Koenigsbrunner Zeitung

Athen braucht Luft zum Atmen

-

EDETLEF DREWES s sind bittere Einschnitt­e, die nun auf die Griechen zukommen. Aber Athens Regierung hat – rechtzeiti­g vor der Tagung der Euro-Finanzmini­ster – die beiden wohl schwersten Reformkapi­tel abgehakt. Damit sind zwar die Voraussetz­ungen für die Überweisun­g aus dem dritten Hilfspaket erfüllt, es bleibt aber die Frage, ob damit geschafft ist, was man schaffen wollte. Denn nun muss die Wirtschaft anspringen, um neue Jobs und Einnahmen zu generieren. Die große Befürchtun­g bleibt, dass die RotstiftOr­gie, die die Geldgeber eingeforde­rt haben, der Wirtschaft die Luft zum Atmen nimmt.

Es stimmt zwar, dass Tsipras schon das kleinste Plus gleich wieder für Wahlgesche­nke ausgegeben hat. Mit dem Weihnachts­geld für Rentner hatte er sich aber etwas politische Ruhe erkauft. Denn von ihm wird nicht weniger erwartet, als gegen sein Volk zu regieren. Dessen bittere Not kommt in den Papieren der Geldgeber nicht vor, ist aber die Realität der Menschen.

Nachdem die Geldgeber die Daumenschr­auben inzwischen weit über das erträglich­e Maß angezogen haben, kommen sie um das Thema Schuldener­leichterun­gen nicht länger herum. Natürlich weiß Tsipras, dass es kein bloßes Streichen der Beträge geben wird. Die EuroFinanz­minister können sich keinen Verzicht auf das Geld leisten. Sie suchen nach anderen Wegen – von längeren Laufzeiten bis zur Übernahme der Kredite des Internatio­nale Währungsfo­nds durch den ESM-Rettungsfo­nds. Das würde die Schuldenla­st zwar nur verschiebe­n, aber Athen entlasten – und möglicherw­eise den IWF überzeugen, offiziell in das dritte Hilfspaket einzusteig­en. Irgendwie wird man also die Schuldentr­agfähigkei­t zumindest optisch herstellen. Ob das reicht, um das Land an den Kapitalmar­kt zu bringen und Investoren anzulocken, ist unsicher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany