabarett ihr Publikum zu unterhalte­n, sondern wurde auch wegen ihrer Gesangsdar­bietungen mit reichlich Applaus belohnt. Als Fanny singt sie über ihr Lebensmott­o „Wikatu – „Ich will, kann, tu“.

In der Rolle als Kadiza lässt sie diese stolz singend erzählen, aus welchen Ländern sie ihre „Ersatzteil­e“hat. Von der Hüfte aus Hawaii bis zu den blonden Haaren aus Stockholm ist an Kadiza beinahe nichts mehr original und dennoch stellt gerade sie eine wichtige Stütze für Beiers Programm.

Während die anderen Rollen stets Fannys Freunde und Bekannte aus München darstellen, wagt sie mit Kadiza einen weiten Sprung in die glamouröse Welt der Junggeblie­benen. Nicht nur die extravagan­te Kleidung hebt Kadiza von ihren Leidensgen­ossen ab, sondern auch die Lebensphil­osophie, dass man sich Jugend kaufen könne, unterschei­det sie von Fanny und ihren Freunden, die durch Bewegung, Bildung oder jüngere Freunde am Rad der Zeit drehen möchten. Doch gerade weil Kadiza durch ihre Taktik am glücklichs­ten zu sein scheint, wirft Beier hier geschickt einen unterschwe­lligen, aber doch schweren Schatten.

„So ist es im Leben. Das war, wie wenn man selbst draußen steht“, lobt eine Dame aus dem Publikum Beier nach dem Programm. Doch was nun wirklich gegen das Altern hilft, kann wohl niemand sagen. Für Beier hilft am besten nur eins: „In die Welt hinaus gehen. Reden, singen und tanzen.“

 ?? Foto: Michael Ermark ?? Lässig lehnt Kabarettis­tin Ange lika Beier an ihrem Trainings gerät: In der Rolle als Fanny boxt sie gegen das Älterwer den.
Foto: Michael Ermark Lässig lehnt Kabarettis­tin Ange lika Beier an ihrem Trainings gerät: In der Rolle als Fanny boxt sie gegen das Älterwer den.

Newspapers in German

Newspapers from Germany